
© Marén Carle
Südost-Stadt: Kurze Wege zu Lebensmittelläden erfreuen nicht nur Senioren
Stadtteilcheck
Viele nahe gelegene Lebensmittelläden in der Südost-Stadt / Kronenburg - darüber freuen sich die Teilnehmer unserer Stadtteilcheck-Umfrage. Schlechter schneiden hingegen die Fahrradwege ab.
Tim Grosser ist 22 Jahre alt und wohnt in einem Stadtteil, der mehr für Rentner als für Jugendliche zu bieten hat. Zumindest, wenn es nach den Teilnehmern unserer Stadtteilcheck-Umfrage geht. Die bewerteten den Punkt „Jugendliche“ am schlechtesten von allen mit nur fünf von zehn Punkten. „Ich wohne gerne hier und fühle mich sehr wohl“, sagt Grosser. „Aber es stimmt, ich habe auch den Eindruck, dass hier deutlich weniger junge als ältere Menschen wohnen. In dem Haus, in dem ich wohne, bin ich der einzige Jugendliche und in dem Haus meiner Oma wohnt zum Beispiel auch niemand in meinem Alter.“
Woran das liegt? Da kann Grosser nur spekulieren: „Eigentlich ist es ein super Stadtteil, auch für junge Menschen. Aber die Mieten sind, soweit ich das weiß, ziemlich teuer, und die meisten Studenten möchten wahrscheinlich auch näher an der Uni wohnen.“ Zudem gebe es wenige Möglichkeiten für junge Menschen, hierher zu ziehen: „Ich habe noch nie eine Wohnung leerstehen sehen. Ich glaube, die meisten Menschen wohnen hier schon seit Jahren, dadurch ist es für Jugendliche schwierig, eine Wohnung zu kriegen.“ Grosser selber hatte Glück: „Die Wohnung, in der ich jetzt wohne, gehört meinen Eltern. Schon meine Mutter hat damals hier gewohnt und es war lange geplant, dass es meine erste Wohnung wird.“ Doch: Einen Hoffnungsschimmer sieht Grosser, dass es in der Südost-Stadt/Kronenburg demnächst mehr Jugendliche geben wird: „Es wird jetzt ja zum Beispiel an der Deggingstraße fleißig gebaut, vielleicht ziehen dort dann auch Jugendliche ein.“

123 Senioren wohnen in dem Wohnstift Auf der Kronenburg. Generell ist das Viertel für sie sehr reizvoll - doch Tim Grosser findet, dass es auch für Jugendliche viel zu bieten hat. © Marén Carle
Der Aspekt „Senioren“ hingegen bekam in der Umfrage sieben von zehn Punkten. Auch Tim Grossers Oma wohnt seit vielen Jahren in der Südost-Stadt/Kronenburg und fühlt sich hier sehr wohl. „Es ist natürlich toll, dass ich jetzt so nahe bei meiner Oma wohne, in fünf Minuten bin ich zu Fuß bei ihr und kann jederzeit vorbeikommen oder ihr schnell Lebensmittel mitbringen.“ Generell sei der Stadtteil vorteilhaft für Senioren, findet Grosser: „Vieles, wie Supermärkte und Gastronomien, ist schnell fußläufig erreichbar. So kann man sämtliche Besorgungen direkt hier im Viertel erledigen und mit der U-Bahn ist man ansonsten ruckzuck in der Stadt.“
Auch das Seniorenstift Auf der Kronenburg, Märkische Straße 100, bietet vielen Senioren einen Wohnraum. 123 Menschen, um genau zu sein. „Bei uns sind pflegebedürftige Menschen aller Pflegegrade willkommen“, betont Claudia Gerlach-Wolf. „Derzeit wird die sechste Etage umgebaut, um weitere Einzelzimmer im Pflegebereich anbieten zu können. Außerdem verfügen wir über 190 barrierefreie Wohnungen und Appartements von 30 bis 81 Quadratmeter Wohnfläche, die modern ausgestattet sind mit barrierefreien Bädern.“
Auch Gerlach-Wolf findet die Gegend ideal für Senioren: „Der Westfalenpark oder das Stadewäldchen sind in weniger als einer Viertelstunde zu erreichen, und die Bushaltestelle liegt direkt vor dem Haupteingang. U-Bahnlinien in alle Stadtrichtungen sind ebenfalls fußläufig zu erreichen. In der Umgebung gibt es mehrere Hausarztpraxen, Zahnärzte, Internisten, Kardiologen und einen Gastroenterologen. Außerdem findet man im Umkreis von 300 Metern drei verschiedene Supermärkte. Die zentrale Lage des Hauses ermöglicht zudem eine aktive Teilnahme am abwechslungsreichen Stadtleben.“ Für die Bewohner sei der Eintritt in den Westfalenpark und die Fahrt mit Bus und Bahn im Verkehrsverbund NRW auch kostenlos.
