Seit dem Jahr 2000 steht das Film-Casino am Ostenhellweg leer. Das traditionsreiche Kino, ein wenig versteckt liegend im Gebäude Ostenhellweg 23 bis 25, war 1956 von der damaligen „Universum Filmtheater“ eröffnet worden. Es gab dort prominente Gäste wie etwa Liselotte Pulver und Johannes Heesters.
Später übernahm die Flebbe-Gruppe das Film-Casino, die das Haus im Jahr 2000 letztlich schloss. Alle späteren Diskussionen für eine Wiederbelebung der Räumlichkeiten verliefen im Sande. Gleiches gilt für Bemühungen der Stadt, das Gebäude, das zusätzlich drei Läden beherbergt, von der Eigentümerin zu kaufen – sie wollte nicht.
Nun hat sie ihre Meinung geändert – und die Stadt will die Gunst der Stunde nutzen: Die Politiker im Rat haben Liegenschafts- und Kulturdezernent Jörg Stüdemann in nicht-öffentlicher Sitzung mit breiter Mehrheit freie Hand gegeben, den Kauf des Gebäudekomplexes in die Wege zu leiten. Was nun auch schnell geschehen soll: Laut Stüdemann ist der Notartermin bereits für Freitag (22.12.) angesetzt.

Sobald die Immobilie mit der Ladenpassage in städtischer Hand liegt, soll sich eine Projektgruppe um Ideen kümmern, wie das Film-Casino neu belebt werden kann. Als Projektentwickler sollen dabei die städtischen Kulturbetriebe eine wichtige Rolle spielen. Kulturdezernent Stüdemann schwebt beispielsweise vor, das Ex-Kino als Proberäume für die Orchester von „Dortmund Musik“ (frühere Musikschule Dortmund) nutzen zu lassen. Die Räumlichkeiten in der Steinstraße, heißt es im Beschlusspapier der Verwaltung, seien „in Größe und Struktur unzureichend“. Dabei sind die Orchester von „Dortmund Musik“ nur eine mögliche Variante.
Auch Private haben schon Ideen
Darüber hinaus gibt es Ideen, im alten Film-Casino eine Veranstaltungsstätte zu etablieren, die dem Domicil an der Hansastraße vergleichbar ist – auch das sitzt in einem früheren Kinogebäude. Gleichzeitig hat auch die TU Dortmund bereits angeklopft: Sie will Studenten in die City lotsen und hat sich als erstes Standbein dafür das alte Fernmeldeamt am Westentor ausgeguckt.
Dort sollen 170 Arbeitsplätze für Studenten entstehen. Als weiterer möglicher Standort war unter anderem das „C&A-Gebäude“ in der Verlosung – ob die Mietverhandlungen erfolgreich waren, ist jedoch fraglich. Nun nimmt man bei TU Dortmund auch das frühere Film-Casino gegenüber C&A in den Blick. „Die Uni hat Interesse, den Ort für Veranstaltungen zu nutzen“, bestätigt Stüdemann auf Anfrage. Weshalb Vertreter der TU Dortmund auch zu den Sitzungen der Projektgruppe eingeladen werden sollen.
Überdies hätten sich auch „private Interessenten“ mit Ideen gemeldet, sagt Stüdemann. Welche Vorhaben das sind, wollte er freilich noch nicht verraten.

Als nächsten Schritt nach der Übernahme der Immobilie kündigt Stüdemann eine „vertiefende Untersuchung des Bausubstanz an“. Die Stadt habe bereits vor zwei Jahren eine erste Machbarkeitsstudie erstellt, so Stüdemann. Sie habe ergeben, dass eine grundlegende Sanierung notwendig und möglich sei. „Dazu müssen wir uns die Statik jetzt genauer ansehen“, sagt Stüdemann. Zumal das Kino seit 1998 in weiten Teilen unter Denkmalschutz steht.
Ergebnisse der Untersuchung sollen „frühestens Ende des ersten Quartals 2024“ vorliegen – nach Wunsch der Politik möglichst mit ersten Kostenrechnungen. Die drei Ladenlokale innerhalb der Immobilie sollen bleiben, zumindest vorläufig. „Die Mietverträge werden vorerst übernommen“, heißt es im Beschlusspapier für den Rat. Ob die jetzigen Mieter die Stellung auf Dauer halten, ist aber höchst fraglich: Die Anlieger am Rosental jedenfalls wünschen sich dort eine „hochwertige Nutzung“ – und eine ansehnliche und vor allem saubere Ladenpassage vom Rosental zum Ostenhellweg.