Höchsten: Das teure Einkaufsparadies mit Natur-Anschluss

© Felix Guth

Höchsten: Das teure Einkaufsparadies mit Natur-Anschluss

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9 von 10 Punkten für die Lebensqualität: In diesem und anderen wichtigen Punkten liegt Höchsten in unserem Stadtteilcheck weit vorne. Doch es gibt auch verschiedene Probleme.

Höchsten

, 06.11.2018, 04:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Höchstener haben bei der Abstimmung einige klare Aussagen getroffen. Die Lebensqualität ist insgesamt überdurchschnittlich gut. Eine Top-Bewertung erhält der Aspekt Nahversorgung. Das neue Geschäftszentrum an der Wittbräucker Straße, seit knapp einem Jahr komplett, empfinden offenbar viele Höchstener als Gewinn für den Stadtteil.

Das sieht auch Kerstin Schöler-Peltzer so. „Es gibt jetzt alles, was man früher vermisst hat. Ich muss nirgendwo anders hin“, sagt die Höchstenerin. Zwei moderne Lebensmittelmärkte mit einem breiten Angebot, ein Drogeriemarkt, eine Apotheke und die Sparkasse sind an einem Ort zentriert.

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Das äußerlich sehr nüchterne Geschäftsviertel sei auch ein Treffpunkt für die Menschen im Dorf. „Nur mal eben kurz was zu holen, ist schwierig. Man trifft immer irgendjemanden“, sagt Kerstin Schöler-Peltzer und nickt dabei gemeinsam mit ihrem Ehemann Christian Peltzer auf dem Parkplatz des Geschäftszentrums einem Bekannten zu.

Um den Wert der neuen „Höchstener Mitte“ zu verstehen, muss man die Situation bis 2015 kennen. Das alte Geschäftszentrum war über viele Jahre vernachlässigt worden und passte architektonisch und vom Zustand nicht mehr ins Bild. Höchsten war bis dahin unterversorgt – jetzt ist es einer der Stadtteile mit den besten Einaufsmöglichkeiten für das tägliche Leben. „Es stellt sich wider viele Unkenrufe als perfekt dar“, sagt Bezirksbürgermeister Sascha Hillgeris.

Die gegenteilige Entwicklung zeigt sich allerdings am unteren Teil der Wittbräucker Straße. Hier gibt es zwar noch eine Handvoll Dienstleister und Geschäfte. Eine Reihe alteingesessener Betriebe hat in den vergangenen Jahren jedoch aufgegeben, mehrere Ladenlokale stehen schon länger leer.

Die neue Höchstener Mitte.

Die neue Höchstener Mitte. © Peter Bandermann

Das wurde positiv bewertet

Um Sicherheit (8), Sauberkeit (9,5), Grünflächen (10) und Kinderbetreuung (8) steht es auf dem Höchsten besser als im Rest der Stadt, urteilen die Stadtteil-Checker in unserer Abstimmung. Kriminalität ist hier ein untergeordnetes Thema. Auch, wenn südliche Stadtteile wie Höchsten tendenziell häufiger Ziel von Einbrechern werden, fühlen sich die Menschen hier sicher.

Sicherheit: Kriminalität ist hier ein untergeordnetes Thema. Auch, wenn südliche Stadtteile wie Höchsten tendenziell häufiger Ziel von Einbrechern werden, fühlen sich die Menschen hier sicher. Verdreckte Ecken und illegale Müllabladungen sind hier seltener als in anderen Stadtteilen, Angsträume gibt es kaum. Das trägt zur hohen Bewertung der Lebensqualität bei.

Grünflächen: Die Nähe zu Grünflächen wie dem Schwerter Wald oder Niederhofer Wald ist ohnehin von jeher einer der Hauptgründe für viele Menschen, hier an den südöstlichen Rand von Dortmund zu ziehen. „Da haben wir hier wirklich gar kein Problem“, sagt Kerstin Schöler-Peltzer über die zahlreichen Möglichkeiten, schnell in der Natur zu sein.

Kinderbetreuung: Die hohen Werte beim Aspekt Kinderbetreuung überraschen auf den ersten Blick – denn gleichzeitig erhält der Ort bei der Familienfreundlichkeit eher schlechte Werte. Es gibt zwei etablierte Kindertagesstätten im Stadtteil (Evangelischer Kindergarten und Katholischer Kindergarten St. Kunigunde).

Einen großen Fortschritt stellte die Neueröffnung der Höchstener Grundschule Anfang 2017 dar. Statt in einem maroden Gebäude lernen Höchstener Kinder in Räumen, die zu den neuesten in der gesamten Stadt gehören. Das hat viel Geld gekostet (rund sechs Millionen Euro) und einige Wartezeit in Anspruch genommen. Aber es hat die Zukunft der Schule gesichert.

Der Verkehr an der Kreuzung Wittbräucker Straße/Benninghofer Straße/Höchstener Straße ist ein Dauerthema für viele Höchstener.

