Der Leiter des Bauordnungs- und des Stadtplanungsamtes, Stefan Thabe will die Verkehrswende auf der Hellwegschiene im Stadtbezirk Brackel umsetzen.

© Andreas Schröter

Stadtplaner: „Die Verkehrswende für den Hellweg wird Autofahrern weh tun“

rnHellweg-Umbau

Beim städtischen Projekt „Insekt“ haben Stadtplaner nach den Meinungen der Bürger gefragt. Wichtiges Detailthema war dabei der Hellweg-Umbau. Wir sprachen darüber mit Planungschef Stefan Thabe.

Brackel

, 11.08.2021, 05:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Insekt“ ist das Kürzel für etwas, das die Stadt „Integriertes Stadtbezirksentwicklungskonzept“ nennt, und bei dem im Mai Brackeler Bürger aufgefordert waren, ihre Meinung zu einer möglichen städtebaulichen Entwicklung im Stadtbezirk abzugeben. 352 taten das, was der Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes, Stefan Thabe, als Erfolg sieht.

Die Umgestaltung der Hellwegachse, der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes, der Schutz des Freiraumes und eine stärkere Durchgrünung der Gewerbegebiete wurden dabei am häufigsten genannt. Über die Umgestaltung der Hellwegachse sprachen wir mit Stefan Thabe.

Herr Thabe, der Hellweg ist an einigen Stellen - zum Beispiel in Wickede und Asseln - ausgesprochen eng.

Ich kenne das aus eigener Anschauung, ich habe als Student nebenher als Taxifahrer gearbeitet. Die Fahrgäste haben sich manchmal aus Angst die Hand vor Augen gehalten, wenn uns die Bahn entgegenkam. Der Hellweg leidet klar an Überlastung.

Wie soll in dieser Enge eine Umgestaltung funktionieren?

Sicher, das ist schwierig. Aber wir haben von der Politik den klaren Auftrag, die Verkehrswende einzuleiten. Das heißt, wir geben Fußgängern und Radfahrern mehr Raum als bisher. Das geht natürlich nur, indem wir den Platz für den Autoverkehr einschränken.

Aber Sie können den Leuten das Autofahren doch nicht verbieten.

Richtig, wir haben keinen pädagogischen Auftrag, das Autofahren zu verbieten, aber wir können mit unseren Planungen auch nicht warten, bis es von selbst weniger Autos gibt. Um es klar zu sagen: Eine Verkehrswende ohne den Autofahrern weh zu tun wird nicht möglich sein.

Den Wickeder Hellweg teilen sich Autofahrer, Radfahrer und die Stadtbahn. Oft entstehen hier gefährliche Situationen

Den Wickeder Hellweg teilen sich Autofahrer, Radfahrer und die Stadtbahn. Oft entstehen hier gefährliche Situationen. © Andreas Schröter

Wäre ein Weiterbau der L663n nicht vielleicht doch zielführend, wenn man weniger Verkehr auf dem Hellweg haben will? Die Bewohner des Asselner Hellwegs sind in den Nachmittagsstunden schon arg belastet von dem Verkehr, der von der abgeknickten L663n kommt.

Ach, vor allem unsere Mobilitätsplaner waren auch schon vor der politischen Wende zu diesem Thema skeptisch, ob der Weiterbau wirklich die ersehnte Erleichterung bringen würde. Außerdem müssen Sie davon ausgehen, dass die Straße frühestens in 10 bis 15 Jahren gebaut würde, wenn wir sie jetzt beschlössen. Das wäre ein riesiger Planungsaufwand.

Außerdem gäbe es mit Sicherheit Klagen dagegen, die das Unterfangen verzögern würden, wenn nicht sogar ganz verhindern könnten. Ich glaube, ein Punkt, in dem sich alle einig sind, ist, dass wir vorher den Hellweg selbst angehen sollten.

Darüber, wie das konkret geschehen soll, schweigt sich „Insekt“ allerdings weitgehend aus. Ich habe bereits den Vorwurf gehört, dass das alles noch recht unkonkret ist.

Es ist gar nicht die Aufgabe von „Insekt“, konkret zu sein. Schließlich geht es um Entwicklungen, die zehn Jahre in die Zukunft reichen. Da macht es gar keinen Sinn, in Detailplanungen einzusteigen wie zum Beispiel, wohin dieser oder jener Bordstein verlegt werden soll. Das hatten wir bei den ersten „Insekt“-Projekten 2004 anders gemacht. Das hat aber wenig gebracht.

Mit dem Hellweg im Stadtbezirk Brackel geht es jetzt zunächst so weiter, dass wir ein Leistungsverzeichnis erstellen, um dann Anfang 2022 ein externes Gutachterbüro per Ausschreibung beauftragen zu können, das dann auf der Basis einen Vorentwurf für die zukünftige Gestaltung anfertigt.

Daran schließen sich dann die Entwurfsplanung und später die Ausführungsplanung an. Die Bürger werden dabei an verschiedenen Stellen beteiligt und die Politik muss das ja auch beschließen.

Was auf dem Hellweg nervt und den Verkehr zum Stocken bringt, sind erstens die vielen Linksabbieger und zweitens die Lkw, die diese Verbindung auch als Durchgangsstraße nutzen.

Dann müssen wir das Linksabbiegen eben vielleicht verbieten. Wäre eine Option. Und was den Lkw-Verkehr betrifft: Unsere Analyse dazu zeigt, dass es sich dabei nicht um Durchgangsverkehr, sondern um Zielverkehr handelt - zum Beispiel zu Tedi und Rewe. Wie man mit diesen Fahrten umgeht, weiß ich allerdings auch nicht.

Aber man muss immer auch im Hinterkopf haben, dass der Hellweg zum Vorrangnetz an Straßen gehört, die jede Stadt haben muss. Allerdings: Der Lkw-Verkehr auf dem Hellweg beträgt zwei bis drei Prozent und ist damit im Vergleich zu anderen Straßen nicht übermäßig hoch.

Wäre eine Tunnellösung für die Stadtbahn denkbar?

Nein, das halte ich für utopisch. Außerdem muss man sich fragen, ob wir die ÖPNV-Nutzer wirklich unter die Erde verbannen wollen.

Die SPD im Stadtbezirk Brackel fordert Tempo 30 für den Hellweg. Können Sie dem etwas abgewinnen?

Ja, für einige Stellen wie in Asseln schon, aber nicht auf der ganzen Strecke. Für Stücke, auf denen es wieder freier wird, sehe ich dafür keine Gründe.

Wie geht es jetzt weiter mit „Insekt“?

Die Erarbeitung des „Insekt“ Brackel 2030+ ist abgeschlossen. Nach der Sommerpause bekommt abschließend die Politik die Gelegenheit, sich über die Inhalte zu beraten. Nach Beschluss durch den Rat der Stadt Dortmund können alle Details auf der Website des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes eingesehen werden.