
© Dieter Menne
Barop: Beschauliche Dorfatmosphäre mitten in der Stadt - es sei denn, der BVB spielt
Stadtteilcheck
In Barop, Schönau und Menglinghausen wohnt man ruhig und hat viel Grün vor der Haustür. Trotzdem sind die Wege in die City und auf die Autobahn kurz. Stress kommt auf, wenn der BVB spielt.
Das Adjektiv „beschaulich“, das der Duden mit Worten wie friedlich und idyllisch umschreibt, es könnte erfunden worden sein für Orte wie Barop. Wer an einem Herbstnachmittag auf dem Vorplatz des kleinen Supermarkts an der Baroper Straße steht, wo der Wind die Blätter von den Bäumen pustet, sieht Kinder, die von der Schule kommen, und Mütter mit Kinderwagen. Und, zugegeben, auch ein paar Autos und Lkw. Trotzdem: Würden nicht gelegentlich Studenten vorbeiradeln, von denen viele hier aufgrund der Nähe zur Technischen Universität wohnen, wähnte man sich in einem Örtchen auf dem Land. Von der einen Kilometer Luftlinie entfernten B1 und der Großstadt Dortmund: keine Spur.
Die Lebensqualität in Barop ist hoch
Diese Beschaulichkeit mag auch Sonja Jacobs (38) an Barop. Wobei Barop in diesem Fall Schönau bedeutet: Der kleine Stadtteil mit Kern direkt unterhalb der Schnettkerbrücke wurde 2001 Barop angegliedert. Für Sonja Jacobs ist und bleibt es Schönau, wo sie mit ihrer Familie lebt: „In Schönau ist die Lebensqualität einfach hoch: Hier gibt es große Gärten, in die man seine Kinder rauslassen kann, und nette Nachbarn zum Quatschen. Es ist eine Dorfatmosphäre mitten in der Stadt.“ Die Lebensqualität in Barop mit Schönau und Menglinghausen haben auch die hier wohnenden 190 Teilnehmer unseres Stadtteilchecks sehr gut bewertet: mit 9 von 10 Punkten, höher als der stadtweite Schnitt (8). Das hat Barop allerdings mit vielen südlichen Stadtteilen gemein.
Wie sehr Sonja Jacobs Barop beziehungsweise Schönau schätzt, zeigt sich daran, dass sie wieder hierher zurückgezogen ist: Sie wohnt mit ihrem Mann Ben (37), den sie in England kennengelernt hat, und den Kindern Clara (2) und James (ein halbes Jahr) wieder ganz in der Nähe ihres Elternhauses. Auch ihre Jugendfreundin Sarah Engel (38) ist - mit Mann Marcus (35) und Sohn Luis (ein halbes Jahr) - zurückgekehrt. Sie schwärmt ebenfalls vom Wohnumfeld, das auch ein paar Restaurants und dank der Musikveranstaltungen im Storckshof Kultur zu bieten hat.
Allerdings: Wegen der Nähe zur A40 gebe es viele Einbrüche, die Polizei sei oft hier. Thomas Wallender, Leiter der Polizeiwache Hombruch, sagt jedoch: „Aus Sicht der Polizei ist der Stadtteil Barop unauffällig.“ Die Einbrüche im gesamten Wachbereich Hombruch sind rückläufig, nach 307 Einbrüchen 2015 und 282 im Jahr 2016 wurden 2017 noch 205 gezählt.
Das wurde positiv bewertet:
Verkehrsanbindung: Hier erreichen Barop, Groß-Barop, Schönau und Menglinghausen in unserem Check den Höchstwert 10. „Die Verkehrsanbindung ist super“, sagt Sarah Engel: „Man ist ratzfatz auf der Autobahn und zur Bahn-Haltestelle läuft man in sieben Minuten.“ Gemeint ist die Haltestelle „An der Palmweide“, an der auch viele Studenten umsteigen, um von der Stadt in Richtung TU und wieder zurück zu kommen.

Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr haben die in Barop wohnenden Teilnehmer unseres Stadtteilchecks sehr positiv bewertet. Vor allem mit der U42 – hier an der Station „An der Palmweide“ – gelangen Anwohner schnell in Richtung Hombruch oder City. © Stephan Schütze
Von der Palmweide geht‘s mit der U42 „in vier Minuten nach Hombruch, in sieben Minuten ist man in der City“, rechnet Hombruchs stellvertretender Bezirksbürgermeister Klaus Ulrich Steinmann vor. Er wohnt ebenfalls in Schönau und schätzt die „tolle Verkehrsanbindung“. Zu der zählen im Stadtteil auch die S-Bahnhöfe Barop und Universität, die H-Bahn am Campus und mehrere Buslinien.
