Ein paar Faxgeräte gibt es zwar noch in den Amtsstuben, die dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dortmunder Stadtverwaltung ihre Digitalisierung in den vergangenen Jahren schon gut vorangetrieben hat. „183 Dienstleistungen bieten wir in der Antragstellung digital auf Dortmund.de an. So viel bietet kaum eine andere Kommune“, sagt der Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr.
Die Ummeldung eines Autos oder auch Anliegen rund um die Hundesteuer können beispielsweise bei der Stadt Dortmund online erledigt werden. Vielfach gibt es aber noch Stolpersteine bei der Bearbeitung von Bürgeranliegen. Es sind einfache, zeitaufwändige manuelle Aktivitäten oder sogar eine umständliche Kommunikation per Post nötig.
Dass das aus technologischer Sicht gar nicht sein muss und eine Verwaltung längst viel digitaler - etwa mit elektronischen Akten und automatisch ablaufenden Prozessen - arbeiten könnte, weiß man bei Adesso nur zu gut.
Die Adesso SE ist ein großer Dortmunder IT-Spezialist, der bundes- und europaweit tätig ist. Lange, so schien es, galt der Prophet im eigenen Lande nichts. Jetzt aber gibt es eine bis 2025 angelegte Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund. Und 1,6 Millionen Euro stehen für die weitere Digitalisierung der Verwaltung zur Verfügung.
Radikales umdenken
Nicht nur die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ämtern und im Homeoffice sollen sich verbessern, sondern auch der Service für die Bürger. „Wenn wir annehmen, dass die Datenschutzkonformität gegeben ist, könnte eine Verwaltung in Zukunft nach einer Baugenehmigung automatisiert fragen, was der Bauherr als nächstes braucht - etwa einen Kindergartenplatz für seine Kinder“, sagt Prof. Dr. Volker Gruhn, der Adesso-Aufsichtsratschef.

So radikal man im Rathaus auch bei der Erbringung von Verwaltungsdienstleistungen umdenken will, so ist in Anbetracht der deutschen Bürokratie nicht alles erlaubt, was IT-gestützt und unter Einsatz Künstlicher Intelligenz möglich wäre. „Solange wir zum Beispiel noch den grünen Stempel unter einer Baugenehmigung brauchen, sind uns die Hände gebunden“, sagt Christian Uhr.
Volker Gruhn ist optimistisch, dass aber sehr vieles was optimiert werden kann, in den nächsten Jahren optimiert wird. Nach ersten Workshops - unter anderem mit dem Gesundheitsamt, dem Grünflächenamt oder auch dem Vermessungs-/Katasteramt - fürchtet er keinen Kulturschock beim Einblick in die Arbeitsweisen einer Stadtverwaltung. „Wir haben schon gemerkt, dass eine große Veränderungsbereitschaft da ist. Wir sind ein Dortmunder Unternehmen und wir freuen uns auf diese spannende Aufgabe bei uns zuhause“, sagt er.
Aktiver Mitgestalter
Im Zentrum des Transformationsprozesses stehen die 360 Beschäftigten des Dortmunder Systemhauses (Dosys), dem 1997 aus dem Hauptamt hervorgegangenen IT-Dienstleister der Verwaltung. „Dosys soll sich von einem reinen Service-Anbieter und Dienstleister zu einem aktiven Mitgestalter der Digitalisierung der Verwaltung entwickeln. Hierzu freue ich mich, dass wir mit der Adesso SE einen leistungsstarken Partner zur Bewältigung dieser großen Herausforderung an unserer Seite haben“, so Christian Uhr.

Die Partnerschaft von Dosys und Adesso sieht vor, dass fehlendes Know-how über Methoden, Strategien und Technologien von Adesso erbracht und bei Dosys etabliert wird, um Dortmund innerhalb der kommenden Jahre in eine Stadt zu transformieren, die über einen der höchsten Digitalisierungsgrade und herausragende Digitalisierungskompetenz in einer öffentlichen Verwaltung verfügt.
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