Hans-Hermann Janssen (74) und Günter Klützke (63) Zwei „alte Genossen“ im neuen Ortsverein

Neuer SPD-Ortsverein Barop/Menglinghausen: Zwei „alte Genossen“ sind dabei
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Die beiden sind gestandene Männer, haben viel erlebt in ihrem Leben – und auch in ihrer langjährigen Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Hans-Hermann Janssen (74) und Günter Klützke (63) sind seit vielen Jahrzehnten SPD-Mitglieder.

Mit dem neuen Jahr beginnt für die beiden ein neues Kapitel: Der eine kommt aus dem Ortsverein Menglinghausen, der andere aus dem Ortsverein Barop. Die beiden Ortsvereine fusionieren zum neuen Jahr – und die Männer sind nun zwei von insgesamt 120 Mitgliedern des Ortsvereins Barop/Menglinghausen.

„Kräfte bündeln“

Man wolle die Kräfte bündeln, heißt es, effektiver werden. Für Hans-Hermann Janssen und seinen „Kollegen“ Günter Klützke ändert das nicht viel – man kennt sich. Wie soll es auch anders sein, der gebürtige Ostfriese Janssen ist seit 52 Jahren in der Partei, Klützke seit 45 Jahren. Natürlich kennt man sich. Die Erfahrungen ähneln sich – und, wie die beiden sagen, verbinde sie durch die Parteiarbeit das gute Gefühl, Menschen kennenzulernen und festzustellen, dass die ähnlich denken.

Daran, dass der damals 23-jährige Hans-Hermann Janssen 1972 der SPD beitrat, ist sein Opa „Schuld“ – und Willy Brandt. Genau genommen nicht der persönlich, aber das Misstrauensvotum gegen den damaligen Bundeskanzler: Im Frühjahr 1972 erreichte die Auseinandersetzung um die Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition ihren Höhepunkt.

Nach Übertritten mehrerer SPD- und FDP-Abgeordneter zur Opposition glaubte der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Rainer Barzel eine Mehrheit im Bundestag zu haben. Durch ein konstruktives Misstrauensvotum wollte er Brandt als Bundeskanzler ablösen und in der Folge die Ratifizierung der Ostverträge verhindern. Das Vorhaben scheiterte, aber dass es dieses Misstrauensvotum überhaupt gab „hat mich damals aufgeregt“, sagt Janssen.

Sein Opa, Hermann Frerich, war seit 1921 in der SPD und in der Gewerkschaft, „der klassische gebildete Arbeiter“, sagt Janssen heute. Und der Opa, „der immer Zeit für mich hatte, hat mir immer gesagt, was zu tun und zu lassen ist“. Dabei ging es bei den beiden nicht nur um die Politik. „Mit meinem Opa habe ich auch meinen ersten Schnaps getrunken“, erinnert sich Hans-Hermann Janssen heute, während er in einer Kneipe in Menglinghausen sitzt.

Eingetreten in die SPD ist er 1972 in den Ortsverein Esens, „bei meinem alten Geschichtslehrer“, so Janssen. Dann zog es ihn fürs Studium und der Liebe wegen in Richtung Ruhrgebiet und Dortmund. Die Mama, Ilse Frerich, kam aus Menglinghausen, ging hier zur Schule – dort, wo Sohnemann Hans-Hermann später SPD-Versammlungen besuchte, die noch heute hier stattfinden.

Ein Klassenfoto aus dem Jahr 1928 oder 1929 zeigt Schülerinnen und Schüler der Menglinghauser Schule.
Ein Klassenfoto aus dem Jahr 1928 oder 1929 von der Menglinghauser Schule: Hier ging Mutter Ilse Frerich in den Unterricht, für die örtliche SPD ist es noch heute ein Tagungsort. © privat

„Mit 18 gehe ich in die SPD“

Der Begriff „Misstrauensvotum“ fällt auch bei Günter Klützke schnell, wenn er sich an alte Zeiten erinnert: Die Menschen hätten auf der Straße über die Ostverträge und das Misstrauensvotum diskutiert. Sie hätten schließlich damals keine andere Chance gehabt, sich ihre Meinung zu sagen. Keine Spur von sozialen Medien oder irgendwelchen Kurznachrichtendiensten.

Also: direkter Meinungsaustausch auf der Straße, eine politische Diskussionskultur, die viele heute vermissen. Klützke erinnert sich an einen Streik der Busfahrer im Zusammenhang mit dem Votum: „Wir Schüler mussten nach Hause laufen.“

Auch Günter Klützke wächst in einem eher sozialdemokratischen Milieu auf. „Mir war immer klar: Mit 18 gehe ich in die SPD“, sagt er heute. Also marschiert der junge Günter, Gymnasiast am Max-Planck-Gymnasium, mit 18 zum Ortsverein Barop und stellt sich vor: „‚Ich mach‘ bald Abitur‘, hab‘ ich gesagt. Da hat man mir gesagt, ich solle mal besser zu den Jusos gehen in dem Alter.“ Folgsam geht Klützke also zu den Jusos. Die Versammlung fand in einer Wohnung an der Ostenbergstaße statt.

„Im Wohnzimmer war ein Tisch aufgebaut.“ Günter Klützke hat das auch heute noch genau vor Augen, denn diese „Versammlung“ war speziell: Mit ihm seien noch zwei Leute da gewesen, Otto Thoenißen und Ullrich Sierau, Dortmunds späterer Oberbürgermeister. „Die beiden waren sich irgendwie nie einig“, erinnert sich der heute 63-Jährige. „Ich habe irgendwie immer versucht, mich zu enthalten, ich war doch gar nicht eingearbeitet.“ In einem waren sich die beiden Männer allerdings doch einig: „Ich sollte entscheiden.“

Der unterlegene Rainer Barzel gratuliert Bundeskanzler Willy Brandt, nachdem das von der Opposition angestrengte Konstruktive Misstrauensvotum gegen Brandt am 27. April 1972 im Bundestag gescheitert ist.
Der unterlegene Rainer Barzel gratuliert Bundeskanzler Willy Brandt, nachdem das von der Opposition angestrengte Konstruktive Misstrauensvotum gegen Brandt am 27. April 1972 im Bundestag gescheitert ist. Ein Ereignis, das sowohl Hans-Hermann Janssen als auch Günter Klützke in jungen Jahren sehr beschäftigt hat. © picture-alliance / dpa

Weiter aktiv

Die Juso-Zeiten sind lange her, doch die beiden Männer sind immer noch engagiert bei der Sache. Einfacher seien die Zeiten heute nicht, nur eben anders. Aber so jemand wie Hans-Hermann Janssen sieht es „entspannt“, wie er sagt. Es sei das eingetreten, was der „Club of Rome“ vor 50 Jahren gesagt habe: Unsere Rohstoffe sind endlich, wir leben über unsere Verhältnisse. Die Probleme könne man lösen, man müsse nur die Wahrheit sagen, findet Janssen, und sich kümmern: „Ich weiß zum Beispiel, wo meine Wärmepumpe hinpasst.“

Hans-Hermann Janssen und Günter Klützke wollen sich jedenfalls weiter kümmern – zu Hause und in ihrem neuen SPD-Ortsverein Barop/Menglinghausen.

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