Auch die Anbindung der Wohngebiete entlang der Straße Am Beilstück (dort gibt es den gleichnamigen U42-Haltepunkt) und entlang der Stockumer Straße (Station „Barop Parkhaus“) an den öffentlichen Nahverkehr ist gut.
Lediglich wer in Menglinghausen wohnt, hat es abends schwer, mit dem Bus nach Hause zu kommen. Nach 20 Uhr ist es mit Umsteigen und letztlich mit einem Anruf-Sammel-Taxi verbunden, um von der Haltestelle Barop Parkhaus nach Menglinghausen zu gelangen. „Ohne Auto ist es schwierig“, resümiert ein Teilnehmer der Umfrage. Immerhin: Am Wochenende wird auch Menglinghausen vom Nacht-Express angesteuert.
Grünflächen: Die Lebensqualität, die Sonja Jacobs, Sarah Engel und andere Baroper als hoch empfinden, hat viel mit der Natur direkt vor der Haustür zu tun. Viele hier haben einen eigenen Garten oder einen Kleingarten in der Nähe; alle haben für Spaziergänge mehrere Optionen: Wenn Sonja Jacobs mit ihrer Familie und Hund Ambrose unterwegs ist, wählt sie zwischen der Bolmke, dem Umwelt-Kultur-Park an der Ostenbergstraße und einem Spaziergang entlang der Felder. In Menglinghausen wiederum gibt es so viel Grün, dass dort gleich zwei Reitvereine beheimatet sind.
Das wurde negativ bewertet:
Angebote für Jugendliche: Diese wurden von den Teilnehmern unserer Umfrage in Barop am schlechtesten bewertet. Stadtweit fallen die Einschätzungen jedoch ähnlich mau aus. Was auffällt: In den benachbarten Stadtteilen Eichlinghofen und Hombruch gilt das Angebot als leicht besser. Womöglich, weil es dort Jugendfreizeitstätten gibt. Nach Angeboten für Jugendliche in Barop gefragt, schütteln auch Sonja Jacobs und Sarah Engel mit dem Kopf. So citynah Barop liegt, es ist eben nicht mehr Innenstadt. Politiker Steinmann verweist hingegen auf mehrere Bolzplätze und (für die Jüngeren) Spielplätze im Stadtteil und sagt: Bei ihm habe sich wegen zu weniger Angebote für Jugendliche in den 32 Jahren, in denen er hier wohnt, „noch nie jemand beschwert“.
Verkehrsbelastung: Barop ist, das sollte bis hierhin deutlich geworden sein, nicht der wuseligste Stadtteil. Dennoch gibt es - unter anderem wegen der nahen Autobahn und der Universität - zu Stoßzeiten viel Verkehr. Für einige Teilnehmer unserer Umfrage ist dieser an sich „unerträglich“; Andere beklagen, Straßen wie „An der Palmweide“ und Ostenbergstraße seien in „desolatem Zustand“. Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl kündigt Abhilfe an: 2019 seien Sanierungsarbeiten an der Palmweide auf Höhe der S-Bahn-Brücke geplant. Auch an einigen Straßen im Bereich der TU seien Deckensanierungsarbeiten geplant.
Die meisten Nerven kostet es die Baroper, wenn zu Heimspielen des BVB stets Tausende Autofahrer die ruhigen Wohnviertel heimsuchen. Stunden vor den Spielen müsse man planen, bis wann man selbst noch mit dem Auto fahren kann, ohne im Stau zu stehen, sagt Sarah Engel. Und hinterher dauere es bei Abendspielen bis in die Nacht, ehe der Verkehr abgeflossen ist. Der Verkehr bei BVB-Spielen, sagt die 38-Jährige, sei für die Anwohner „ständig ein Thema, das alle belastet“. Zumindest das Problem der zugeparkten Haupt- und Nebenstraßen, Gehwege und Grünflächen scheint etwas kleiner geworden zu sein, die Sonja Jacobs an der Schönaustraße beobachtet: „Früher war die Straße ständig zugeparkt, da wären keine Rettungswagen durchgekommen. Seit einem Jahr ist es besser geworden.“
Das Ordnungsamt habe die Kontrollen verstärkt, sagt Stadt-Sprecher Maximilian Löchter. Er nennt für drei Straßen in Barop Zahlen zu Verwarnungen und abgeschleppten Autos während der BVB-Spiele im vergangenen halben Jahr:
- Schönaustraße: 44 Verwarnungen, 8 abgeschleppte Fahrzeuge
- Diekmüllerbaum: 169 Verwarnungen, 18 abgeschleppte Fahrzeuge
- Beisterweg: 125 Verwarnungen, 13 abgeschleppte Fahrzeuge
Das Ordnungsamt habe es vor dem Abschleppen mit Hinweisen und Verwarnungen versucht - das fruchtete offensichtlich nicht bei jedem. Die nächsten Straßen, in denen verstärkt abgeschleppt werden könnte, seien der Helenenbergweg (47 Verwarnungen) und der Solbergweg (161).
