Gesamtprokurist Florian Ebrecht verlässt Sparbau Das sind die Hintergründe

Gesamtprokurist Florian Ebrecht verlässt Spar- und Bauverein
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Florian Ebrecht, Gesamtprokurist und Vorstandsbevollmächtigter des Spar- und Bauvereins in Dortmund, verlässt das Unternehmen Ende des Jahres. Er wechselt ab Januar 2025 als Geschäftsführer zur Immobiliengruppe Meravis mit Sitz in Hannover. Ebrecht soll dort in einer Doppelaufgabe sowohl das operative Geschäft als auch die Finanzen leiten. Der Wechsel sei sein eigener Wunsch: „Die berufliche Veränderung stellt eine persönliche Entwicklungschance dar“, sagte er unserer Redaktion. Auch aus Unternehmenskreisen wurde die Personalie unserer Redaktion bestätigt.

Beim Spar- und Bauverein, der mit rund 12.000 Mietwohnungen der viertgrößte Wohnungsbesitzer Dortmunds ist, war Ebrecht seit 2012 tätig und seit Mitte 2021 Vorstandsbevollmächtigter mit Gesamtprokura. Er ist zudem in Teilzeit Professor für Immobilienmanagement an der IU Internationale Hochschule und zu 50 Prozent Gesellschafter der Ebrecht Immobilien GmbH, mit der er derzeit in Cappenberg Immobilien entwickelt.

Der Abgang von Florian Ebrecht beim Spar- und Bauverein kommt nicht überraschend. Der Prokurist arbeitete eng mit Vorstandschef Franz-Bernd Große-Wilde zusammen, der seinen Abschied vor wenigen Wochen verkündet hatte. Große-Wilde geht zur Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH. Der 57-Jährige wird zwischen dem 1. Januar 2025 und dem 1. Juni 2025 als Geschäftsführer ins Unternehmen eintreten.

Unruhe bei Spar- und Bauverein

Sowohl Ebrecht als auch Große-Wilde standen zuletzt in der Kritik einiger Genossenschaftsmitglieder. Besonders Bewohner des Althoff-Blocks in der westlichen Innenstadt hatten etwa Demonstrationen vor der Zentrale an der Kampstraße veranstaltet, weil sie Modernisierungen „mit der Brechstange“ beklagten.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Vorstand mit Teilen der Wohnungsgenossenschaft Meinungsverschiedenheiten hatte, wie etwa einigen Mitgliedern der Vertretersammlung, die auch den Aufsichtsrat wählt. Die Kritik ging über den gegenüber dem Vorstand oppositionellen Althoff-Block hinaus. Viele Mitglieder beklagen etwa, dass das Ziel stabiler Mieten dem Ziel einer stabilen Rendite untergeordnet worden sei.

Spar- und Bauverein: Durchschnittsmiete von 5,30 Euro

Florian Ebrecht teilte unserer Redaktion mit, dass der Spar- und Bauverein seit seiner Gründung auf die Förderung bezahlbaren Wohnraums und sozialer Werte fokussiert sei: „Die Führung dieser traditionsreichen Organisation hat sich dabei stets auf den Kern ihrer Mission besonnen: die soziale Verantwortung gegenüber den Mitgliedern und die Bereitstellung von erschwinglichem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten.“

Franz-Bernd Große-Wilde war über 20 Jahre lang Vorstandschef beim Spar- und Bauverein.
Franz-Bernd Große-Wilde war über 20 Jahre lang Vorstandschef beim Spar- und Bauverein. © Jochen Tack

Die Durchschnittsmiete liegt laut Geschäftsbericht 2023 bei 5,28 Euro pro Quadratmeter und „damit weit unter dem Durchschnitt der Miete des Dortmunder Mietmarktes“, wie Ebrecht erklärte. Laut Immobilienscout 24 liegt diese in Dortmund bei 8,21 Euro pro Quadratmeter. In den abgelaufenen fünf Geschäftsjahren von 2019 bis 2023 ist die Miete beim Spar- und Bauverein von 4,79 Euro im Durchschnitt auf 5,17 Euro gestiegen, eine Mietsteigerung von rund 1,97 Prozent jährlich.

Der Noch-Gesamtprokurist und Vorstandsbevollmächtigte sagte, dass es ein zentrales Anliegen des Vorstands sei, die Mieten auf einem erschwinglichen Niveau zu halten und gleichzeitig eine hohe Wohnqualität zu gewährleisten: „Die Genossenschaft hat sich in den letzten Jahren verstärkt für die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden eingesetzt, um so einerseits die Umwelt zu schonen und andererseits die Betriebskosten für die Mieter langfristig zu senken.“

„Wenige einzelne“ sorgen für Unruhe

Die Modernisierungen im Althoff-Block, die von einigen Mietern kritisiert werden, verteidigt er: „Die Investitionserfordernisse in die Bestände sind ein wichtiger Beitrag für die Zukunftsfähigkeit des genossenschaftlichen Wohnens. Gerade mit Blick auf die zukünftig ansteigende CO₂-Besteuerung, kann die sogenannte ‚Zweite Miete‘ die Nebenkosten zukünftig stark in die Höhe treiben, weshalb vorausschauende Investitionen in die Bestände wichtig sind.“

Zu der derzeit unruhigen Situation im Spar- und Bauverein erklärte der Gesamtprokurist: „Vermeintliche Unruhen in der Genossenschaft lassen sich auf wenige Einzelne zurückführen. Entscheidend sind jedoch das Kollektiv und die Partizipation aller Mitglieder im Sinne der Mitgliederförderung und eines generationsübergreifenden Fortbestehens der Genossenschaft.“ Als Beleg dafür sieht Ebrecht, dass der Vorstand zuletzt im Rahmen der Vertreterversammlungen stets entlastet worden sei.

Ebrecht wurde zuletzt von einigen Genossenschaftsmitgliedern und Vertretern als Hauptursache für Unzufriedenheit im Unternehmen personifiziert. Der kommende Finanzchef der Meravis Immobiliengruppe erklärte auf Anfrage der Redaktion: „Die strategische Ausrichtung der Genossenschaft wird gemeinsam zwischen Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen.“