„Fußbodenheizung“ lässt den Spargel sprießen Koch Günther Overkamp holt ihn aus Raesfeld

Günther Overkamp: Spargel mit „Fußbodenheizung“ kommt schon im März
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Der klügste Bauer hat nicht nur die dicksten Kartoffeln, sondern auch den frühesten Spargel. Deutschen Spargel wohlgemerkt. Direkt umme Ecke, nämlich in Raesfeld bei Haltern, da ist er, der Spargelhof der Familie Böckenhoff, auch bekannt durch ihre Korn- und Obst-Brennerei.

Den Spargel von Böckenhoff habe ich vor Jahren Mitte März im Fruchtkörbchen in Wellinghofen (das ich gerne jedem ans Herz legen möchte) kennengelernt. Als ich nämlich vor einer Kiste „Adelheids Spargel“ stand und mich wunderte, weil ja noch keine Spargelzeit war.

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Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Ich habe dann die Chefin Frau Kamradt gefragt, wer denn den griechischen Spargel in diese feine deutsche Kiste gelegt hat. Sie war geradezu empört über meine Unterstellung und verwies auf den mir bis dato unbekannten Spargelhof, den ich schon im Rausgehen anrief. Zufällig hatte ich dann gleich den Bauer selbst am Telefon.

Er hat mir stolz erklärt, dass er der erste in Deutschland sei, der deutschen Spargel erntet und verkauft. Am nächsten Morgen um 6 Uhr fuhr ich nach Raesfeld und lud Spargel ein. Und seitdem sind wir beste Freunde, der Bauer Böckenhoff und ich.

Der Trick: Blockheizkraftwerk

Bauer Böckenhoff ist wie gesagt einer der schlauen Bauern. Er hat sich vor Jahren ein Blockheizkraftwerk gekauft, das er mit alten Spargelpflanzen und Holz befeuert. Die Abwärme nutzt er für eine „Fußbodenheizung“ unter seinem Spargelfeld. Warmes Wasser fließt durch Leitungen unter dem Spargel und lässt ihn sprießen.

Da kann man drüber denken wie man will. Manche sagen: Warum wartet ihr nicht, bis die Saison beginnt? Ich bin aber froh, wenn alle in den Discountern Spargel aus Griechenland, Holland oder Chile kaufen, der durch Europa oder die halbe Welt gereist ist, und dass unser Spargel bei Böckenhoff umme Ecke wächst.

Mal ohne Hollandaise

Wie gesund und lecka Spargel ist, wissen wir alle, hab ich natürlich schon an dieser Stelle geschrieben und natürlich auch, dass das Allerbeste am Spargel die Hollandaise ist.

Aber es muss ja nicht immer klassisch sein. Machen wir doch mal gebratenen Spargel. Hat den Vorteil, dass wir ohne Hollandaise viele Kalorien sparen. Um das Schälen kommt man natürlich nicht herum.

Rezept: Gebraten mit Tomaten

Wir schneiden die Stangen längs durch. Das hat den Vorteil, dass er an jeder Stelle Röstaromen annimmt und schneller gar wird. Etwas Pflanzenöl in die Pfanne, am besten Rapsöl, und den Spargel auf die Schnittfläche legen, Stange für Stange nebeneinander.

Da braucht man schon eine großflächige Pfanne. Nach 3 bis 4 Minuten wenden und noch mal drei bis vier Minuten braten.

Aber nur bei leichter Flamme, damit er nicht zu viel Farbe annimmt. Würzen mit grobem Salz und Pfeffer, natürlich weißem Pfeffer, sieht sonst komisch aus.

Aus der Pfanne heben und in die Pfanne klein geschnittene Tomaten, ich nehme gerne Kirschtomaten halbiert, mit Olivenöl. Ein bisschen frischen Estragon dazu, zur Not gefriergetrocknet, und Pinienkerne in der Pfanne ebenfalls leicht mit anrösten.

Mit Burrata und Sommer-Cuvee

Zur Ergänzung können wir dazu eine schöne Kugel Burrata servieren. Eine etwas herzhaftere Alternative wäre ein Taler Ziegenfrischkäse und den in einem Bärlauch-Pesto wälzen. Ein wunderbares Frühlingsgericht erster Klasse und dann noch in italienischen Farben: grün, weiß, rot.

Dazu trinken wir unseren Sommerwein, einen Weißwein-Cuvee aus Riesling, Rivaner und Scheurebe. Das prickelt. Die Frühlingsgefühle bitte nicht bändigen, sondern rauslassen.

In diesem Sinne: Bis denne!

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