Seit Wochen sind Pendler genervt von den Auswirkungen eines Brückenschadens auf der Autobahn 45 im Dortmunder Westen. Die Autobahn GmbH hat in Höhe Marten in beiden Fahrtrichtungen die Verkehrsführung geändert. Zwischen der Anschlussstelle Dortmund-Hafen und dem Kreuz Dortmund-West trennen schraffierte Flächen und Trennwände aus Metall die jeweils beiden Spuren.
Schilder fordern die Autofahrer frühzeitig auf, sich vor dem Kreuz beziehungsweise der Anschlussstelle rechts einzuordnen, falls sie dort die A45 verlassen wollen. Ebenso ist ein Wechseln auf die linke Fahrspur nicht möglich, etwa um auf die Autobahn auffahrenden Autos Platz zu machen. Dadurch kommt es bereits vor Einfahren in den betreffenden Bereich zu Staus auf der rechten Fahrspur. Insbesondere im Berufsverkehr müssen Pendler mehr Zeit einplanen.
Dr. Michael Schreckenberg ist Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen. Wir haben den renommierten Stauforscher um seine Expertenmeinung gebeten. Er verweist darauf, dass es durch Markierungen grundsätzlich möglich sei, nur einen Wechsel von der rechten auf die linke Fahrspur zu erlauben.
Zweifel an Berechnungen
Durch die massive Sperrung zusätzlich mit den Trennwänden habe die Autobahn GmbH wohl verhindern wollen, dass Lkw links fahren. „Man will die Tonnage einfach gering halten“, erklärt er im Gespräch. Es gebe die Angst, die Brücke über Martener Straße, Stadtbahn- und Eisenbahngleise sperren zu müssen. „Wahrscheinlich hatte man nicht im Blick, dass das so eine massive Auswirkung hat.“
Michael Schreckenberg vermutet, dass bei der Planung der Schutzmaßnahme für die Brücke das lokale und regionale Verkehrsaufkommen zu wenig berücksichtigt worden sei. Susanne Schlenga, Sprecherin der Regionalniederlassung Hagen von Autobahn Westfalen, erklärt dazu: „Bei der Planung einer Verkehrsführung, die Auswirkungen auf das so genannte nachgeordnete Netz haben, werden in der Regel die betroffenen Kommunen und natürlich auch die zuständigen Polizei- und Feuerwehrdienststellen beteiligt.“
Für die Planungen seien in diesem Fall unterschiedliche Varianten betrachtet worden. Die nun installierte Verkehrsführung habe dabei die geringste Staubildung erwarten lassen. Für Michael Schreckenberg ist das zu unkonkret. „Welche Untersuchung hat da stattgefunden, wer hat untersucht, wie die geringste Staubildung stattfindet?“, fragt der Verkehrsexperte. „Ich möchte die Berechnung mal sehen, die da gemacht worden ist.“

Seine Zweifel begründet er aus seinen Erfahrungen in vergleichbaren Fällen. „Ich habe immer angemahnt, dass es im Grunde keine Abstimmung gibt zwischen der Autobahngesellschaft und den regionalen Verkehren“, erklärt Michael Schreckenberg. „Die Absprache besteht darin, dass man informiert: Wir machen das so. Die Hierarchie geht von oben nach unten.“
Die Folgewirkungen der Regelung auf den Verkehrsfluss interessiere hierzulande häufig nicht. „Wenn Sie in den Niederlanden so etwas machen, müssen Sie ein wissenschaftliches Gutachten einholen, dass die lokalen Verkehre nicht behindert werden“, berichtet er.
Autobahn-Sprecherin Susanne Schlenga schreibt: „In der Regel entspannt sich die Verkehrssituation nach einer Gewöhnungszeit. Dies haben wir auch an dieser Stelle beobachten können.“ Autobahn Westfalen und die Polizei würden den Bereich beobachten und sich abstimmen. „Eine Alternative zum Schutz der Brücke hat es nicht gegeben“, betont Susanne Schlenga.