Heimwerker-Atmosphäre empfängt die Zuschauer zur Premiere von „Wir sind hier“ am Freitag im Studio des Schauspielhauses. Das Spieler-Quartett schraubt an den kleinen Häuschen herum, und danach wird ziemlich ausgiebig „Ich packe meine Koffer und nehme mit“ gespielt. Das Stück dreht sich um Heimat und Verwurzelung, aber auch um Abschied und Neuanfang.
Ähnlich belanglos wie der Start geht es 70 - gefühlte unendlich lange - Minuten im nicht ausverkauften Studio weiter. Denn die Regisseurin Hannah Biedermann setzt nicht auf „erzählerische Spannung“, wie sie in einem Interview erklärte. Und das hat sie in dieser Inszenierung gut hinbekommen. Es ist ein zäher Abend.

Die Produktion ist eine Stückentwicklung von Regie und Ensemble, bestehend aus den zwei Schauspielern Alexander Darkow (sichtlich unterfordert) und Akasha Daley sowie zwei Mitgliedern des Sprechchors, Bärbel Göbel und Peter Jacob. Sie stehen für unterschiedliche Lebensentwürfe: Während die beiden Rentner Dortmund nie verlassen haben, wechseln die Schauspieler relativ häufig ihre Wohnorte.
Die 24-jährige Akasha Daley, die aus England kommt und seit dieser Saison zum Ensemble gehört, singt in Englisch ein Lied über ihren neuen Wohnort Dortmund, der ihr überhaupt nicht gefällt. Spätestens in drei Jahren will sie weg sein. Ihr aus Berlin stammender Kollege Darkow malt mit Kreide eine Karte auf den Bühnenboden und zeichnet die Städte ein, in denen er schon gewohnt hat.
Dortmund nie verlassen
Bei den beiden vom Sprechchor hat es sich nie ergeben, Dortmund zu verlassen. Eine bewusste Entscheidung für das Bleiben war es nicht. Sie fühlen sich hier verwurzelt. Sie nennt als ihren Lieblingsort den Schwerter Wald, er gesteht, dass er ein betrogener Liebhaber sei in Bezug auf die Kommerzialisierung des BVB.
Es wird ein bisschen über das Kinder-Kriegen und das sich heimisch Fühlen geplaudert. Ab und an werden über Lautsprecher Stimmen zu den Themen, die gerade verhandelt werden, eingespielt, doch sie sind meist akustisch kaum zu verstehen.
Weitere Aufführungen
Ria Papadopoulou hat nicht nur die überdreht-hässlichen Kostüme entworfen, sondern auch die mobilen Wohneinheiten, zusammengeschraubte Latten ergeben mobile Häuschen auf Rollen, die fleißig herumgeschoben werden. Dazu gibt es Holzkisten mit reichlich Requisiten, unter anderem auch zahllose Bücher, die die Spieler vorstellen. Es sind solche, mit denen sie nichts anfangen können.
Wer den Theaterabend mit dem Charme einer Jugendclub-Produktion sehen möchte, hat dazu am 17.3. und 10.4. Gelegenheit. Karten sind erhältlich unter Tel. 5027222 und im Internet: www.theaterdo.de
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