Das Cafe Kick an seinem 2020 eröffneten Standort am Grafenhof nahe dem Westenhellweg - Dortmunds OB Thomas Westphal deutete nun an, dass der Drogenkonsumraum umziehen könnte. © Beushausen / Schütze (Archiv)

Drogenszene in der City

Soll Drogencafé Kick umziehen? Dortmunds Rat irritiert über Westphal-Interview

Soll der Drogenkonsumraum „Café Kick“ in der City seinen Standort wechseln? Ein Interview von Thomas Westphal hat bei Politikern Irritationen ausgelöst. Im Rat erklärte sich der Oberbürgermeister.

Dortmund

, 18.02.2022 / Lesedauer: 3 min

Ulrich Langhorst mahnte zur Vorsicht: Das Thema sei „hochsensibel“. Es sei schon grundsätzlich schwierig genug, für eine Drogenhilfeeinrichtung wie „Café Kick“ überhaupt einen Standort zu finden, sagte der Grünen-Fraktionssprecher am Donnerstag (17.2.) im Rat. „Wir hätten uns mehr Vorsicht und eine Rücksprache mit der Politik gewünscht, bevor ein Standort durch Aussagen zu verbrennen droht“, warnte Langhorst.

Auslöser der Nachfrage war ein Interview des OB mit dem Dortmunder Radiosender 91.2, in dem er sich unter anderem zum Café Kick geäußert hatte: „Wir sind tatsächlich in der Überprüfung, ob das für die Zukunft der richtige Standort ist“, hatte Westphal dort gesagt.

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Damit habe Westphal mit Blick auf die Zukunft der City den Standort des Drogenkonsumraums Café Kick am Grafenhof „infrage gestellt“, wie Langhorst formulierte. Die Grünen fühlen sich von den Aussagen des OB kalt erwischt. Auch die CDU.

Ähnlich wie sein Vorredner Langhorst äußerte sich ihr sozialpolitischer Sprecher Thomas Bahr. Er hoffe, dass diese Diskussion „innerhalb der Verwaltung erst seit Kurzem erfolgt und nicht schon seit Längerem“, sagte Bahr. Bislang seien weder die Sozialpolitik noch der Rat beteiligt worden. Das sei "schade", meinte Bahr. „Wir möchten gerne wissen, was da läuft.“

Das Café Kick sei eine Einrichtung, die gute Arbeit leiste und auf die man „stolz“ sein könne. Sie habe geholfen, frühere Problemzonen wie den Nordmarkt oder den Platz von Leeds zu entzerren.

Klagen von City-Händlern und Anwohnern

Er wisse aber, dass wenige Nutzer des Café Kick den Anwohnern am Grafenhof, aber auch Geschäftsleuten am oberen Westenhellweg „mehr als nur Kopfschmerzen bereiten“, sagte Bahr. Dennoch dürfe man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: „Wir können nicht den Drogenkonsumraum dicht machen und sagen, in drei Jahren finden wir was Neues“, warnte Bahr.

OB Westphal versuchte zu relativieren. In Sachen Café Kick sei nichts entschieden, betonte Westphal. Es gebe bis dato keinerlei Festlegungen, sagte der OB – „aber es darf eben auch keine Denkverbote geben.“

Das Café Kick, in dem Süchtige zu medizinisch kontrollierten Bedingungen Drogen konsumieren können, sei nur ein Baustein in der Debatte, unterstrich Westphal – und machte „das ganz große Fass“ auf: „Wir alle müssen uns in der nächsten Zeit sehr intensiv mit dem Thema Drogen in Dortmund beschäftigen“, kündigte der OB an.

Dabei gehe es nicht allein um den Standort des Café Kick. Das Thema sei weitaus größer. Der europäische Drogenmarkt sei in Bewegung. „Der Konsum steigt, auch in Dortmund“, stellte Westphal fest. Hinzu kämen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die City, spielte Westphal auf die diversen Leerstände in der Einkaufsmeile an.

OB will „Katz-und-Maus-Spiel beenden“

Diese Probleme träfen nun in allen Großstädten aufeinander. „Die Belastungen für die öffentlichen Räume und vor allem für die Händler in der City wachsen jeden Tag“, sagte Westphal. Wer über die Zukunft der City spreche, dürfe das Drogenproblem nicht außen vor lassen.

Es müsse nun ein Weg gefunden werden, das „Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ordnungskräften und Drogenhändlern zu beenden“, so der OB. „Das kann so nicht weitergehen.“ Wie Westphal erläuterte, habe die Verwaltung dazu Arbeitskreise ins Leben gerufen, an denen alle Akteure beteiligt seien: von der Polizei über die Bundespolizei sowie Zoll und Staatsanwaltschaft bis hin zu Sozialarbeitern und den Kräften des Ordnungsamtes.

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„Wir haben alles auf den Schirm geholt“, so der OB. „Wir müssen die gesamte Situation bewerten und neu denken“ – und in dem Zusammenhang auch die Rolle des Drogenkonsumraums. Bislang gebe es keine Pläne, das Café Kick zu verlagern.

Man werde sich aber in der nächsten Zeit intensiv über Lösungen unterhalten müssen - „in den Ausschüssen, im Rat und mit der Stadtgesellschaft.“ Deren Beschwerdelage sei deutlich gestiegen, so der OB.

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