Der Verkehr an der Kreuzung Wittbräucker Straße/Benninghofer Straße/Höchstener Straße ist ein Dauerthema für viele Höchstener. © Felix Guth

Das wurde negativ bewertet

Verkehrsbelastung: Die Kreuzung an der Wittbräucker Straße/Benninghofer Straße/Höchstener Straße ist eines der offensichtlichsten Probleme. „Um 16 Uhr steht man hier bis Berghofen im Rückstau“, sagt Kerstin Schöler-Peltzer. Mehrere Teilnehmer des Stadtteilchecks beklagen die verstopfte Kreuzung, Raser und Tuner-Treffs. An der Wittbräucker Straße hat sich eine Bürgerinitiative gegen Verkehrslärm gegründet.

Bezirksbürgermeister Sascha Hillgeris sieht für den Höchsten „eine Verkehrsproblematik, die auf Dauer schwierig in den Griff zu bekommen ist.“ Die Ein- und Ausfahrtsituation am Geschäftszentrum erschwert die Lage zusätzlich. Verschiedene Lösungen für einen Umbau der Kreuzung wurden von Verwaltung und Politik schon diskutiert, aber wieder verworfen. Im Moment herrscht Stillstand in der Debatte. Bewegung müsste auch in die Debatte um die Verkehrssicherheit am Grenzweg kommen, wo seit Jahren ohne Ergebnis über die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone an einem der Hauptwege zur Grundschule diskutiert wird. Die Probleme mit dem Autoverkehr spiegeln sich auch in der Bewertung des Punkts Radfahren wider (5 von 10).

Wohnen: Eine negative Einschätzung äußern die Teilnehmer bei der Frage, ob bezahlbares Wohnen in ihrem Stadtteil möglich ist (5 von 10). Kaufen und Mieten sind hier teurer als im Rest der Stadt, die Tendenz ist steigend. Kerstin Schöler-Peltzer sagt: „Wir haben das erst kürzlich gemerkt, als unsere Kinder hier Wohnungen gesucht haben. Es ist sehr schwierig, etwas Bezahlbares zu finden.“ Wie manche andere alteingesessene Höchstener kritisieren sie, dass „jeder verfügbare Zentimeter hier zugebaut wird.“

Sascha Hillgeris verweist darauf, dass auch auf dem Höchsten Wohnen für Menschen in unteren Einkommensklassen möglich ist. Es sei aber nun einmal so, dass der Wohnungs- und Grundstücksmarkt für das schöne Wohnen mit Natur-Anschluss einen gewissen Preis verlange. „Es wird niemals so sein, dass in einer Stadt überall der gleiche Mietpreis gilt“, sagt Hillgeris. Aber man müsse sich weiter bewusst sein, dass Grünflächen für eine Stadt ein wichtiger Wert sind.

Höchsten: Das teure Einkaufsparadies mit Natur-Anschluss

Familienfreundlichkeit: Relativ schlecht schneidet der Stadtteil bei der Familienfreundlichkeit ab (6 von 10 und damit unter dem stadtweiten Durchschnitt). Eine Teilnehmerin des Stadtteilchecks kommentiert ihre Abstimmung so: „Es fehlen in jedem Fall öffentlich zugängliche Spielplätze auch in den Wohnbezirken. Hier werden laufend neue Wohnanlagen mit hübschen Häuschen und Gärten gebaut, nirgendwo ist jedoch Platz für einen Spielplatz.“ Ähnliche Hinweise kommen auch von anderen Höchstenern. Zusammenfassend bleibt die Erkenntnis: Die Höchstener wissen ihre Kinder die Hälfte des Tages gut aufgehoben, für die zweite Hälfte wünschen sie sich mehr Angebot.

Das gilt übrigens nicht nur für junge Bewohner des Stadtteills. Der Stadtteil sei überaltert und es fehle an Gelegenheiten für Geselligkeit, etwa Stadtteilfesten oder Cafés, merken manche Teilnehmer des Stadtteilchecks an. „Viel Abwechslung gibt es hier nicht“, sagt Kerstin Schöler-Peltzer. Zugleich erhält aber das Gastronomie-Angebot auf dem Höchsten gute 8 von 10 Punkten.

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„Notkirche“ und Eingemeindung

Der „Klempsche Kotten“ war im 19. Jahrhundert die erste „Notkirche“ für den Ort Höchsten.

Der „Klempsche Kotten“ war im 19. Jahrhundert die erste „Notkirche“ für den Ort Höchsten. © Archiv

Höchsten gehört seit dem 1. April 1929 zur Stadt Dortmund. Heute gilt die Gegend rund um die Kirche St. Kaiser Heinrich an der Höchstener Straße als einer der wohlhabendsten Teile Dortmunds. Ende des 19. Jahrhunderts trug sie noch den Beinamen: „Ärmste Mission Deutschlands“. Die 1871 von Heinrich Wigger gegründete Gemeinde hattelange nur den „Klempschen Kotten“, ein ehemaliges Stallgebäude als „Notkirche“. 1892 wurde die heutige Kirche eingeweiht.