Wickede: Erste Sahne zum Einkaufen, aber eine hohe Verkehrsbelastung

© Andreas Schröter

Wickede: Erste Sahne zum Einkaufen, aber eine hohe Verkehrsbelastung

rnStadtteilcheck

In unserem Stadtteilcheck kommt der östlichste Dortmunder Stadtteil gut weg. In sechs Punkten liegt er über dem stadtweiten Schnitt, in vier darunter. Und einem Wickede-Fan fallen gleich mehrere Pluspunkte ein.

Wickede

, 06.11.2018, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Martin Stiefelmeier ist gebürtiger Wickeder und lebt seit 16 Jahren mit Frau und zwei Töchtern an der Freiheitsstraße, fast schon an der Grenze zu Unna – und er ist Wickede-Fan durch und durch: „Ich kann hier alle Geschäfte zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen“, sagt er, „es gibt hier alles für den täglichen Bedarf. Einkaufstechnisch ist das hier allererste Sahne“. Das sei an der Wittekindstraße in der City, wo er auch mal gewohnt habe, ganz anders gewesen. Da musste er sich ins Auto setzen, zum Einkaufen zur Möllerbrücke fahren und dort zunächst umständlich einen Parkplatz suchen.

Das wurde positiv bewertet

Nahversorgung: Martin Stiefelmeier steht mit seiner positiven Bewertung der Nahversorgung nicht allein. Auch in unserem Stadtteilcheck gab‘s hier 10 von 10 möglichen Punkten – besser geht‘s nicht – Wickede liegt damit sogar noch über dem stadtweiten Durchschnitt (9). Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka (SPD), selbst Wickeder, sagt dazu: „Mit dem umfassenden Angebot an Vollsortimentern und Discountern sucht Wickede in der Tat seinesgleichen. Diese Einkaufsmöglichkeiten werden auch von vielen Menschen aus der Nachbarschaft gerne genutzt.“

Verkehrsanbindung: 10 von 10 Punkten hat auch die Verkehrsanbindung erhalten. Kein Wunder: Wickede ist gleich doppelt mit den anderen Hellweg-Dörfern und der Innenstadt verbunden: über die S-Bahn-Linie und die Stadtbahnlinie 43, die alle zehn Minuten fährt. In den „Anmerkungen“ zum Stadtteilcheck gibt es aber auch einen Wickeder, der sich dafür ausspricht, die Stadtbahnlinie abzuschaffen. Das jedoch befürwortet Martin Stiefelmeier nicht. Besonders ältere Wickeder würden seiner Ansicht nach nicht mit der S-Bahn fahren.

Radfahren: Keine Frage, Martin Stiefelmeier würde nicht mit dem Fahrrad über den Hellweg fahren. Viel zu gefährlich. Er sei selbst schon mit dem Vorderrad in den Gleisen der Stadtbahn hängengeblieben und gestürzt. Aber: Im südlichen Bereich des Hellwegs – oft längs der Bahnlinie – gebe es ganz hervorragende Radwege. Er selbst fahre meist sogar mit dem Rad zu seiner Arbeitsstelle als Schulsozialarbeiter in der Innenstadt, obwohl er auch ein Auto besitze. Das scheinen die meisten Wickeder ähnlich zu bewerten: 8 von 10 möglichen Punkten für die Radwege in Wickede, was wiederum mehr ist als stadtweit (7).

Besser als im stadtweiten Durchschnitt bewerteten die Teilnehmer unserer Umfrage in Wickede auch die Punkte Kinderbetreuung, Angebote für Jugendliche und Wohnen.

Wickede: Erste Sahne zum Einkaufen, aber eine hohe Verkehrsbelastung

Das wurde negativ bewertet

Sauberkeit. Es gebe im Ort schon auch einige unsaubere Stellen, gibt auch Wickede-Fan Martin Stiefelmeier zu: zum Beispiel die Aufgänge zum S-Bahnhof. Auch reinige die EDG nicht mehr so gründlich wie noch vor einigen Jahren. Das Urteil der Umfrageteilnehmer: 6 von 10 möglichen Punkten. Stadtweit sind es 7. Karl-Heinz Czierpka meint dazu: „Leider sind einige Bewohner bei der Müllproduktion viel schneller als die EDG mit der Reinigung. Wilde Müllkippen werden regelmäßig abgeräumt, aber das achtlose Wegschnippen von Kippen, Brötchentüten und Pizzakästen sorgt in der Tat an vielen Stellen für ein unschönes Aussehen. Obwohl wir schon viele Mülleimer montiert haben und diese auch regelmäßig geleert werden.“

Sicherheit: Einen Punkt weniger als in der Gesamtstadt erhält auch das Thema Sicherheit (6 zu 7). Es gebe schon ein paar dunkle, schummerige Ecken, meint auch Martin Stiefelmeier – zum Beispiel an der Stadtbahn-Endhaltestelle „Post“ oder im Bereich des „Generationenparks“ an Pleckenbrink und Eichwaldstraße. Auch die Trinkerszene am Bockumweg trage möglicherweise zu dieser Bewertung bei. Ein Grund für die Ansiedlung dieser Szene seien vielleicht auch die umliegenden Geschäfte – Wettbüros zum Beispiel.

