Finanz-Tipps vom Sparkassen-Chef Wie rettet man das Ersparte bei so hoher Inflation?

Sparkassen-Chef zur Krise auf den Konten: „Sehen ein Zwangsentsparen“
Lesezeit

Eine Inflationsrate wie seit 40 Jahren nicht mehr, Energiekosten, die sich im Vergleich zum Vorjahr mitunter mehr als verdreifacht haben und Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte oder Brot, die deutlich teurer geworden sind. In vielen Haushalten wird das Geld knapp.

„Wir beobachten, dass die Sparfähigkeit bei unseren Kundinnen und Kunden rückläufig ist. Während wir in der Corona-Pandemie ein Zwangssparen aufgrund der Lockdowns und der Reisebeschränkungen gesehen haben, sehen wir jetzt ein Zwangsentsparen“, sagt Dirk Schaufelberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Für viele Haushalte seien die Wohnnebenkosten aufgrund der Preisexplosionen für Gas, Strom und auch Öl um bis zu einem Drittel gestiegen. „Auch die Verbrauchspreise - etwa für Lebensmittel oder Sprit - sind gestiegen. All diese Teuerungen wirken sich aus. Wir sehen, dass die Leute in finanzielle Engpässe kommen“, so Dirk Schaufelberger.

Dispo wird häufiger genutzt

Immer häufiger wird der Dispositionskredit in Anspruch genommen. Der Dispo ist allerdings immer die teuerste Variante, um sich Geld zu leihen. Dieser Überziehungskredit ist nur zur kurzfristigen Überbrückung eines Liquiditätsengpasses bis zum nächsten Gehaltseingang gedacht.

Die Dispozinsen liegen bundesweit durchschnittlich bei etwa 9 Prozent und sind damit deutlich teurer als andere Kreditzinsen. Der Dispozins der Sparkasse Dortmund liegt aktuell bei 10,49 Prozent nominal. „Dennoch ist das für uns kein Geschäftsmodell. Wenn die laufende Liquidität bei unseren Kunden nicht da ist, ist es Zeit, die Finanzsituation zu besprechen und die Finanzen neu aufzustellen“, sagt Dirk Schaufelberger.

Der Hauptsitz der Sparkasse Dortmund an der Kampstraße
Anlaufpunkt Sparkasse: Manche können nichts mehr sparen und überziehen ihr Konto, die anderen haben Angst um ihr Erspartes. Die Berater der Sparkasse Dortmund sind stark gefragt. © Schaper (Archiv)

Er spricht von einer Fürsorgepflicht. Grundsätzlich sei die Kontoüberziehung keine Lösung, um den täglichen Bedarf zu finanzieren. „Bei der Nutzung von Dispositionskrediten können wir einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr erkennen. Dass nur eine leichte Veränderung vorliegt, liegt an mehreren Maßnahmen“, so Dirk Schaufelberger. Die Maßnahmen sind sogar gesetzlich vorgeschrieben, um eine Schuldenspirale zu verhindern.

So wird etwa bei einer mehr als drei Monate andauernden Limitüberschreitung ein Beratungsangebot unterbreitet. Die Sparkasse berät ihre Kunden über eine Umschuldung in einen Privatkredit. „Dieser bietet günstigere Konditionen und die festen monatlichen Raten der Rückzahlung helfen, das Defizit abzubauen“, so Dirk Schaufelberger.

Sparen bringt Verlust

Um ganz andere Dinge geht es in den Gesprächen mit Sparern, die angesichts von 10 Prozent Inflationsrate ihr Geld vor dem Dahinschmelzen sichern möchten. „Es gibt einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf“, sagt Dirk Schaufelberger. Auch, wenn die Zinsen gestiegen sind, die 1,5 Prozent, die sich mit Gespartem erzielen lassen, können den Verlust bei Weitem nicht abfedern. Mit Sparen lässt sich immer noch kein Geld verdienen. Im Gegenteil: Angesichts der Inflation verlieren Sparerinnen und Sparer Geld.

Was tun? Dirk Schaufelberger empfiehlt einen Geldanlage-Mix, um den Realzins-Verlust zu kompensieren. „Wenn die Zinsen steigen, so wie es gerade der Fall ist“, sagt er, „ist es ratsam, nicht sein gesamtes Geld zu dem aktuell höchstmöglichen Zins sehr lange festzulegen. Es empfiehlt sich, es auf unterschiedlich lange Laufzeiten zu verteilen.“

Das Geld richtig streuen

Derzeit gibt es festverzinsliche Anlagen bei der Sparkasse Dortmund zum Beispiel in Form eines Sparkassenbriefes oder des Stufenzins-Sparens. Beim Sparkassenbrief müssen mindestens 2500 Euro für drei Jahre angelegt werden. Dafür gibt es dann 2,20 Prozent Zinsen. Beim Stufenzins-Sparen kann man mindestens 1000 Euro für 5 Jahre anlegen - für durchschnittlich 2,4 Prozent Zinsen im Jahr.

„Grundsätzlich gilt für die Geldanlage, die richtige Streuung in Bezug auf Laufzeit, Risiko und Ertrag festzulegen. Das hängt von den jeweiligen Sparzielen oder der Risikobereitschaft ab. Die hohen Inflationsraten können nur durch das Beimischen von Wertpapieren abgefangen werden“, so der Sparkassen-Chef.

Wie viel muss verfügbar sein?

Zur Frage, wieviel Liquidität man denn in diesen Zeiten braucht und ab wann man Geld sparen kann, sagt Schaufelberger: „Das Zwei- bis Dreifache des Monatsnettoverdienstes reicht für die Liquidität. Alles Geld darüber, das nicht angelegt ist, bedeutet einen Renditeverlust.“

Großer City-Andrang in Dortmund am Samstag: So voll war es auf dem Westenhellweg lange nicht

DEW21 erhöht Gas- und Strom-Preise trotz Hilfs-Plänen: Was bedeutet das für die Kunden?

Wenn das Geld knapp wird: Deutlich mehr Dortmunder gehen ins Pfandhaus