Fake-Plakate in Dortmund
Staatsschutz ermittelt wegen gefälschter Lindner-Plakate – FDP-Chef sieht‘s gelassen
Unbekannte haben in Dortmund viele gefälschte FDP-Plakate aufgehängt, auf denen Christian Lindner spöttisch das Ende des Neun-Euro-Tickets kommentiert. Der Staatsschutz ist eingeschaltet.
Das Unternehmen RBL Media bestückt die Werbetafeln in Dortmund, die beispielsweise in der City stehen und an Bushaltestellen zu finden sind. Dessen Mitarbeiter hatten am Donnerstag (22.9.) eine Menge zu tun. Sie mussten zahlreiche gefälschte FDP-Plakate entfernen, die Unbekannte dort angebracht hatten.
Die Plakate zeigen FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner. Sie sind vom Design angelehnt an die echten Plakate, mit denen die Liberalen in der Vergangenheit für sich geworben haben. Lindner kommentiert darauf spöttisch das Ende des Neun-Euro-Tickets. „Kein Geld für ÖPNV? Sollen sie doch Porsche fahren", steht in Versalien auf den Plakaten. Der Politiker ist erklärter Porsche-Fan.
Eines von 28 gefälschten Christian-Lindner-Plakaten haben die Unbekannten an einer Werbetafel am Eingang des Hauptbahnhofs angebracht. © Schulze
Polizei schreibt Anzeige
Der Polizei Dortmund waren die Plakate ebenfalls aufgefallen. Man habe eine Anzeige geschrieben, der Staatsschutz sei eingeschaltet, sagt Sprecher Gunnar Wortmann auf Anfrage unserer Redaktion. Ob tatsächlich eine Straftat vorliegt, müsse die Staatsanwaltschaft prüfen. „Eventuell geht es in Richtung Beleidigung“, ergänzt Wortmann.
Der Dortmunder FDP-Chef Nils Mehrer sieht die Sache gelassen. Er sei niemand, der sich darüber aufrege, sagt er auf Nachfrage. Mehrer kritisiert jedoch, dass die Plakate eine „inhaltslose“ Auseinandersetzung mit dem Thema Neun-Euro-Ticket seien. Die Urheber hätten wohl keine Argumente. „Da geht es nur um die Diffamierung von Christian Lindner und der FDP.“
Nils Mehrer, der Dortmunder FDP-Chef © Stephan Schütze
Mehrer ergänzt, dass sich die Partei für einen effektiven öffentlichen Nahverkehr einsetze, das Neun-Euro-Ticket aber schlichtweg zu günstig sei.
Beträchtlicher Sachschaden
RBL Media hat durchaus Erfahrung mit gekaperten Werbeflächen. Ähnlich gelagerte Fälle habe es in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben, sagt Geschäftsführer Daniel Lange. Die Urheber seien sogenannte Adbuster. Das Verb adbusting beschreibt eine Aktionsform, bei der Werbung im öffentlichen Raum verfremdet wird, um deren Aussage ins Lächerliche zu ziehen.
28 gefälschte Lindner-Plakate hätten die Mitarbeiter von RBL Media allein in Dortmund ausfindig gemacht und anschließend eingesammelt, berichtet Daniel Lange. „Wir prüfen eine Strafanzeige.“
Hintergrund seien die Mieten, die Werbende bezahlt hätten. Diese Mieten fielen nun aus. Lange geht von einem Schaden in Höhe eines vierstelligen Betrags aus. Das Unternehmen prüfe noch, ob es weitere Fälle in anderen Städten gebe, in denen RBL Media Werbeflächen bestückt.
Wer steckt dahinter?
Die Adbuster seien hochprofessionell vorgegangen, ergänzt der Geschäftsführer. Die alten Plakate habe man in der Regel zusammengerollt neben den Werbeanlagen gefunden. Lange ist überzeugt, dass die Verantwortlichen erfahrene Adbuster sind. Sie hätten auch Werbetafeln gekapert, in denen die Plakate elektronisch wechseln, was nicht so einfach sei.
In den vergangenen Wochen waren gefälschte Lindner-Plakate bereits in zahlreichen anderen Städten aufgetaucht - zuerst in Düsseldorf. Hinter der Aktion steckt offenbar die Gruppe „Dies Irae“. Auf deren Facebook-Profil ist Adbusting im Steckbrief aufgeführt. Dort hatte „Dies Irae“ auch für eine Crowdfunding-Kampagne geworben, um weitere gefälschte Lindner-Plakate zu platzieren. Auf den Dortmunder Plakaten ist unten links am Rand ein Verweis auf die Facebook-, Instagram- und Twitter-Präsenzen („nervtjeden“) der Gruppe vermerkt.
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