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Stadtkrone Ost: Ein Vorzeige-Viertel wird vom Verkehr erdrückt
Stadtkrone Ost
Ein „Patch-Work-Bereich“ soll die Stadtkrone Ost sein. Exklusives Wohnen und Arbeiten nah beieinander. Jetzt rumort es auf dem ehemaligen Kasernengelände. Zu viele Autos, zu wenig Parkraum.
Dass es ernst wird mit einem Thema lässt sich gut daran ablesen, wenn ein Anwohner in der Sitzung der Bezirksvertretung auftaucht und dem Bezirksbürgermeister Jürgen Schädel eine Unterschriftenliste überreicht.
In diesem Fall war es ein Anwohner der Stadtkrone Ost, der im Namen vieler „Mitleidender“ den Gang in die Öffentlichkeit als letzte Chance sieht. Denn es ist Schluss mit der Ruhe in direkter Nachbarschaft der Bundesstraße 1. Die war eigentlich durch zahlreiche Geschäfts- und Bürogebäude hergestellt, die eine Art Lärmschutzwand für diejenigen darstellt, die sich die Stadtkrone Ost als Wohnort auserkoren haben.
Die Mischung stimmt nicht mehr
Und am Anfang war auch alles gut, das sagen die Anwohner unisono. Die Mischung zwischen Geschäfts- und Wohnhäusern stimmte, bis dann das Pendel in eine Richtung ausschlug, die die Bewohner nicht verstehen. „Wir haben hier für gutes Geld Häuser und Wohnungen gekauft, damit wir in Ruhe leben und wohnen können. Und jetzt das“, sagt Ebro Gwosdzik. Mit „Das“ meint er die zahlreichen Fahrzeuge, die jetzt die Stadtkrone Ost bevölkern und alles zuparken, was zuzuparken ist.

Bei einem Ortstermin hörten sich SPD-Politiker die Probleme der Anwohner an. © Jörg Bauerfeld
„Das ist so, seitdem hier die FOM eröffnet hat“, sagt Uta Sommer. Die FOM ist eine Hochschule für Berufstätige, an der im Sommer 2017 die ersten Vorlesungen stattfanden. Mit den Vorlesungen kamen die Studenten und mit den Studenten eben die Autos. Man habe nichts gegen die Studenten, so die Meinung der Anwohner. Nur müsse man auch ein vernünftiges Parkkonzept ausarbeiten.
Das Parkhaus, das hinter dem Hochschulgebäude steht, könnte dazu gehören. Wenn es nichts kosten würde. „Welcher Student bezahlt schon täglich für einen Parkplatz?“, sagt Uta Sommer. Während also das Parkhaus mit freien Parkplätzen glänzt, werden Bürgersteige und Vorgärten im Bereich des Londoner Bogens zugeparkt.

So sieht es in den Wohnstraße an der Stadtkrone Ost oftmals aus. © Privat
Von Beginn an zu wenig Parkplätze
„Es gibt hier schon immer zu wenig Parkplätze, von Anfang an“, sagt Anwohner Wilhelm Scheer. Jetzt wird das Thema Parkplätze ein Politikum. „Das erste, was wir machen können, ist überprüfen zu lassen, wie es mit den Stellplätzen aussieht, die die Institutionen, die auf der Stadtkrone Ost sind, aussieht“, sagt Jan Gravert, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung Aplerbeck. „ Wieviel müssen sie bereitstellen und wieviel sind es am Ende.“
Und es gehe um freie Parkplätze, nicht um kostenpflichtige. Vier Euro am Tag kostet die Nutzung des Parkhauses. „Die Hochschule hatte sogar Werbung gemacht, dass es kostenlose Parkplätze am Londoner Bogen gebe“, so ein Anwohner. Diese Werbung sei aber wieder von der Webseite verschwunden. Die Autos aber nicht.
Garagen und Einfahrten werden zugeparkt
Garagen werden zugeparkt, Mülltonnen und Einfahrten auch. Auch die Spielstraße, auf der eigentlich niemand parken darf, wird ebenso als Parkplatz genutzt. Die Anwohner informierten das Ordnungsamt. Die kommen mal, dann wieder nicht. Und selbst wenn es Knöllchen gibt, stehen am nächsten Tag wieder die Fahrzeuge da. Jetzt werden Fotos gemacht, täglich, von zugeparkten Flächen.

Auch Garageneinfahrten werden zugeparkt. © Privat
„So kann es aber nicht weitergehen“, sagt Uta Sommer. Nur was tun? Zunächst versuchen es die Anwohner mit einer Unterschriftensammlung. Denn es ist auch der Parksuchverkehr, der den Anwohnern die Nerven raubt. „Unsere Kinder konnten früher auf der Straße spielen, jetzt geht das nicht mehr“, sagt Uta Sommer. Vielleicht würden Anliegerschilder helfen - oder ein weiteres Parkhaus? Es sei ja nicht die Idee einer Familiensiedlung gewesen, sie als Parkplatz einer Hochschule zu nutzen. Jetzt soll ein Verkehrskonzept zur Stadtkrone Ost die Parkplatzsituation entspannen. Die Verwaltung ist am Zug.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