Typisch für Wickede ist die hohe Verkehrsbelastung auf dem Wickeder Hellweg.

Typisch für Wickede ist die hohe Verkehrsbelastung auf dem Wickeder Hellweg. © Oliver Schaper



Verkehrsbelastung:
Die hohe Verkehrsbelastung in Wickede ist sicherlich die Kehrseite der Medaille „gute Verkehrsanbindung“, denn natürlich sorgt auch die Stadtbahn auf dem engen Wickeder Hellweg für eine zusätzliche Belastung. Karl-Heinz Czierpka fügt den steigenden Lkw-Verkehr, zugeparkte Gehwege und fehlende Fußgängerbereiche hinzu. Wie berichtet, bemüht sich derzeit die Bezirksvertretung Brackel unter anderem darum, Tempo 30 für den Wickeder Hellweg zu erwirken.

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Ins Thema Verkehr fällt auch der extrem schlechte Zustand einiger Straßen, über den sich viele Anwohner in ihren „Anmerkungen“ beklagen. Ein Beispiel: „Einige Nebenstraßen sind in einem extrem schlechten Zustand. Der Pleckenbrink sollte schon vor langer Zeit instand gesetzt werden. Aber es tut sich nichts.“

Dazu Karl-Heinz Czierpka: „Die Kritik ist nachvollziehbar, aber hier arbeiten wir konsequent die Prioritätenliste des Tiefbauamtes ab, zuletzt waren hier der Rübenkamp und die Bremmenstraße an der Reihe. Und der Pleckenbrink wird auch in diesem Jahr noch in Angriff genommen.“

Straßen, wie hier der Pleckenbrink, sind in einem katastrophalen Zustand.

Straßen, wie hier der Pleckenbrink, sind in einem katastrophalen Zustand. © Andreas Schröter

Unterschiedliche Ansichten äußern die Teilnehmer unserer Umfrage zum Thema Weiterbau der OWIIIa (der Brackeler Straße) bis Unna: Einige sehen darin die dringend notwendige Entlastung des Verkehrs auf dem Hellweg – wie dieser Anwohner: „Die Verkehrsbelastung auf dem Hellweg ist in Asseln und Wickede zu den Stoßzeiten unmöglich. Weiterbau der OWIIIa ist erforderlich.“ Andere fürchten die Zerstörung eines wichtigen Naturschutz- und Naherholungsgebietes. Ein Beispiel: „Kein Weiterbau der Brackeler Straße, damit das Naherholungsgebiet erhalten bleibt.“

Einige Anmerkungen zum Thema Verkehrsbelastung decken sich mit Beobachtungen, die auch Karl-Heinz Czierpka gemacht hat. Der Bezirksbürgermeister beschreibt es so: „Viele nutzen die vorgeschriebenen Stellflächen und Garagen als Fahrradkeller, Werkstatt oder Abstellraum für Gartenmöbel. Die Autos, für die diese Stellflächen vorgeschrieben waren, stehen dann zusätzlich auf der Straße.“

Negativ (im Vergleich zum stadtweiten Mittelwert) bewerteten die Wickeder in unserer Umfrage auch die Grünflächen (8 zu 9).

Sport: Nicht nachvollziehen kann Martin Stiefelmeier – selbst ehemaliger Handball-Spieler und -Trainer –, dass es in der Sparte Sport lediglich eine 7 gegeben hat (wie in der Gesamtstadt). Es gebe doch in Wickede mit Westfalia doch zum Beispiel einen hervorragenden Fußballverein. Basketball, Turnen, Tischtennis, und Leichtathletik seien weitere gute Angebote. Und bis zum Immanuel-Kant-Gymnasium am Grüningsweg in Asseln mit seiner neuen Dreifachsporthalle und den Handball- und Volleyballangeboten sei es doch gar nicht weit.

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Historie

Wickede wurde erstmals 1220 erwähnt

Wickede stand auch schon in früheren Zeiten für eine gute Verkehrsanbindung, wie unser Foto des Bahnhofs vom Anfang des vorigen Jahrhunderts zeigt.

Wickede stand auch schon in früheren Zeiten für eine gute Verkehrsanbindung, wie unser Foto des Bahnhofs vom Anfang des vorigen Jahrhunderts zeigt. © Klaus-Dieter Reichert

Die bäuerliche Ansiedlung an der alten Handelsstraße Hellweg wurde um 1220 erstmals in der Vogteirolle des Friedrich von Altena-Isenberg namentlich erwähnt. 1874 wurde Wickede Teil des Amtes Brackel im Landkreis Dortmund. Mit der kommunalen Gebietsreform wurde das Amt Brackel aufgelöst und die zuvor selbstständige Gemeinde Wickede am 1. April 1928 ein Teil der Stadt Dortmund.