Als Mutter einer Besucherin der Jugendfreizeitstätte Rahm ist auch Martina Schwab zu einem Stammgast geworden. © Stephan Schuetze
Stadtteilcheck
Rahm und Jungferntal: Ein Paradies für Kinder und Jugendliche
Beim Stadtteil-Check bekommen Rahm und das Jungferntal überwiegend gute Noten. In einem Bereich gibt es sogar einen Bestwert, den kein anderer Stadtteil in Dortmund überbieten kann.
Die Dortmunder sind nicht sehr zufrieden mit der Jugendarbeit in Dortmund. Nur fünf von zehn Punkten gibt es im städtischen Durchschnitt. Mit sieben Punkten ist Rahm nicht nur deutlich über dem Durchschnitt, es ist auch ein stadtweiter Bestwert, bei dem nur Homburch, Eichlinghofen und Aplebeck mithalten können.
In Rahm dürfte diese gute Bewertung niemanden überraschen, alle kennen die Jugendfreizeitstätte Rahm (JFS) und den angeschlossenen Abenteuerspielplatz (ASP). Obwohl es richtig wäre, es anders herum zu schreiben. Der ASP wurde als Bauspielplatz 1974 gebaut, die Jugendfreizeitstätte kam 1983 dazu.
Die Wege im Rahmer Wald sind gut ausgebaut. Dort kann man prima spazieren gehen und Radfahren. © Stephan Schütze
Längst besuchen die Kinder der ersten Besuchergeneration die beiden Einrichtungen. Viele Rahmer sind verbunden durch gemeinsame Jugenderlebnisse. Doch es gibt noch einen anderen Grund. „Wir sind breit vernetzt“, sagt Klemens Möller, Leiter des ASP. „Wir abreiten mit allen Vereinen, Kindergärten, Schulen und Gemeinden zusammen“. Möller glaubt, dass JFS und ASP durch die Zusammenarbeit eine große Bekanntheit erreicht hat.
Was ist der Grund für den Erfolg? „Hier kann man so viel machen“, sagt Martina Schwab (46). Ihre Tochter Maryna (17) besuchte den Abenteuerspielplatz seit ihrem Kindergartenalter, jetzt ist sie Stammgast der Jugendfreizeitstätte. Und weil Martina Schwab ihre Tochter von Anfang an begleitet hat, ist auch sie Stammgast in den Häusern am Rahmer Wald.
In den ersten Jahren war der Mutter eines wichtig: „Die Kinder können sich völlig austoben.“ Ihr Kind ausgepowert, zufrieden und ausgeglichen mit nach Haus zu nehmen, war immer das Wichtigste für sie. ASP und JFS bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Zum einen spielen die Kinder in einer als ungezwungen empfundenen Umgebung, gleichzeitig sind sie umgebeben von einem Netz systematischer Sozialarbeit. Ein scheinbares Chaos, „aber mit Konzept“, sagt Andrea Kohls, Leiterin der JFS. Soziale Kompetenzen würden den Kindern unterschwellig mitgegeben.
Die Geräuschkulisse der A45 ist in Rahm ständig zu hören. © Holger Bergmann
Und dazu gehört auch die Arbeit mit den Eltern. „Wenn ich Sorgen habe, gibt es hier immer einen Ansprechpartner“, sagt Martina Schwab. Und deshalb sieht man so viele Erwachsene auf dem Gelände. Auch zum Nutzen der Einrichtungen, denn die Eltern können schon mal bei Aktionen mit anpacken.
Familienfreundlichkeit: Während die Rahmer ihrem Ortsteil für seine Kinder- und Jugendarbeit loben, geben sie ihm gleichzeitig eine unterdurchschnittliche Bewertung für Familien-Freundlichkeit, mit sechs von zehn Punkten. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Bewertung verwirrt Rita Brandt (SPD-Ratsfrau), die im Jungferntal in der Bothestraße wohnt: „Wir haben auch noch eine Grundschule, im Sommer öffnet der vierte Kindergarten, Rahm ist eigentlich gut aufgestellt.“ Klemens Möller fällt eine Einordnung schwer: „Man weiß ja nicht, was jeder Einzelne unter Familienfreundlichkeit versteht. Man muss ja zugeben, dass man als Familie außer Spaziergängen in Rahm nicht viel machen kann.“
Das wurde positiv bewertet
Nahversorgung: Bei der Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten geben die Rahmer und Jungferntaler ihrem Ort mit neun Punkten zwar einen Wert, der stadtweit nur durchschnittlich ist, doch angesichts der jahrelangen Diskussionen um die Ansiedlung eines Supermarktes im Jungferntal wirkt er überraschend gut.
