Die jungen Eltern Susanne und Marc Spieß, hier mit ihren Kindern Felix und Moritz am Oespeler Nashorn im Flaggen-Design, schätzen wie viele Anwohner die sehr gute Verkehrsanbindung in Oespel und Kley. Andererseits klagen viele über den Lärm durch die S-Bahn und die eng getakteten Buslinien. © Stephan Schütze

Stadtteilcheck

Kley und Oespel: Herrliche Gegend mit einigen Schönheitsfehlern

In Oespel und Kley leben die Menschen gerne, aber nicht ohne Sorgen. Die sehr gute Verkehrsanbindung und der Indupark zum Beispiel sind für sie Segen und Fluch zugleich.

Oespel, Kley

, 19.12.2018 / Lesedauer: 6 min

Susanne Spieß ist Erzieherin in Teilzeit und vor sieben Jahren von Hombruch in den Dortmunder Westen gezogen. Der Liebe wegen. „Anfangs habe ich mich schwergetan, Hombruch ist ja eine Stadt für sich. Aber mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl.“

Mit „hier“ meint die 32-Jährige sowohl Kley als auch Oespel, zwei eigenständige Stadtteile, die aber oft in einem Atemzug genannt werden - und auch gemeinsam in den Namen von Einrichtungen und Vereinen auftauchen. Viele Ein- und Zweifamilienhäuser, Reiheneigenheime und kleinere Mehrfamilienhäuser stehen hier. Hinzu kommt noch die Echelohsiedlung in Kley mit mehr als 700 Wohneinheiten.

Susanne Spieß‘ Ehemann Marc kennt beide Ortsteile wie seine Westentasche. Denn seit seiner Geburt wohnt der junge Familienvater bis auf eine kurze Unterbrechung hier. Wechselweise in Kley oder Oespel. Der 33-Jährige ist hier verwurzelt und zwar so tief, dass man ihn wohl nicht mehr verpflanzen kann. Warum auch? „Die Mischung macht es hier so lebenswert“, bringt es der Informatik-Kaufmann auf den Punkt.

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Die Oespeler und Kleyer, die am Stadtteilcheck teilgenommen haben, sehen es genauso: Sie geben beiden Orten zusammen 9 Punkte (von 10 möglichen) für die Lebensqualität - damit liegen Kley und Oespel über dem städtischen Mittelwert mit acht Punkten.

„Herrliche Gegend, direkt am Wald. Nette Nachbarn und viel Grün“, schreibt ein Teilnehmer der Online-Umfrage. „Oespel und Kley gehören in meinen Augen auf jeden Fall in die Top 10 der Dortmunder Stadtteile“, sagt auch Heinz-Dieter Oldendorf (62), Ur-Oespeler und Vorsitzender des Fußballvereins SuS Oespel-Kley.

Die Oespeler und Kleyer lieben ihren Dorneywald. Das Naturschutzgebiet vor der Haustür trägt für sie maßgeblich zur Lebensqualität bei. © Stephan Schütze

Die zugezogene Susanne Spieß muss nicht lange überlegen, um die Vorzüge ihrer Wahl-Heimat aufzuzählen. Sie liebt vor allem den Dorneywald und die sich anschließenden Felder für ihre ausgedehnten Spaziergänge, und sie schätzt die große Nachbarschaftshilfe insbesondere in den Siedlungen. „Hier kennt jeder jeden.“

Was ihr auch gefällt: Die Bemühungen der Siedlergemeinschaften und Vereine, die dörfliche Gemeinschaft zu fördern und zu erhalten. Etwa mit Siedler- und Straßenfesten oder dem traditionellen Martinszug, den der Bürgerschützenverein (BSV) Oespel-Kley bereits seit mehr 50 Jahren organisiert.

Marc Spieß ist die grüne Uniform quasi in die Wiege gelegt worden. Für ihn war es deshalb gar keine Frage, seine beiden Söhne Moritz (3Jahre) und Felix (7 Wochen) am Tag ihrer Geburt im BSV anzumelden. „Wir sind eine große Gemeinschaft und helfen uns gegenseitig, wenn Not am Mann ist.“

Oespel und Kley seien auf jeden Fall familienfreundlich, sagen Suanne und Marc Spieß. Es gebe mehrere Spielplätze, von denen der am Wald allerdings nicht im besten Zustand sei, und das Christliche Jugenddorf sowie die Hebammenpraxis in Oespel hielten gute Angebote für junge Familien bereit. „Nur bei den Uhrzeiten müsste nachgebessert werden. Berufstätige Eltern haben oft keine Chance, an den Kursen teilzunehmen“, sagt die junge Mutter.

