Der Döner ist und bleibt einer der beliebtesten Imbissklassiker im Ruhrgebiet. Kontinuierlich eröffnet gefühlt alle naselang eine neue Döner-Bude. Dass viele davon nicht genug bekommen können, hat auch „Der Thüringer“ am Alten Markt gemerkt. Der bekannte Dortmunder Imbiss ist auf den Döner-Zug aufgesprungen und hebt das Ganze dabei auf ein anderes Level.
Seit einigen Wochen steht der Steak-Döner auf der Speisekarte. Ist das die Veredelung der türkischen Spezialität zum Schnäppchenpreis? Beim Test merken mein Kollege und ich schnell, dass der Steak-Döner ganz anders aussieht und schmeckt, als wir ihn uns vorgestellt haben.

Was ist ein Steak-Döner?
Der Steak-Döner mit Rindfleisch ist der einzige Döner auf der Speisekarte des „Thüringer“-Imbisses. Vorgestellt hatten wir ihn uns in etwa so, dass ein Steak in Streifen geschnitten, ins Döner-Brötchen gelegt und mit den üblichen Zutaten belegt wird. So in der Art sieht das auch auf dem Werbeplakat am und im Laden aus.
Klingt super, finden wir, vor allem, für den Preis: 8,90 Euro soll der Döner kosten, montags im Angebot sogar nur 7,90 Euro. Das liegt nicht weit weg vom mittlerweile üblichen Döner-Preis. Durchschnittlich kostet ein Döner in Dortmund zwischen 6 und 7 Euro, Ausnahmen kosten fast 10 Euro.
Als wir „Der Thüringer“ betreten, sind wir zunächst irritiert. Denn hinter der Theke dreht sich ein Dönerspieß, der ganz normal aussieht. Genau von diesem Spieß wird unser Fleisch für den Döner geschnitten. Auf den einen bekommen wir Chili-Soße und keine Zwiebeln, auf den anderen Joghurt-Soße „mit alles“.
Am Ende sieht der Steak-Döner dann doch so ziemlich genauso aus, wie jeder andere. Weil wir uns das anders vorgestellt hatten, sind wir im ersten Moment etwas enttäuscht. Umso neugieriger sind wir auf den Geschmack.
Wie schmeckt der Edel-Döner?
Ich bereue schnell, mich für die Chili-Soße entschieden zu haben. Immerhin hält sie, was sie verspricht: Nach der Hälfte sauge ich zischend Luft ein, um den Brand im Mund zu löschen. Dann beneide ich meinen Kollegen, als ich von seinem Joghurt-Knoblauch-Steak-Döner probiere; er hat definitiv die bessere Wahl getroffen. Die leicht süßliche Chili-Soße passt nicht zum Salat und überdeckt den Fleischgeschmack.
Die Joghurt-Soße schmeckt nicht zu doll nach Knoblauch und passt deutlich besser zum Fleisch. Apropos Fleisch: Das unterscheidet sich bei näherem Hinsehen doch etwas vom klassischen Döner-Fleisch. Manche Stücke sind knusprig, andere etwas fettig, andere zartrosa. Leider erwische ich auch ein paar knorpelige Stücke. Das Fleisch schmeckt durch die Marinade wie klassisches Döner-Fleisch, ist aber deutlich saftiger.

Positiv fällt uns auf, dass hier ein Viertelstück Fladenbrot zum Einsatz kommt. Die meisten Dönerbuden sind inzwischen auf die ovalen Dönertaschen umgestiegen. Die haben oft weniger Geschmack, halten Fleisch, Soße und Salat aber besser zusammen. Durch das Fladenbrot sifft alles durch, dafür hat das knusprige Brot deutlich mehr Geschmack. „Und Döner kann man sowieso nicht essen, ohne sich einzusauen“, stellt der Kollege richtigerweise fest.
Satt werden wir auf jeden Fall, ein bisschen bleibt sogar bei uns beiden übrig. Geschmacklich einigen wir uns auf ein „ganz gut bis okay“. „Wir haben uns einfach etwas ganz anderes vorgestellt“, sagt der Kollege. Wir wären beide bereit gewesen, den doppelten Preis zu zahlen, wenn wir dafür unseren Fantasie-Döner bekommen hätten und hätten „unsere“ Version deutlich innovativer gefunden.
Was sagen andere Gäste?
Die Kunden des „Thüringer“-Imbisses sehen das offenbar anders als wir. Als wir Betriebsleiterin Mira Ilic fragen, spricht sie von fast durchweg begeisterten Gästen. Während unserer Mittagspause in der Imbissbude stellen wir tatsächlich fest, dass ein großer Teil der Kunden für den Steak-Döner kommt und das Personal vielfach lobt.
„Dass es so gut läuft, hätten wir nicht gedacht. Das war eine gute Idee“, sagt Ilic. Die Idee habe es schon länger gegeben, aber erst als die Fußball-EM viele Touristen nach Dortmund brachte, habe sich der Imbiss getraut, die Idee umzusetzen. Seitdem wollen viele Gäste nicht mehr die klassische Pommes-Currywurst, sondern den Steak-Burger.

„Freitags und samstags verkaufen wir fast nur Döner“, sagt sie. An guten Tagen gingen zwei Spieße à 35 Kilogramm über die Theke, an Samstagen auch schon mal zwei 50-Kilo-Spieße. „Das Rindfleisch kommt vom Schenkel und wird 24 Stunden lang mariniert und anschließend in feine Streifen geschnitten und aufgespießt“, sagt die Gastronomin. Der fertige Spieß werde dem „Thüringer“-Imbiss dann fertig angeliefert. An sich sei das Fleisch recht mager, „ein bisschen Fett muss aber sein, sonst wird es zu trocken.“
Das Fleisch vom Spieß herunterzuschneiden, musste das Team erst lernen. Mira erinnert sich an wochenlangen Muskelkater von der ungewohnten Bewegung. Dass die den Angestellten inzwischen leicht von der Hand geht, macht sie stolz, „schließlich sieht man so gut wie nie Frauen, die Döner machen.“