Hörde: Hier gibt es alles, was zum Leben dazugehört

© Rüdiger Barz

Hörde: Hier gibt es alles, was zum Leben dazugehört

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Hörde ist der urbanste der Dortmunder Vororte. Und derjenige, der sich am stärksten gewandelt hat. Wichtige Kriterien für Lebensqualität sind hier erfüllt – aber es gibt es auch Mängel.

Hörde

, 21.11.2018, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Hier in Hörde lässt es sich aushalten. So urteilt der Durchschnitt der 267 Hörder Teilnehmer am Stadtteilcheck. Mit 8 von 10 Punkten für die Lebensqualität liegt Hörde auf dem Niveau der Gesamtstadt.

Meike Dau lebt seit 2015 mit ihren beiden Söhnen Jan (6) und Jonas (10) an der Weingartenstraße. Also dort, wo am deutlichsten sichtbar wird, in welchem Wandlungsprozess sich Hörde immer noch befindet. „Man lebt hier zwischen Alt und Neu“, sagt Meike Dau.

Der Phoenix-See hat Hörde verändert.

Der Phoenix-See hat Hörde verändert. © Hans Blossey

In der Weingartenstraße wohnen noch viele alteingesessene Hörder. Die neuen Wohngebiete in erster, zweiter und dritter Reihe am See haben in den vergangenen sechs Jahren viele Menschen neu nach Hörde gebracht. „Da gibt es schon unterschiedliche Ansprüche. Aber ich finde, dieses Nebeneinander gehört einfach zum Ruhrgebiet“, sagt Meike Dau.

In den grundlegend wichtigen Dingen erfüllt der Wohnort ihre Ansprüche. „Hörde hat alles. Ärzte, Schulen und Läden sind in der Nähe, vieles ist neu gemacht worden.“ Ein weiterer Vorteil ist aus Sicht der zweifachen Mutter die Nähe zu Spielplätzen rund um den Phoenix-See. „Ich kann die Kinder loslassen.“

Unwohl oder ängstlich fühle sie sich an keiner Stelle in Hörde. Das gilt auch für Jonas. „Nö“, antwortet er auf die Frage, ob er sich manchmal unsicher fühle in Hörde. Und spielt dann weiter sein Videospiel – das er seit Kurzem nur wenige Meter vor der Haustür im Media Markt bekommt. Ein echter Standortvorteil aus Sicht eines Zehnjährigen.

Zu Meike Daus Alltag und zur Hörder Wahrheit im Allgemeinen gehört aber auch: Wer auf der einen Seite des Stadtteils lebt, sucht selten den Weg auf die andere Seite. Die Hörder Brücke ist eine Grenze. Es gibt viele unterschiedliche Wohnquartiere mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Gäbe es einen eigenen Stadtteilcheck für die Hörder Gebiete wie Burgunderviertel, Neumarkt, Clarenberg oder Phoenix-See, die Ergebnisse würden wohl sehr unterschiedlich ausfallen.

Hörde: Hier gibt es alles, was zum Leben dazugehört

Das wurde positiv bewertet

Verkehrsanbindung: Hörde ist nach dem Hauptbahnhof das zweitgrößte Drehkreuz für den Öffentlichen Nahverkehr in Dortmund. Am Bahnhof Hörde kommen Regionalverkehr, U-Bahn und zahlreiche Buslinien zusammen. Für Autofahrer gibt es zumindest theoretisch eine gute Anbindung an B 236 und B 1 (10 von 10 Punkten).

Das Hüttenhospital ist eins von drei Krankenhäusern im unmittelbaren Umfeld von Hörde.

Das Hüttenhospital ist eins von drei Krankenhäusern im unmittelbaren Umfeld von Hörde. © Peter Bandermann

Gesundheit: Gleich drei Krankenhäuser gibt es mit St.-Josefs-Hospital, Ortho-Klinik und Hüttenhospital im unmittelbaren Umfeld. Dazu stimmt auch die Versorgung mit Hausärzten und Apotheken. Im Stadtteilcheck bringt das beinahe die volle Punktzahl (9 von 10).

Radfahren: Hier erhält Hörde acht Punkte und damit eine Bewertung über dem stadtweiten Mittelwert (7). In der Tat gibt es im Umfeld des urbanen Stadtteils viele Strecken für Radfahrer, etwa den See oder auch das Phoenix-West-Gelände. Die guten Werte überraschen allerdings etwas, wenn man sie mit zahlreichen Kommentaren zur Umfrage abgleicht. Denn hier wird Kritik an den Radwegen laut, sei es an der Faßstraße oder auch auf dem Weg zum Westfalenpark. Gefahr durch Autofahrer oder andere rücksichtslose Radfahrer werden hier als Argumente genannt.

Gastronomie: Eine überdurchschnittliche Punktzahl erhält das Gastronomie-Angebot. Das ist rund um den Phoenix-See in den vergangenen Jahren gewachsen. Aber es gibt auch viele geschätzte Küchen im alten Hörde.