Freilich treffen die Sanktionen des Ordnungsamts auch Anwohner. Die Baroperin Carina Meyer (29) beispielsweise hat schon mehrere Knöllchen erhalten, als sie an BVB-Spieltagen spät von der Arbeit kam und keinen Parkplatz mehr fand. Um nicht kilometerweit laufen zu müssen, habe sie zum Beispiel an Straßenecken halb auf dem Bürgerstein geparkt. Und wurde bestraft. Zurecht, wie Meyer weiß: „Das ist trotzdem sehr ärgerlich.“

Nahversorgung: Hier haben die Teilnehmer unserer Umfrage Barop mit 8 von 10 zwar gut bewertet. Stadtweit liegt der Durchschnitt allerdings bei 9. Und richtig üppig ist die Nahversorgung in Barop auch nicht. Am Parkhaus Barop gibt es einen Supermarkt, mitten in Barop außer einem Bäcker noch einen „Maximarkt“, den Sarah Engel gut für zwischendurch findet: „Wenn ich beim Einkaufen im Supermarkt etwas vergessen habe, hole ich es schnell dort.“ Ansonsten könne sie die Nahversorgung in Barop nicht gut bewerten, sagt ihre Freundin Sonja Jacobs. Sie fahre zum Einkaufen nach Hombruch oder Dorstfeld.
In Schönau gibt es noch einen Kiosk, den seit Mitte September Kenan Özdemir betreibt. Er sagt, er habe das Sortiment noch um weitere Produkte des täglichen Lebens erweitert - richtig viel los sei aber nur an Spieltagen.

In Schönau gibt es einen Kiosk, den Mitte September 2018 Kenan Özdemir vom langjährigen vormaligen Betreiber übernommen hat. Ansonsten ist die Nahversorgung in Barop nicht gerade üppig. © Michael Schnitzler
Auch in Menglinghausen gibt es zwar einen Kiosk. Vor allem dort vermissen die Anwohner jedoch weitere Einkaufsgelegenheiten. „Ein Supermarkt wäre schon gut“, sagt beim Besuch vor Ort eine 47-Jährige, die mit ihrem Hund unterwegs ist. Sonst ist an diesem Mittag weit und breit niemand zu sehen. Man sei in Menglinghausen für Einkäufe zwingend aufs Auto angewiesen, sagt die Anwohnerin, sie fahre nach Hombruch oder Kruckel.
In ihren Anmerkungen verdeutlichen auch viele Teilnehmer unserer Umfrage, dass ihnen die Nahversorgung fehle: „Mir würde eine Bäckerei reichen“, schreibt ein Teilnehmer. Andere sehen es ähnlich, ein Teilnehmer dreht es ins Positive: „Mir gefällt es in Menglinghausen sehr gut. Es gibt zwar kaum Einkaufsmöglichkeiten, dafür hat der Stadtteil aber so etwas wie Dorfcharakter.“
Und das ist ja auch ein nicht zu unterschätzender Wert in einer Großstadt wie Dortmund.
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Historie
Einst prägten Zechen und ein Eisenwerk Barop

Das Foto aus dem Jahr 1924 zeigt den Rüpingsbach und den Blick auf Barop. © RWWA
Ich mag es, als Journalist stetig dazuzulernen und Komplexes zu erklären. Bei den Ruhr Nachrichten bin ich seit 2011. Nach drei Jahren als Wirtschaftsredakteur in der Redaktion Dortmund übernehme ich dort seit Frühjahr ‘18 vor allem Planungsaufgaben.