Zudem gebe es direkt in dem Wohnstift zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen, wie Gerlach-Wolf betont: „Wir haben zum Beispiel ein Warmwasser-Schwimmbad, eine Sauna, eine Kegelbahn, einen Gymnastikraum, ein Lädchen, einen Friseur, Fußpflege, Zahnärztliche Belegungspraxis und Physiotherapie.“ In dem Schwimmbad trainieren auch verschiedene Gruppen für Fitness und Gesundheit, erzählt Gerlach-Wolf.
Das wurde noch positiv bewertet
Nahversorgung
Für den Punkt Nahverorgung gab es in der Umfrage volle Punktzahl: Zehn von zehn. Diesem Ergebnis kann Tim Grosser nur beipflichten: „Ich fahre ein Mal in der Woche einkaufen und bin mit dem Auto innerhalb von drei Minuten da“, erzählt Grosser. Vor Ort, in der Märkischen Straße, habe er direkt die Wahl zwischen zwei verschiedenen Supermärkten: „Da sind direkt nebeneinander ein Edeka und ein Aldi, was man in dem einen Laden nicht bekommt, kann man dann schnell in dem anderen holen.“ Auch ein Rewe, Märkische Straße 75, ist noch ganz in der Nähe, und wer am Wochenende oder an Feiertagen noch dringend etwas braucht, wird bei dem Mini Markt „Drink&Food“, Märkische Straße 165, fündig. „Bisher hatte ich an Wochenenden und Feiertagen zwar immer alles da, aber es ist sehr beruhigend zu wissen, dass man in Notfällen nicht auf dem Trockenen sitzt“, findet Tim Grosser. Zudem gebe es an der Märkischen Straße allerlei Restaurants und Fast-Food-Imbisse, erzählt Grosser: „Von Sushi über Pommes und Pizza bis zum Döner ist alles vertreten.“ Und auch zum Bestellen nach Hause gebe es eine große Auswahl, findet Grosser: „Wenn ich mir abends mit Kumpels mal eine Pizza bestellen möchte, haben wir mindestens 30 Restaurants zur Auswahl, die liefern.“
Auch die Teilnehmer der Umfrage freuen sich, über die vielen nahe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten: „Alles in der Nähe“, schreibt ein männlicher Teilnehmer und meint: „Für mich der beste Wohnort!“ Eine weibliche Teilnehmerin sieht das genauso: „Alle Einkaufsmöglichkeiten sind fußläufig zu erreichen. Zudem gibt es eine sehr gute Anbindung an U-Bahn, Bus, Schnellstraßen und sogar den Flughafen.
Verkehrsanbindung
Noch vor einem Jahr musste Tim Grosser jeden Tag mit dem Auto zur Uni zu fahren. Auch wenn er jetzt nicht mehr jeden Tag mit dem Auto fahren muss, freut er sich über die guten Verkehrsanbindungen: „Auf der B1 bin ich rasend schnell, da stehe ich dann natürlich immer erst eine Weile. Aber auch die B54 und die A45 sind super zu erreichen, man kommt eigentlich überall schnell mit dem Auto hin.
