Die Stadt Dortmund legt die inzwischen 26 Jahre alten Pläne für den Boulevard Kampstraße zu den Akten. Der Verwaltungsvorstand schlägt der Politik vor, das Konzept des Architekturbüros Fritschi und Stahl nicht mehr umzusetzen und die entsprechenden Beschlüsse aufzuheben.
Mehrere Büros sollen neue Entwürfe für eine Umgestaltung liefern, die vor allem Aspekte des Klimaschutzes stärker berücksichtigt. Man habe sich die Frage gestellt, ob die alten Planungen von Fritschi und Stahl noch zeitgemäß seien, erklärte Oberbürgermeister Thomas Westphal am Dienstag (5.11.) nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands. „Die Antwort war: nein.“
Vor allem unter Klimaaspekten passen die alten Planungen von 1998 nicht mehr in die Zeit, denn die sehen ein neun Meter breites Pflasterband neben einem Wasserlauf und eine lang gezogene Lichtleiste, die die Plätze vor Petri- und Reinoldi-Kirche verbindet, vor. Schon vor einigen Jahren hatte sich herausgestellt, dass ein durchgehender Wasserlauf ohnehin nicht machbar ist, weil die Überdeckung der Kampstraße über dem darunter liegenden Stadtbahntunnel zu gering ist.

Jetzt soll neu geplant werden. Mindestens drei Büros sollen über eine Ausschreibung aufgefordert werden, Entwürfe für eine Neugestaltung zu erarbeiten. Vieles ist dabei gesetzt - etwa der Wunsch nach mehr Grün und Aufenthaltsqualität. Von Bäumen, Brunnen und Beeten ist die Rede - wobei klar ist, dass die geringe Überdeckung über der Stadtbahn das Einbeziehen von Grün und Wasser stark begrenzt. Nicht zuletzt gilt es auch, den Fuß-, Rad- und Lieferverkehr zu ordnen. Ansonsten sollen Autos weiterhin draußen bleiben. Außerdem soll auch für den Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen weiter Platz sein.
Umbau ab 2027
Die Stadt will sich nach dem Vorschlag an die Politik für die neue Planung einen externen Projektsteuerer und Generalplaner ins Boot holen, die mit einem europaweiten Vergabeverfahren gefunden werden sollen. Damit soll sich die Ausführung spürbar beschleunigen, lautet die Hoffnung.
Am Ende soll die neue Planung nicht viel mehr Zeit kosten als die ursprünglich geplante Umsetzung des Fritschi-und-Stahl-Konzepts. Nach den bisherigen Plänen sollte der Umbau 2025 weitergehen und 2029 abgeschlossen werden. Jetzt steht Mitte 2026 erst einmal die Kanalerneuerung im Mittelabschnitt der Kampstraße an. Anschließend soll ab Mitte 2027 die Umgestaltung nach neuem Konzept folgen, die dann bis 2030 beendet werden könnte.
Die Stadt hofft dann auch wieder auf Fördermittel, wobei eine Vorausschau, ob und welche Mittel zur Verfügung stehen, schwierig sei, betont Planungsdezernent Stefan Szuggat. Für die rasche Umsetzung der alten Boulevard-Pläne war bereits klar, dass dafür wohl keine Fördermittel mehr zur Verfügung stehen, weil deren Vergabe inzwischen stark an Klima-Aspekte geknüpft ist. Die neue Planung soll diese Anforderungen wieder erfüllen.
Politik muss zustimmen
Voraussetzung ist, dass das Umsteuern auch die Zustimmung der Politik findet. Die hatte sich zuletzt schwergetan mit einem Neuaufrollen der Planungen und wollte trotz vieler Kritikpunkte an den alten Plänen von 1998 festhalten.
Unklar ist auch, wie die Kosten sich verändern. Bislang war man für die Realisierung der Boulevard-Pläne von rund 21 Millionen Euro ausgegangen. Eine Summe, die angesichts gestiegener Baukosten, aber längst nicht mehr aktuell sein dürfte. Mit einer weniger aufwendigen Neuplanung könnte es am Ende wieder günstiger werden.