„Was gibt’s heute zu essen?“ Rezepte-App von Start-up übernimmt auch noch den Einkauf

Von Dirk Berger
App kennt die Geschmacksvorlieben und fungiert als Einkaufszettel
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Was gibt’s zu essen? Die Beantwortung dieser Kernfrage stellt Familien regelmäßig vor Herausforderungen. Dabei soll nun die App Choosy helfen. Die kostenlose App des Start-ups aus Bochum schlägt nicht nur Rezepte vor, sie nimmt Rücksicht auf Geschmacksvorlieben, Budget, Zeit und Allergien der Nutzer. Sie fungiert als Einkaufszettel und organisiert, wenn man will, die Anlieferung der Produkte.

Für irgendetwas musste Corona ja gut sei. Die Idee der Gründung von Choosy kam Julius Kuschke, als die Pandemie das Leben seiner Familie durcheinanderbrachte. Alle zu Hause, selbst arbeiten, die Kinder unterrichten und jeden Tag kochen. Was das anbelangt, „musste es etwas geben, was schnell geht, abwechslungsreich, gesund ist - und trotzdem schmeckt“, fasst der 35-jährige Gamedesigner seine Gedanken von damals zusammen.

Dabei heraus kam eine App, die man mit Vorlieben füttert, der man dann Planung und Einkauf überlässt, die einen besseren Koch aus einem macht, weil Künstliche Intelligenz (KI) die Rezeptauswahl automatisch verfeinert. KI kam ins Spiel, „weil ich bei der Arbeit ständig Musik von einem Streamingdienst hörte und verblüfft war, wie gut das Vorschlagsystem meinen Musikgeschmack traf“, sagt Julius Kuschke. Und richtig: „Es ließ sich übertragen.“

Ökologischer Fußabdruck

Bei einer Recherche stellte er fest: „So etwas gab’s noch nicht. Der Gedanke hatte genug Potential, um ihn weiter zu verfolgen.“ Über Idee und Internet kam er in Kontakt mit Vanessa Westphal. Sie prüften, wie man ihre Kompetenzen miteinander verbinden könnte.

Die Elektrotechnikerin suchte eine berufliche Veränderung. „Ich war damals in der Managementberatung tätig und hatte eine 90-Stunden-Wochen“, erzählt sie. Als Allergikerin war die Ernährung bei ihr immer ein Thema. Westphals Zuständigkeitsbereiche bei Choosy sind Marketing und Vertrieb. Für das Programmieren kam noch Hauke Jäger hinzu.

Mit Hauke Jaeger (l.) haben sich Vanessa Westphal und Julius Kuschke noch einen Programmierer in ihr junges Unternehmen geholt.
Mit Hauke Jaeger (l.) haben sich Vanessa Westphal und Julius Kuschke noch einen Programmierer in ihr junges Unternehmen geholt. © Choosy/Steffi Atze

Was die App können soll, stand schnell fest – alles. Veganer oder Vegetarier, weniger Fleisch, mehr Fisch oder umgekehrt, kein Problem. Bioladen oder Supermarkt? Wird berücksichtigt. Was man in der Woche für Lebensmittel ausgeben möchte, ebenfalls. Die App ist mit einem Health-Score verbunden, der anzeigt, wie gesund der Wochenplan ist. Ein Nachhaltigkeits-Score zeigt den ökologischen Fußabdruck an, den der Einkauf hinterlässt. Choosy weist einen sogar darauf hin, dass es noch einen Rest der teuren Garnelenpaste im Schrank gibt, die letztens beim burmesischen Rindercurry nicht aufgebraucht worden ist.

Rezepte von Food-Influencern

„Wir sind nicht mit einer Mission unterwegs“, sagt Kuschke, „wir wollen aber schon ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sich Ernährung auswirkt.“ Und immer soll es schmecken. „Die Rezepte kommen von über 200 Food-Influencern“, führt er weiter aus. Persönliche Vorlieben paaren sich Tag für Tag mit den ausgewählten Rezepten, die KI verfeinert so stetig das Angebot.

Die App macht Rezeptvorschläge (l.), bewertet den ökologischen Fußabdruck (Mitte) und fungiert als Einkaufszettel (r.)
Die App macht Rezeptvorschläge (l.), bewertet den ökologischen Fußabdruck (Mitte) und fungiert als Einkaufszettel (r.) © Montage/Choosy

Mitte 2021 erfolgte die Firmengründung. „Anfang 2023 haben wir bereits über 50.000 registrierte Nutzer“, so der Geschäftsführer. Mit Werbung verdienen die Gründer ihr Geld. „Wir nennen die Marken der Produkte, die in den Rezepten vorkommen“, so Westphal. Was die Lieferung anbelangt, gebe es eine Partnerschaft mit einer Supermarktkette. „Lieferung muss aber nicht sein, der Nutzer kann auch selbst losgehen.“ Später möchte man noch eine Premium-App anbieten, die z.B. auf Rabattaktionen des Handels hinweist.

Vanessa Westphal erklärt, wie sie mit der kostenlosen Choosy-App Geld verdient: „Wir nennen die Marken der Produkte, die in den Rezepten vorkommen.“
Vanessa Westphal erklärt, wie sie mit der kostenlosen Choosy-App Geld verdient: „Wir nennen die Marken der Produkte, die in den Rezepten vorkommen.“ © Dirk Berger

Was aber bleibt, ist das Kochen – bestenfalls gemeinsam. Apropos kleine Kinder: Die App weiß, welche Rezepte beim Nachwuchs gar nicht ziehen, sie hat’s ja gelernt. Dann bietet das kulinarische Vorschlagswesen der KI eben keinen Brokkoli an. Dafür aber zweimal Nudeln.

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