Stadtenergie-Skandal schädigt auch DSW21 Neue Buslinie, neue Bahnen - Sind jetzt Projekte in Gefahr?

Stadtenergie-Skandal schädigt auch DSW21: Sind jetzt Projekte in Gefahr?
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Wie etliche andere Akteure hat Jörg Jacoby, Finanzvorstand der Dortmunder Stadtwerke (DSW21), nervenaufreibende Wochen hinter sich. Der Schaden von 74 Millionen Euro, den die Pleitefirma stadtenergie verursacht hat, schlägt auch auf die Bilanz des Mutterkonzerns durch: 46 Millionen Euro muss DSW21 auffangen.

Turbulente Wochen: Jörg Jacoby, Finanzvorstand bei DSW21, hat schon bessere Zeiten erlebt.
Turbulente Wochen: Jörg Jacoby, Finanzvorstand bei DSW21, hat schon bessere Zeiten erlebt. © privat

„Die Summe trifft uns als Unternehmen spürbar, sie ist alles andere als ein Pappenstiel“, sagt Jacoby, der als akribischer Finanzmann gilt und seit Bekanntwerden des Skandals bei stadtenergie fast rund um die Uhr mit der Aufarbeitung befasst ist.

Dennoch sei der DSW21-Konzern so stabil aufgestellt, dass der Schaden verkraftet werden könne, sagt Jacoby. Zum Vergleich: Der DSW21-Konzern (also inklusive aller Tochterunternehmen) plant innerhalb der nächsten fünf Jahre Investitionen in Höhe von rund einer Milliarde Euro. „Wir halten an unseren Zielen fest“, sagt Jacoby mit Blick auf die Energie- und Mobilitätswende.

Das heißt konkret: Alle angekündigten Projekte, die direkte Auswirkungen für die Bürger haben, würden auch realisiert. Das gilt beispielsweise für die kürzlich angekündigte Ringbuslinie („Innovationslinie 400“).

Sie soll Innenstadtquartiere miteinander verbinden und 2025 an den Start gehen. Dabei soll es bleiben, so Jacoby. Auch der Kauf neuer Busse und Bahnen werde abgewickelt wie geplant. Obendrein halte DSW21 daran fest, die Energietochter DEW21 mit einer Eigenkapitalstärkung in die Lage zu versetzen, die Energie- und Wärmewende voranzutreiben.

Im Gegenzug könnten solche Vorhaben zeitlich ein wenig gestreckt werden, die keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bürger hätten. Darunter fällt beispielsweise der mittelfristig geplante Ausbau des Dorstfelder Betriebshofs. „Bei diesen Projekten wollen wir den Fuß zunächst etwas vom Gaspedal heben und den Druck rausnehmen“, kündigt Jacoby an. „Da brauchen wir ein bisschen Luft, bis wir wieder loslegen.“

Für DSW21 (und auch für DEW) ist es zudem wichtig, fristgerecht einen Jahresabschluss 2023 vorlegen zu können, der ohne jede Einschränkung das „Okay“ des Wirtschaftsprüfers erhält. Im „vorläufigen Jahresabschluss“, den DSW21 Mitte April präsentierte, wies das Unternehmen unter dem Strich 91,1 Millionen Euro Plus aus. Üblicherweise ändert sich an den Zahlen dann nicht mehr viel.

Diesmal war's anders. Der Skandal um die DEW-Tochter stadtenergie ploppte auf. Folge: Die Stadtwerke mussten die Bücher wieder aufklappen und neu rechnen.

Die anfangs eingeplanten DEW-Erlöse in Höhe von 30 Millionen Euro sind definitiv futsch. Die Energietochter DEW, selbst gebeutelt durch die immensen Verluste von stadtenergie, kann nichts überweisen. Gleiches gilt in Richtung Westenergie, der eine Garantiedividende von DEW zusteht. Sie beträgt alles in allem 11,7 Millionen Euro. Auch das kann DEW nicht leisten. Heißt: Die Muttergesellschaft DSW21 springt ein und überweist, grob gesagt, von eigenen Konten an Westenergie. Hinzu kommen steuerliche Effekte. So summiert sich der Schaden für DSW21 auf insgesamt 46 Millionen Euro.

Da kommen die Millionen-Erlöse aus dem Verkauf der Steag-Anteile gerade recht. Sie eröffnen DSW21 die Chance, zumindest einen Teil des Schadens aufzufangen. Wie? Indem DSW21 rund 30 Millionen Euro aus den Steag-Erlösen in die Jahresbilanz 2023 schiebt.

Am Ende bleiben rund 16 Millionen Euro, die das vormals geplante Ergebnis von 91,1 Millionen Euro auf nunmehr 75 Millionen Euro drücken. Mit diesen Zahlen gehen die DSW21-Vertreter in die nächste Aufsichtsratssitzung, die für Montag, (22. Juli) anberaumt ist. Dann soll das Kontrollgremium den Jahresabschluss feststellen und verabschieden.