Mit diesem Antrag ist der politische Streit programmiert: Die Grünen im Sozialausschuss des Dortmunder Rates wollen einen Spritzenautomaten für die Drogenszene im Stadtgarten am Rathaus installieren lassen. Das wiederum könnte die Bemühungen der Stadt konterkarieren, den „Angstraum Stadtgarten“ aufzuwerten.
Der Stadtgarten ist seit Beginn der Rathaussanierung ein bekannter Hotspot für den Drogenhandel, der mit Gewalt einhergeht, und ein Ort für Polizeieinsätze. So gab es dort zuletzt am 6. September brutale Szenen. Zwei Männer haben einen 34-Jährigen bewusstlos geprügelt. Laut Polizei gehören die Beteiligten dem Drogenmilieu an.
Seit Monaten versucht die Stadt, angesichts solcher Vorkommnisse mit verschiedenen Maßnahmen wie mehr Beleuchtung und Patrouillen eines privaten Wachdienstes das Sicherheitsgefühl der Bürger in der einzigen Grünfläche innerhalb des Walls zu stärken.
Anwohner-Beschwerden
Ein Spritzenautomat würde jedoch die Drogenszene verstärkt an den Stadtgarten binden. Warum also ein solcher Antrag, den die Grünen am Freitag (28.10.) im Sozialausschuss stellen?
Hintergrund ist der Umzug der Drogenhilfeeinrichtung Kick der Dortmunder Aidshilfe im Januar 2020. Mit dem Umzug musste der Spritzenautomat am alten Standort Eisenmarkt aufgegeben werden.
Am neuen Standort Grafenhof könne man aber wegen der Anwohner-Beschwerden direkt an der Einrichtung keinen Spritzenautomaten installieren, hatte Sozialdezernentin Birgit Zoerner dem Sozialausschuss auf eine frühere Anfrage der Grünen schriftlich mitgeteilt.
Zwei Automaten am Schwanenwall
Aktuell gibt es in Dortmund zwei Spritzenautomaten am Café Flash am Schwanenwall, die von der Drogenberatungsstelle Drobs betrieben werden.
Der Arbeitskreis der Einrichtungsleitungen der Suchtkrankenhilfe habe bereits im Februar 2020 das Problem erörtert, so Zoerner. Dort sei man sich einig gewesen, dass mehr als nur ein Standort für Spritzenautomaten in einer Großstadt wie Dortmund notwendig sei.
Seitdem wurden mögliche Standorte an den jeweiligen Drogenhilfeeinrichtungen geprüft. Doch nur die Drobs meldete 2020 zurück, einen Spritzenautomaten an der Mallinckrodtstraße am Zaun des Geländes des Sozialen Zentrums in der Nordstadt installieren zu können.
Die Aidshilfe sei ausdrücklich für eine flächendeckende Versorgung
mit Spritzenautomaten über das gesamte Stadtgebiet, halte aber Spritzenautomaten in der Nordstadt (Nordstadt und Borsigplatz), in Hörde (Bahnhof und Neumarkt) sowie für die Innenstadt am Stadtgarten für am sinnvollsten, teilte Zoerner dem Ausschuss mit
Szenenahe Versorgung
Auch nach Auffassung der Verwaltung ist laut Zoerner aus fachlicher Sicht eine wohnort- bzw. szenenahe Versorgung der Drogenabhängigen mit Konsumutensilien zur Vermeidung übertragbarer Krankheiten sinnvoll. Die Gesundheitsdezernentin: „Zur sicheren Entsorgung gebrauchter Spritzen und somit zum Schutz der Allgemeinheit sind in den Automaten integrierte Abwurfbehältnisse unverzichtbar.“
So sehen es auch die Grünen. Auf ihren Antrag soll die Verwaltung Gespräche mit Eigentümern, beziehungsweise Institutionen führen, deren Gebäude zur Installation eines Spritzenautomaten infrage kommen. Für den Stadtgarten ist aus ihrer Sicht das Rathaus der geeignete Automaten-Standort.
In der letzten Sitzung des Sozialausschusses hatte die Verwaltung auch darauf hingewiesen, dass mit der Anbringung der Automaten kein Drogenkonsum im Umfeld einhergehen soll.