Leichtsinn wegen Lockerungen

Dortmunds Stadtspitze warnt wegen steigender Corona-Infektionszahlen

Ist das schon die „zweite Welle“? Angesichts wieder gestiegener Corona-Infektionszahlen in Dortmund bemühen sich die Experten der Stadt um eine Einordnung - und warnen vor zuviel Leichtsinn.

Dortmund

, 09.06.2020 / Lesedauer: 3 min

Vorbildlich tragen Schaufensterpuppen in einem Geschäft in der Dortmunder City Mund-und-Nasen-Schutzmasken. © Stephan Schütze (Archivbild)

Am Dienstag (9.6.) waren es vier gemeldete Neu-Infektionen, in den Tagen zuvor aber auch schon einmal neun oder sogar zwölf. Das liegt deutlich über den Werten in den letzten Mai-Wochen, als an manchen Tagen keine einzige Neuinfektion in Dortmund dazu kam.

Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken berichtete am Dienstag, dass es in den letzten sieben Tagen etwa 50 Neuinfektionen in Dortmund gab. Das sei nicht erfreulich, aber als Folge der Lockerungen zu erwarten gewesen.

24 Ausbrüche seien klar zwei Quellen zuzuordnen, „einer in einer Community, einer in einer Einrichtung“, erklärte Renken. „Beide sind gut untersucht und wir gehen davon aus, dass wir die weiteren Infektketten gut unter Kontrolle haben.“

Keine „zweite Welle“ in Dortmund

Man habe aber generell eine deutliche Infektionsvermehrung, wenn auch weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau, sagte der Gesundheitsamtsleiter. Von einer befürchteten „zweiten Welle“ könne man noch nicht sprechen.

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Zur Erinnerung: Die Bundesregierung hat für Maßnahmen zur Verschärfung von Corona-Schutzbestimmungen eine Grenze von 50 neuen Infektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner genannt. Auf Dortmund übertragen wären das stadtweit 300 Fälle in einer Woche. „Da sind wir weit von entfernt“, stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau fest.

Dortmunds OB Sierau: „Locker, aber mit Abstand“

Gleichwohl ist der Anstieg der Infektionen Grund für Mahnungen. Über die Ursachen der gestiegenen Infektionszahlen ist man sich in der Stadtspitze einig. Das habe wohl etwas mit den Lockerungen zu tun oder mit Verdruss und Leichtsinn im Umgang mit Corona zu tun, sagte Sierau. „Das kann man verstehen, aber es ist nicht angemessen.“

Locker könne man gerne seien, „aber mit Abstand oder Mund-Nasen-Schutz“, mahnte er. „Nach wie vor sind wir eine Stadt, die geringe Infektionszahlen und wenige Todesfälle hat“, erklärte der OB. Aber das wolle man auch bleiben.

„Weiter in laufender Pandemie“

Sozialdezernentin Birgit Zoerner erklärte als Leiterin des städtischen Corona-Krisenstabs, dass man sich weiter von der Philosophie leiten lasse, dass Schnelligkeit bei Lockerungen nicht zu Lasten des Infektionsschutzes gehen dürfe. „Wir sind weiterhin in einer laufenden Pandemie“, sagt Birgit Zoerner.

Es gebe weiterhin keinen Impfschutz und keine wirksamen Medikamente. „Gerade mit den zunehmenden Lockerungen kommt es sehr auf das verantwortungsvolle Verhalten jedes Einzelnen an“, sagte die Dezernentin.