„Keiner versteht das“, sagt André Gorsky und schüttelt den Kopf. Seiner Familie gehört der „Lotto-Tabak-Zeitschriften-Post Shop Gorsky“ an der Kreuzstraße, wo er hinter dem Tresen steht. Der 37-Jährige spricht über einen Platzverweis, den der benachbarte Netto gegenüber einem Dortmunder ausgesprochen hatte.
Es geht um „Stefan“. Das ist der Spitzname des Mannes, den viele Leute kennen, die regelmäßig in der Netto-Filiale einkaufen. André Gorky erzählt, dass „Stefan“ nicht nur oft auf einem Stuhl vor dem Netto gesessen habe. Er habe auch ehrenamtlich vor dem Geschäft für Sauberkeit und Ordnung gesorgt. „Stefan“ habe gefegt und die Einkaufswagen geordnet. Er habe sich um die Hunde der Kunden gekümmert, solange diese einkaufen waren. „Er ist hilfsbereit und schnorrt nicht“, sagt André Gorsky über „Stefan“.

Umso verwunderter war André Gorsky, als er von Kunden seines Ladens hörte, dass „Stefan“ von seinem angestammten Platz am Eingang des Netto verbannt worden sei.
Er habe „Stefan“ nach dem Grund gefragt. Dieser habe ihm erzählt, dass sich neulich zwei „Kollegen“ zu ihm vor den Netto gesetzt und dort Bier getrunken hätten. Daraufhin sei es zu Kundenbeschwerden gekommen, woraufhin Netto mit dem Platzverweis reagiert habe.
Unterschriftenaktion geplant
André Gorsky betont: „Ich möchte nicht gegen Netto hetzen.“ Die Reaktion findet er trotzdem überzogen. „Stefan hat ja nichts gemacht. Man hätte wegen seiner Kollegen auch erst mal mit ihm sprechen können.“
André Gorsky machte den Sachverhalt in einem Facebook-Posting öffentlich. „Es gab eine große Resonanz“, sagt er. Viele Nutzer und Netto-Kunden zeigten sich unter dem Beitrag solidarisch mit „Stefan“. „Er gehört mittlerweile zur Kreuzviertel-Familie“, sagt André Gorsky.
Er kündigte sogar eine Unterschriften-Aktion an, damit „Stefan“ seinen Stammplatz wiederbekommt. Unser Reporter hat „Stefan“ am Mittwoch (29. November) nicht vor Ort antreffen können. Laut der WAZ, die zuerst über das Thema berichtet hatte, ist Stefan 59 Jahre alt und wohnt in der Nähe des Südwestfriedhofs.
Netto reagiert
Inzwischen hat sich das Blatt für „Stefan“ aber wohl zum Guten gewendet. Wie Netto auf Nachfrage unserer Redaktion am Mittwochnachmittag schriftlich mitteilt, sei in einem „einvernehmlichen Gespräch“ geklärt worden, dass „Stefan sich weiterhin vor der Filiale aufhalten kann, sofern er sich an die besprochenen Rahmenbedingungen hält“. Welche Rahmenbedingungen das sind, schreibt Netto nicht.
Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Wir nehmen den geschilderten Sachverhalt ernst und haben Rücksprache mit unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort gehalten. Grund für den Platzverweis waren vermehrte Kundenbeschwerden.“
Trickdiebe im Kreuzviertel unterwegs: Rita Jakobus (66) wurden gleich 150 Euro gestohlen
Zwei neue Geschäfte eröffnen im Kreuzviertel: Hofladen und Kinder-Boutique gehen an den Start
Dortmunds Kinder werden immer ärmer: „Familien steht Wasser bis zum Hals“