In den Anmerkungen zum Stadtteilcheck machen viele Teilnehmer ausdrücklich klar, wie gerne sie in Hörde leben. Aber sie schauen zugleich kritisch auf aktuelle Entwicklungen.

Das wurde negativ bewertet

Sauberkeit: Hier erhält Hörde seine schlechteste Bewertung (5 von 10). Das bestätigen auch verschiedene Kommentare zu verschmutzten Bürgersteigen, unordentlichen Containerstandorten und Dreck am Friedrich-Ebert-Platz. Die EDG hat in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen gegen dieses stadtweite Problem entwickelt, unter anderem die „Dreckpetze“, mithilfe derer illegale Müllkippen gemeldet werden können. Im September gab es zum ersten Mal eine von Bürgern initiierte Saubermachaktion namens „Hörde Putzmunter“.

Verkehrsbelastung: Nur 5 von 10 Punkten – vielen Hördern stinkt der viele Verkehr im Ortszentrum. Meike Dau kennt die Situation an der Faßstraße von ihren täglichen Fahrten zu Schule und Arbeit. „Ab 8 Uhr ist es der Horror“. Die Faßstraße wird mehrfach als Problemstelle genannt. Hinzu kommt der Parkplatzmangel in der Hörder City. Der allerdings vor allem bei kostenfreien Parkplätzen herrscht, denn bewirtschaftete Flächen gibt es in Hörde ausreichend.

Der Hörder Bahnhof bietet eine perfekte Verkehrsanbindung. Er ist aber auch ein Ort, an dem Kriminalität und Verschmutzung für Diskussionen sorgen.

Der Hörder Bahnhof bietet eine perfekte Verkehrsanbindung. Er ist aber auch ein Ort, an dem Kriminalität und Verschmutzung für Diskussionen sorgen. © Felix Guth

Sicherheit: Aus Sicht vieler Teilnehmer des Stadtteilchecks gehört Hörde zu einem der unsichersten Stadtteile (6 von 10 Punkten, unter dem Stadtdurchschnitt von 7). Eine Einschätzung, die einer genaueren Betrachtung bedarf. Die Zahlen entstehen unter dem Eindruck verschiedener Großereignisse in Hörde, wie den tödlichen Messerstichen vom Hörder Bahnhof oder der Gasexplosion an der Teutonenstraße. Diese sind aber nach Einschätzung von vielen Seiten keine ursächlichen Hörder Probleme.

Wie hoch die tatsächliche Zahl an Straftaten im Hörder Zentrum ist, ist nicht so einfach zu erfassen. Die Polizeipressestelle teilt auf Anfrage mit, „dass die validen Zahlen des Stadtteils Hörde in den Zuständigkeitsbereich der Polizeiwache Hörde liegen. Diese Zahlen werden demnach in der Statistik um weitere Stadtteile ergänzt“.

In den vier Hauptdelikten Wohnungseinbruchsdiebstahl (93 Delikte zwischen Januar und September 2018), Taschendiebstahl (28), Gewaltkriminalität wie Körperverletzung oder Raub (101) und Straßenkriminalität (739) sind die Zahlen seit drei Jahren rückläufig.

Der Leiter der Polizeiwache Hörde, Polizeihauptkommissar Peter Schmitz, sagt: „Durch viele offene und verdeckte Maßnahmen ist es den Beamten der Polizeiwache Hörde gelungen, die Zahl der Straftaten unter anderem im Bereich des Taschendiebstahls und des Wohnungseinbruchs zu senken. Zudem wurde seit dem tragischen Ereignis vom 23. Februar die Zusammenarbeit mit verschiedenen Dienststellen und Gewerbetreibenden noch intensiviert. Verstärkte Kontrollen im Bereich des Bahnhofs und der Fußgängerzone finden regelmäßig statt.“

Außerdem verweist Peter Schmitz auf Kontrollaktionen in Gaststätten und Shisha-Bars mit Schwerpunkt auf Verstößen im Bereich der Jugend- und Rauschgiftkriminalität. Er nennt Hörde einen „lebens- und liebenswerten“ Stadtteil. „Durch gemeinsames Handeln können wir die Sicherheitslage weiter optimieren.“

Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks auf einen Blick in unserer Übersichtskarte


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Zur Sache

Hörde gehört erst seit 90 Jahren zu Dortmund

Die alte Hörder Brücke.

Die alte Hörder Brücke. © Archiv Garth

  • Hörde hat eine lange Geschichte als selbstständige Stadt. Zwischen 1911 und 1928 war Hörde ein eigener Stadtkreis.
  • Erst mit der Eingemeindung am 1. April 1928 wurde der Ort Teil des Dortmunder Stadtgebiets und es endete eine fast 600-jährige Stadtgeschichte.
  • Die erste urkundliche Erwähnung führt bis in das Jahr 1198 zurück. Eigene Stadtrechte erhielt Hörde im Jahr 1340 durch den Grafen Konrad von der Mark