Das wurde negativ bewertet
Radfahren
Die kurzen Wege fährt Tim Grosser, wenn möglich, gerne mit dem Fahrrad, auch wenn das in der Südost-Stadt/Kronenburg nicht immer so einfach und ungefährlich ist. „Die meisten Radwege hier sind ausbaufähig, insbesondere das Linksabbiegen ist häufig ein Problem, zum Beispiel am Heiligen Weg“, sagt Grosser. „An einigen Stellen fehlt auch eine anständige Beleuchtung. Wenn ich abends noch ins Fitnessstudio fahre, an der B1 entlang, ist es zum Beispiel sehr dunkel.“

Die kurzen Wege fährt Tim Grosser gerne mit dem Fahrrad auch wenn das in der Südost-Stadt/Kronenburg nicht immer ungefährlich ist. © Marén Carle
Ein weiteres Problem, das zur Gefahr werden kann, seien die vielen Lkw, sagt Grosser: „Bei mir in der Straße fahren viele Lkw, die wahrscheinlich die Unternehmen hier und den Großarkt in der Nähe beliefern.“ Auch eine weibliche Teilnehmerin der Umfrage schreibt von zu hohem Verkehr: „In unserem Viertel sind drei Neubauprojekte angelaufen. Die Verkehrsbelastung durch Baufahrzeuge ist hoch.“ Dem schließt sich ein männlicher Teilnehmer an und schreibt: „Eine modernere, sicherere und gepflegtere Infrastruktur für das Fahrrad würde den Verkehr und die Umweltbelastung deutlich entlasten. Innerhalb der Innenstadt würden die Menschen in Minuten überall hin kommen. Zurzeit gibt es zu viele schlechte/keine Ampelschaltungen, ramponierte Fahrradwege und unsichere Strecken, auf denen einem immer mal wieder Lkw zunahe kommen.“

Gunnar Wortmann, Polizeihauptkommissar in Dortmund betont allerdings, dass - auch wenn sich die Unfälle vermehrt haben - in der Südost-Stadt/Kronenburg nicht überdurchschnittlich viele Unfälle mit Radfahrern passieren: „Eine Steigung der Unfallzahlen unter der Beteiligung von Radfahrern ist in diesem Bereich zu verzeichnen, jedoch ist die Örtlichkeit keine Unfallhäufungsstelle.“
Für die Auswertung für den Bereich Kronenburg wurde der statistische Unterbezirk 81 angenommen.
In diesem Bereich ereigneten sich im Jahr 2015 insgesamt fünf Verkehrsunfälle unter der Beteiligung von Radfahrern. Dabei wurden zwei Radfahrer schwer und drei leichtverletzt.
Im Jahr 2016 ereigneten sich insgesamt vier Verkehrsunfälle mit drei leichtverletzten Radfahrern.
Im Jahr 2017 ereigneten sich insgesamt sechs Verkehrsunfälle mit sechs leichtverletzten Radfahrern.
Bis Oktober 2018 ereigneten sich elf Verkehrsunfälle mit zehn leichtverletzen Radfahrern.
Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks auf einen Blick in unserer Übersichtskarte:
Historie
Ehemaliger Dortmunder Südbahnhof wurde stark bombardiert- Direkt an der Deggingstraße ist ein Gelände, auf dem ein neues Wohngebiet entsteht. Es gehört mit 27 sogenannten Verdachtspunkten zu den am dichtesten mit Fliegerbomben belasteten Flächen im Stadtgebiet. „Das liegt wohl an der Nähe zum früheren Südbahnhof, der damals ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt war und deshalb stark bombardiert wurde“, erklärt Silke Seidel, Immobilien-Chefin bei DSW21. „Nicht zuletzt war die südliche Innenstadt besonders stark vom letzten Großangriff alliierter Flieger auf Dortmund am 12. März 1945 betroffen.“
- Dem pflichtet Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg bei: „Der Bahnhof hat sogar teilweise den Hauptbahnhof ersetzt und wurde deshalb besonders stark bombardiert.“
- Der Bahnhof Dortmund Süd ist ein 1957 stillgelegter Bahnhof. Er wurde 1874 als Rheinischer Bahnhof Dortmund (Dortmund RhE) und 1876 als Westfälischer Bahnhof Dortmund (Dortmund KWE) als Doppelbahnhof zweier privater Eisenbahngesellschaften in Betrieb genommen. Die Bahnhofsanlagen wurden später zusammengefasst und waren als Bahnhof Dortmund Süd neben dem Hauptbahnhof der wichtigste Halt im Dortmunder Stadtgebiet.
- 1926 wurde im Rahmen eines Ausbaus des Bahnbetriebswerks der bis heute erhaltene markante Wasserturm des Dortmunder Südbahnhofs errichtet.
- In den Kriegsjahren 1939–1945 wurden viele Sonderzüge im Rahmen der sogenannten Kinderlandverschickung abgefertigt.
- Auch die Deportation deutscher Juden aus Dortmund erfolgte über den Dortmunder Südbahnhof. Eine Gedenktafel am Wasserturm erinnert heute daran.
- Am 12. März 1945 wurde der Südbahnhof durch einen der größten britischen Luftangriffe auf Dortmund vollständig zerstört.
Dortmunder Südbahnhof im August 1914 © Stadtarchiv
Aus einer beschaulichen Stadt in der Nähe von Bielefeld ins lebendige Dortmund gekommen. Super neugierig und kann besser mit Wörtern Bilder malen als mit dem Pinsel. Hat darum Journalismus und Moderation studiert. Sport- und musikbegeistert.