An der Rahmer Straße findet man einen Netto-Markt, einen Rewe und einen Kiosk, sonst nichts. Seit der kleine Coop-Markt an der Bothe-Straße geschlossen wurde, ist die Versorgung vor allem von Senioren im Tal Thema in der Politik. „Zu Fuß kommen ältere Menschen nicht den Berg hoch zum Rewe“, sagt Martina Schwab. „Ohne Auto kann man keinen Supermarkt erreichen.“ Viele Senioren nutzen Lieferdienste, um sich ihre Einkäufe bringen zu lassen, weiß Rita Brandt.
Die katholische Gemeinde Heilig Kreuz hält die Seniorenarbeit im Jungferntal aufrecht. © Stephan Schütze
„Mindestens einmal in der Woche kommt ein rollender Supermarkt, aber das ist auch keine Lösung“, sagt Rita Brandt. Warum dann diese Bewertung? „In Huckarde kann man aber super einkaufen“, sagt dagegen Martina Schwab. Auch Rita Brandt hält es für möglich, dass die per Auto schnell erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten in Huckarde für das Ergebnis sorgten.
Radfahren und Grünflächen: Rahm grenzt im Norden und im Osten an den Rahmer Wald und im Süden ist der Revierpark Wischlingen nahe. Alle Bereiche haben gut ausgebaute Wege und sind weitgehend flach – perfekt zum Wandern und Radfahren. Für das Radfahren geben die Rahmer acht Punkte, für das Grün zehn. Beide Werte sind überdurchschnittlich.
Und der Rahmer Wald ist überraschend groß. Auf Internetseiten für Wanderfreunde findet man Wanderrouten, die Rundwege bis zu 10,5 Kilometer ermöglichen. Diese Wanderungen kann man nach Belieben verlängern, wenn man das Jungferntal im Norden verlässt und die Autobahn A45 überquert. Dann erreicht man den Frohlinder oder den Bodelschwinger Wald.
Das wurde negativ bewertet
Senioren: So gut, wie die Jugendarbeit in Rahm eingeschätzt wird, so schlecht bewerten die Stadtteilcheck-Teilnehmer die Senioren-Angebote. Nur sechs Punkte gab es in der Online-Abstimmung. Die katholische Gemeinde Heilig Kreuz hält ein lebendiges Angebot mit Seniorennachmittagen und gemeinsamen Mahlzeiten aufrecht, doch die evangelische Kirche hat nur Angebote in Kirchlinde. Um dahin zu kommen, muss man über die Autobahnbrücke der Rahmer Straße gehen – eine Grenze in den Köpfen.
„Das darf man nicht unterschätzen“, sagt Klemens Möller aus jahrelanger Erfahrung. „Was jenseits der Brücke ist, gehört nicht mehr dazu.“
Das Problem wurde vor Jahren erkannt. So hat die Caritas das „Projekt gemeinsam“ ins Leben gerufen, das viele kreative Projekte jenseits von Kaffeetrinken ins Leben gerufen hat. Doch im Bewusstsein der Rahmer reicht das noch immer nicht für eine gute Bewertung.
Verkehrsbelastung: Rund zwei Drittel der Bebauung des Stadtteils Rahm liegen im Jungferntal. Eine Siedlung ohne Durchgangsverkehr. Trotzdem bekommt Rahm eine sieben im Bereich Verkehrsbelastung. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen die A45. Sie sorgt für eine permanente Geräuschkulisse.
Und weil die A45 den Stadtbezirk verkehrstechnisch in zwei Hälften spaltet, ist die Rahmer Straße, wegen ihrer Brücke die einzige Verbindung in Ost-West-Richtung. Wie wichtig diese Verbindung ist, zeigte sich im Sommer bei einem Wasserrohrbruch. Auf den Umgehungs-Routen entstand eine Woche lang Verkehrschaos.
Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks auf einen Blick in unserer Übersichtskarte:
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