Pfeffer ist nicht gleich Pfeffer - welchen benutzt man wofür? Profi-Tipps vom Spitzenkoch

Pfeffer hat 100 verschiedene Aromen: Günther Overkamp erklärt
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Wenn man jemanden dahin wünscht, wo der Pfeffer wächst, dann ist das erstmal ziemlich weit weg. Nämlich in und um Süd-Indien herum, auf Madagaskar, Indonesien, Vietnam, Sri Lanka und Brasilien.

Die Redewendung entstand übrigens am Ende des Mittelalters, als das noch so unvorstellbar weit weg war, dass die dorthin Gewünschten garantiert nie wieder auftauchten.

Wenn man heute wen dorthin wünscht, ist das nicht garantiert. Die Welt ist klein geworden. Aber der Pfeffer wächst weiter in seiner Heimat. Weil er hier noch nicht wächst, war er schon immer ein sehr teures Gewürz und wurde sogar als Steuer und Zahlungsmittel verwendet. Daher muss auch der Ausspruch kommen „gepfefferte Preise“.

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Overkamps Lecka-reien

Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Es gibt mehr als 100 verschiedene Pfeffersorten, die sich nicht nur geschmacklich, sondern - klaro - auch im Preis unterscheiden.

Der teuerste Pfeffer ist der Kampot-Pfeffer aus Kambodscha. Die Körner werden grün von Hand geerntet und auch die Verarbeitung erfolgt manuell. Er hat eine fruchtige Geschmacksnote und ist mächtig scharf.

Kampot-Pfeffer ist die Krönung

Ob er seinen Preis wert ist? Natürlich! Die Krönung dieser Pfefferwissenschaft ist der fermentierte Kampot-Pfeffer. Er wird nach der Ernte grün mit Meersalz eingelegt. Hocharomatisch für Steaks – Meeega, würd‘ ich sagen, aber auch der Preis.

Grundsätzlich gilt: Je mehr ätherische Öle, umso aromatischer ist der Pfeffer. Auf jeden Fall ist er im Gegensatz zum Salz gesund und wirkt durch die ätherischen Öle antibakteriell. Also: Lieber mehr Pfeffer als mehr Salz.

Körner sind erst Beeren

Wir wissen jetzt, wo der Pfeffer wächst, aber wie wächst er denn? Die Körner sitzen zunächst als Beeren in sehr dicht besetzten Rispen am Pfefferstrauch. Es gibt grünen, schwarzen, weißen und roten Pfeffer. Geerntet wird er im noch unreifen Zustand, dann gefriergetrocknet oder in Salzlake eingelegt. Übrigens kann man ihn zweimal im Jahr ernten.

Ich liebe schwarzen Pfeffer in Eintöpfen, ich liebe grünen Pfeffer (und zwar eingelegt) in der Pfeffersauce, z. B. zum Steak. Weißer Pfeffer ist überall da bestens, wo er nicht gesehen werden soll, also in weißen Saucen, Fischsaucen zum Beispiel. Da will man ja keine schwarzen Stippen sehen..

Aroma aus ätherischen Ölen

Der weiße Pfeffer schmeckt würziger, aber der schwarze Pfeffer ist aromatischer, hat mehr ätherische Öle. Der rote Pfeffer wirkt übrigens nach meinem Geschmacksempfinden nullkommanull würzend. Der sieht einfach nur schön aus und macht sich gut in Pfeffer-Mischungen.

Mein Lieblingspfeffer ist der sogenannte lange Pfeffer. Sieht aus wie kleine Tannenzapfen. Er ist ausgesprochen „lecka“, mit einer Mischung aus Frucht- und Holznote. Funktioniert aber nur in einer guten Pfeffermühle, weil die Körner sehr hart sind.

Am besten frisch aus der Mühle

Wir mischen ihn auch in unsere Pfeffer-Melange, die aus fünf Pfeffersorten besteht und das beste von allen Pfeffern vereint. Am besten sowieso aus der Mühle.

Deshalb empfehle ich, eine Melange selbst zusammenzustellen. Und wenn man eine Pfeffermühle kauft, dann mal nicht auf schön gucken, sondern das Mahlwerk in Augenschein nehmen. Entweder Edelstahl oder Keramik. Nix anderes! Rinfach zum nächsten Weihnachten was Gescheites schenken !

In diesem Sinne: Bis denne!