Mit drei Kindergärten (katholischer, evangelischer und Kleyer Sonnenkinder) seien die beiden Stadtteile nicht ausreichend versorgt. „Wir mussten ein Jahr auf einen Kindergartenplatz vor Ort für Moritz warten. Solange hat er eine Kita in Körne besucht.“

Tatsächlich gibt es in Sachen Kinderbetreuung noch Luft nach oben, die Wartelisten sind lang: „Im laufenden Kindergartenjahr 2018/19 beträgt die Betreuungsquote für unter Dreijährige 31,8 Prozent. Für die über Dreijährigen liegt sie bei 70,7 Prozent“, so die Stadt-Pressesprecherin Katrin Pinetzki. Was Susanne Spieß auch vermisst: „Genügend große Wohnungen für Familien in Oespel. Deshalb wohnen wir jetzt in Kley.“

Die Nahversorgung wiederum sei in Oespel besser als in Kley. „Kley ist tot, ohne Auto ist man hier aufgeschmissen“, sagt Marc Spieß. In Oespel habe man wengistens noch den Edeka-Markt. „Und bei Reuper bekommt man sogar Geschenkartikel“, wirft seine Frau ein.

Insgesamt sind die Oespeler und Kleyer Bürger aber mit der Nahversorgung recht zufrieden, denn diese Kategorie schneidet mit neun Punkten sehr gut ab. Vermutlich wurde der Indupark bei der Bewertung mit einbezogen - auch wenn er kaum fußläufig erreichbar ist und damit keine echte Nahversorgung bietet.

Der Indupark ist auch in den Anmerkungen zur Online-Umfrage zentrales Thema. Tenor: Durch das Einkaufszentrum auf der grünen Wiese habe der Verkehr massiv zugenommen, Anwohner beider Vororte würden seit Jahren erheblich unter der Verkehrsbelastung leiden. „Durch Ikea kommt der Verkehr schon mal zum Erliegen“, heißt es in einer Anmerkung.

Das wurde positiv bewertet:

Verkehrsanbindung: In dieser Kategorie holen sich Oespel und Kley mit zehn Punkten ihren besten Wert. Britta Heydenbluth freut sich darüber: „In Oespel und Kley haben wir in der Tat sehr gute Verbindungen Richtung City und umliegende Bezirke, aber auch Richtung Bochum/Witten“, sagt die DSW21-Pressesprecherin.

Und weiter: „Die Einwohner profitieren vor allem vom engen Takt der starken Linie 440 (Aplerbeck – Germania), die wochentags tagsüber alle 10 Minuten fährt. Dazu kommen die Linien 470 (Mengede – Oespel) und 465 (Huckarde – Oespel), die alle 20 Minuten fahren. Die Bogestra-Linie 371 fährt außerdem noch Richtung Witten. Mit der S1 ist man in rund zehn Minuten am Hauptbahnhof, in die andere Richtung in zwölf Minuten in Bochum.“

Auch Susanne und Marc Spieß wissen die gute Anbindung zu schätzen. „Es gibt von hier ja sogar Direktverbindungen zu den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund.“ Dennoch: Die verkehrlichen Vorteile haben auch ihre Schattenseiten.

Davon ist in den Anmerkungen viel die Rede. Die S-Bahn zerschneide den Ort und sorge für eine erhebliche Lärmbelästigung, schreibt ein Teilnhmer. Ein anderer: „Der Busverkehr aus dem Dorf müsste wieder an die Oespeler Schleife verlegt werden. Man kann nicht in Ruhe im Ortskern ein Eis genießen bei so einem hohen Verkehrsaufkommen.“

Sportangebot: „Da könnten wir doch eine glatte 10 vertragen“, sagt Judith Zimmermann von der Bürgerinitiative Pro Oespeler Lebensraum. „Fußball-, Handball- und Tennisverein. Sportangebote durch das Jugenddorf, was will man mehr?“ Hinzu kommt noch das recht preisgünstige Fitnessstudio Fitix.

