Stadtwerke wollen erstmals E-Busse rollen lassen: Fahrgäste müssen aber umsteigen

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Stadtwerke wollen erstmals E-Busse rollen lassen: Fahrgäste müssen aber umsteigen

rnLinie 440

Nach einigem Abwarten wollen nun auch die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) Ende 2021 zum ersten Mal Elektro-Busse rollen lassen. 30 Stück will DSW21 bestellen. Doch es gibt noch Fragezeichen.

Dortmund

, 10.07.2019, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Obwohl sich die Technik für Elektro-Busse im Stadium der Probephase befindet, spielen etliche kommunale Verkehrsbetriebe seit geraumer Zeit die Vorreiterrolle und bestellen die ersten E-Busse. Die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) hingegen ließen sich Zeit. Bevor wir anfangen zu investieren, so der Tenor, müsse klar sein, dass die Reichweiten der Batterieladungen stimmen. Zudem müsse es gute Fördermöglichkeiten geben.

Zumindest das scheint nun der Fall: Die Stadtwerke haben „eine Projektskizze“ für ein spezielles Förderprogramm des Bundes zum Kauf von E-Bussen eingereicht. Ob DSW21 zum Zuge kommt, entscheidet sich nach dem Sommer. Der Plan sieht vor, 30 E-Busse zu bestellen, die ab Ende 2021 peu à peu auf der Linie 440 (von Sölde nach Lütgendortmund) eingesetzt werden und Dieselbusse ersetzen sollen.

Die Linie 440 ist nicht zufällig gewählt, wie DSW21-Prokurist Ralf Habbes erklärt. Sie gehört zu den längsten Linien in Dortmund und bietet sich als guter Testlauf, die Batterie-Reichweite zu testen. „Wir setzen auf Feststoffbatterien“, sagt Habbes. Experten sehen darin den nächsten Technologiesprung und gehen davon aus, dass diese Technik die bislang verwendeten Lithium-Ionen-Batterien ablösen wird. Einmal geladen, könnte ein Bus mit einer Feststoffbatterie rund 150 Kilometer abspulen.

Raus aus dem E-Bus, rein in den E-Bus

Sein Tagespensum auf der Linie 440 erreicht er damit allerdings nicht: Die „440er“ fahren täglich 300 bis 350 Kilometer. Heisst: Die Busse müssen nach gut 100 Kilometern wieder aufgeladen werden. Das soll im Betriebshof Brünninghausen geschehen, an dem die Linie 440 auch vorbeiführt. Konsequenz für die Fahrgäste: Sie müssen den E-Bus verlassen und in einen anderen, fertig geladenen E-Bus umsteigen. Der „Ersatzbus“ wartet an einer speziellen Umsteigehaltestelle. Diese Haltestelle wollen die Stadtwerke barrierefrei und überdacht in Höhe des Betriebshofs bauen.

Das DSW21 Busdepot

Das DSW21 Busdepot © Beushausen

Dahinter steht ein einfaches Konzept: Die Verkehrsbetriebe wollen Investitionen für dezentrale Ladestationen vermeiden. Aufgetankt werden soll die E-Bus-Flotte zentral am Brünninghauser Betriebshof. Der muss zuvor kräftig umgebaut werden. Dazu wird der Dortmunder Netzbetreiber Donetz eine mehrere Kilometer lange Stromleitung legen, die acht Megawatt (MW) stark ist. Laut DSW21 eine Größenordnung, die beispielsweise das Wilo-Werk in Hörde benötigt. Gleichzeitig muss der Betriebshof neben Trafostationen mit einer Ringleitung versehen werden, die alle rund 30 neuen Ladegeräte mit Saft versorgt.

Investitionen in Höhe von 33 Millionen Euro

Wie viel Kilometer ein Bus mit einer einmal aufgetankten Strombatterie tatsächlich schafft? Für DSW21-Prokurist Habbes ist die Probephase lange nicht beendet. Schließlich sorge die Batterie nicht allein für den Antrieb des Busses. Habbes bittet, nicht zu vergessen, „dass obendrein Elektrik und Heizung von der Batterie gespeist werden.“ Offen sei auch, in welchen Zeiträumen Batterien ausgemustert werden müssten, weil die Leistung mit den Jahren sinke.

Im September erwarten die Stadtwerke das Signal, ob sie an die Fördertöpfe dürfen. Falls ja, sollen nach dem "Okay" des Aufsichtsrates im vierten Quartal 2019 die Förderanträge geschrieben werden. Die Kosten für das Projekt (Fahrzeugkauf und Umbau des Betriebshofes) belaufen sich aktuell auf gut 33 Millionen Euro. Geht der Plan auf, darf sich DSW21 auf rund 26 Millionen Euro Fördermittel freuen, der eigene Anteil beliefe sich auf 6,8 Millionen Euro. Und wenn es nicht klappt? „Dann versuchen wir es über die klassischen Förderwege“, sagt Habbes.