Die Stadt Dortmund greift zu einem radikalen Mittel, um den Problemen auf dem Platz von Amiens zwischen Kampstraße und RWE-Turm zu begegnen. Geplant ist, dass der Platz ab Anfang 2024 abgeriegelt wird. Er gilt als Problem-Ort, weil es zu Schwierigkeiten mit Lärm, Müll, Vandalismus, Gewalt und Drogenkriminalität kommt.
Der 5400 Quadratmeter große Platz soll eingezäunt und abgeschlossen werden. An der Nordseite soll ein Zaun mit Toren aufgebaut werden, der begrünt zur „grünen Wand“ werden soll. Der ohnehin kleine Durchgang zur Kampstraße soll mit einem Rolltor verschlossen werden. Die Stadt wünscht sich Innenhof-Flair statt Durchgangsverkehr. Der Platz soll ab dem kommenden Frühjahr gezielt für Veranstaltungen genutzt werden. Es soll auch Raum für Außengastronomie geben.

Wir haben uns am Mittwoch (30.8.) bei Anliegern des Platzes umgehört, wie diese zum Vorhaben der Stadt stehen. Einig ist man sich nicht.
Nima Khalili ist der Chef der CU Bar. Deren Außengastronomie grenzt im Schatten des Westfalenforums an den Platz von Amiens. Er ist voll des Lobes für das Vorhaben der Stadt. Er habe sich bei der Planung einbringen können.
„Das ist eine Bereicherung für den Platz an sich. Er wird sicherer und attraktiver für Menschen, die ihn als Ruheoase nutzen möchten“, kommentiert Khalili das Vorhaben der Stadt. Er glaubt, dass man mit der Absperrung die Probleme in den Griff bekommen kann und wünscht sich ein „harmonisches Bild“.
Dass der Platz künftig Raum für Veranstaltungen sein soll, begrüßt Khalili ausdrücklich. Die Stadt habe ihm gegenüber angekündigt, dass die Betriebe in der Umgebung in das Konzept eingebunden werden.
„Eine Lachnummer“
Oliver Scott, der Inhaber des Skateshops Club Mumbai Palais am Freistuhl, hat eine ganz andere Sicht auf Dinge. „Ich halte das für Quatsch“, sagt er über die Absperrungs-Pläne. Diese seien „eine Lachnummer“.
Immerhin sei der Platz von Amiens ein „öffentlicher Ort“. Er wünscht sich, dass die Stadt an dieser Stelle „etwas schafft, wo sich die Leute permanent vergnügen können und es dadurch ruhiger wird“. An der Möllerbrücke gebe es auch häufig Ärger, relativiert Scott. Dennoch sperre man den Bereich nicht ab.

Ruf nach Videoüberwachung
Er sei mit seinem Skateshop nicht in etwaige Planungen für die Zukunft des Platzes von Amiens eingebunden worden. Und das, obwohl er und seine Leute die maßgeblichen Akteure bei der Veranstaltung gewesen seien, die am 11. Februar auf dem Platz stattfand und das Vorbild für künftige Events sein soll. In Zusammenarbeit mit dem Nachtbeauftragten der Stadt und den „Dortmund Guides“ gab es dort Hip Hop und Skate-Aktionen.
Scott sagt, dass nach dieser Veranstaltung nichts mehr in dieser Richtung passiert sei. Und dass er ein Konzert in dem Hof habe veranstalten wollen, aber keine Genehmigung erhalten habe.
Generell wünscht er sich die Videoüberwachung an der Kampstraße zurück. „Es gibt viele Übergriffe“, sagt Oliver Scott.

Der Inhaber eines weiteren dort ansässigen Lokals sieht es hingegen wie Nima Khalili. Der Mann möchte anonym bleiben. Teenager, die in dem Hinterhof abhängen, Alkohol trinken und Drogen nehmen, belästigten seine Gäste, klagt er.
Daher begrüßt er die Pläne für die Absperrung des Platzes ausdrücklich. Zumal ihm in Aussicht gestellt worden sei, dass er dort Außengastronomie anbieten könnte.
Drogen, Lärm, Müll: Stadt riegelt Problem-Ort in der City bald komplett ab
Platz mitten in der City wird abgeriegelt: Dieses Konzept ist eher ein Armutszeugnis
Wie ein DJ-Picknick im Winter: Neue Veranstaltungsreihe gegen den Angstraum Kampstraße
Die Postbank, die eine Filiale im Westfalenforum betreibt, möchte sich zu der Thematik nicht äußern, wie ein Sprecher sagt. Der Selbstbedienungsbereich des Geldinstituts hat einen Ein- und Ausgang, der auf den Platz von Amiens führt.
An dem SB-Bereich gab es in der Vergangenheit Vandalismus-Schäden. Zudem hatten sich Kunden über Hinterlassenschaften von „Übernachtungsgästen“ beschwert. Deren „subjektives Sicherheitsgefühl“ habe gelitten, hieß es. Die Postbank hat die Öffnungszeiten des SB-Bereichs daraufhin eingeschränkt.