Tatsächlich gibt es für das Sportangebot acht Punkte, damit liegen Oespel und Kley über dem Dortmunder Mittelwert (7). „Hier kann man doch eigentlich jede Sportart ausüben“, sagt Susanne Spieß und wundert sich, dass die beiden Stadtteile in dieser Kategorie nicht besser abschneiden.

Das Sportangebot in Oespel und Kley ist riesig. Beinahe jede Sportart kann man hier ausüben. © Holger Bergmann

Vielleicht, überlegt SuS-Chef Heinz-Dieter Oldendorf, liege es an der Lage des Sportplatzes im Dorneywald. Eigentlich gebe es für einen Fußballplatz keinen besseren Standort, aber es fehle eben eine Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel.

„Gerade im Winter haben die Eltern Angst, ihre Kinder alleine durch den Wald laufen zu lassen.“ Aktuell überlege der Verein deshalb, für den Transport der Kinder einen Bulli anzuschaffen. „Helfen könnten natürlich auch Fahrgemeinschaften.“

Das wurde negativ bewertet:

Gesundheit: In Oespel und Kley gibt es unter anderem zwei Hausarzt-Praxen, zwei Zahnärzte, einen Gynäkologen, einen Tierarzt, zwei Apotheken, eine Hebammenpraxis sowie Praxen für Physiotherapie und Logopädie. Damit sind beide Vororte medizinisch gut versorgt, dennoch liegt das Ergebnis mit sieben Punkten unter dem städtischen Durchschnittswert.

Für die Erklärung braucht Susanne Spieß keinen Experten. „Hier fehlt einfach ein Kinderarzt“, sagt sie. Natürlich sei es grundsätzlich kein Problem, einen Kinderarzt in einem Nachbarort aufzusuchen. „Doch viele haben uns abgelehnt, weil wir hier in Oespel und Kley nicht zu ihrem Einzugsgebiet gehören“, erzählt die junge Mutter.

Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, möchte den unterdurchschnittlichen Wert nicht kommentieren: Eine valide Erklärung sei schwierig, da es sich bei den Bewertungen der Befragten stets um subjektive Einschätzungen handele, schreibt sie auf Anfrage.

Die jungen Familien in Oespel und Kley wünschen sich einen Kinderarzt vor Ort. © dpa/Britta Peders

Senioren: Knapp unter dem städtischen Mittelwert (7) liegt mit 6,5 Punkten die Bewertung für die Seniorenbetreuung. Angebote in sogenannter Pantoffelnähe gibt es in Oespel und Kley einige: Die Awo-Begegnungsstätte an der Kleybredde ist ein zentraler Treffpunkt für ältere Menschen, zum wöchentlichen Programm gehören dort unter anderem Gymnastik, Tanzen und Seniorenfrühstück.

Häufig ist in der Awo-Stätte das Seniorenbüro Lütgendortmund zu Gast und informiert über Themen rund ums Alter wie ambulante Versorgung, Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht. Darüber hinaus gibt es in der katholischen Gemeinde einen Seniorentreff und die evangelische Frauenhilfe lädt in die Begegnungsgruppe ein.

Möglicherweise sei die fehlende Pflegeinfrakstrukur ein Grund für das unterdurchschnittliche Ergebnis, sagt Simone Becker, Diplom-Gerontologin im Sozialamt, Fachdienst für Senioren. Es gebe in Oespel und Kley weder eine Tagespflege noch ein stationäres Pflegeheim.

Ein Versorgungsmangel bedeute dies für die Oespeler und Kleyer Senioren aber nicht, weil sie in unmittelbarer Nachbarschaft, etwa in Lütgendortmund und Eichlinghofen, entsprechende Pflegeangebote finden. „Bei der Tagespflege ist ein Transfer dabei, so ist dann doch auch egal, ob man fünf oder zehn Kilometer fährt“, sagt Simone Becker.

Möglicherweise vermissen die Senioren auch soziale Treffpunkte wie einen öffentlichen Platz in einem Park, ein Café oder einen Wochenmarkt. Eine Lösung für Kley skizziert ein Teilnehmer der Online-Umfrage: „Es wäre schön, wenn man in seinem gewohnten Stadtteil auch als alter Mensch wohnen kann. In der Echeloh-Siedlung stehen viele Wohnungen leer, hier könnte sich ein soziales Netzwerk entwickeln.“

Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks auf einen Blick in unserer Übersichtskarte:

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