
© archiv
Stadt Dortmund und DSW21 haben nicht nur versagt - sondern machen die Sache schlimmer
Meinung
Die Unruhe bei der EDG zieht sich durch alle Etagen. Einige Müllwerker senden inzwischen "Hilferufe" an die Politik. Die Eigentümer gucken zu und lassen die Dinge treiben, kritisiert unser Autor.
Die Gemengelage bei der kommunalen Abfalltochter ist hochgradig diffus. Es gibt widerstreitende Interessen und unklare Frontverläufe. Auch drei Jahre nach seiner Abberufung 2018 verfügt Ex-Arbeitsdirektor Wolfgang Birk über einen Kreis von Getreuen, die weiter Stimmung für ihn machen. Dass der Vorstoß für die Abberufung aus dem Lager der Arbeitnehmer kam, spielt dabei keine Rolle.
Birks Nachfolger, Ex-Verdi-Sekretär Bastian Prange, wird misstrauisch beäugt. Erst recht, da Prange eigene Personalvorstellungen hat – und sein Aufgabengebiet so erweiterte, dass er in den Rang eines Geschäftsführers aufgestiegen ist, der plötzlich auch für die strategische Unternehmensführung verantwortlich zeichnet.
Der Flyer mit dem „Hilferuf“ an die SPD-Rathausfraktion hat das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Es spricht Bände, wenn selbst der Betriebsrat der Auswertung von Videos zustimmt, um den Betriebsfrieden zu sichern.
Stadt und DSW21 stehen in der Verantwortung
Die Verantwortung für die aktuelle Lage liegt klar bei den beiden EDG-Eigentümern. Das sind die Stadt Dortmund (51 Prozent) und DSW21 (49 Prozent). Sie schauen dem Treiben seit geraumer Zeit tatenlos zu.
Im Mai 2020 musste sich der damalige Hauptgeschäftsführer wegen einer schweren Erkrankung zurückziehen. Inzwischen ist er verstorben. Zurückgeblieben sind der kaufmännische Geschäftsführer Frank Hengstenberg und Geschäftsführer/Arbeitsdirektor Bastian Prange.
Weder die Stadt, die in der Hauptverantwortung steht, noch DSW21 haben es bislang für nötig gehalten, den Posten in der sonst dreiköpfigen Chefetage endlich wieder zu besetzen.
Im Gegenteil: Statt die EDG mit einer neuen, starken Spitze zu stabilisieren, wird der kaufmännische Geschäftsführer angezählt und seine Vertragsverlängerung verweigert. Dass sich das aktuelle Duo an der EDG-Spitze alles andere als „grün“ ist, kommt erschwerend hinzu.
Führungsstelle so schnell wie möglich ausschreiben
So ist im Laufe der Zeit auf der obersten Führungsebene ein Vakuum entstanden, das Raum für Intrigen und Seilschaften bietet. Ein Zustand, der sich auf alle nachgelagerten Ebenen auswirkt – und auch im Arbeitnehmerlager aufmerksam registriert wird.
Wie lange wollen die Eigentümer zusehen und die Dinge treiben lassen? Es wird allerhöchste Zeit, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Politik ist gut beraten, so schnell wie möglich auf eine Stellenausschreibung mit klar umrissenen Ressorts zu drängen.
Trotz der Verwerfungen ist die EDG ein kerngesundes und für Dortmund wichtiges Unternehmen. Was sie benötigt, ist eine Spitzenkraft, die neben ihrer fachlichen Eignung vor allem eins versteht: endlich Ruhe in den Laden zu bringen und die Belegschaft zu befrieden.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.