Noch sind sie an Dortmunder Balkonen eher selten zu sehen: Mini-Solaranlagen, die den erzeugten Solarstrom vom Balkon in die eigene Steckdose leiten. „Die Nachfrage an Stecker-Solaranlagen ist angesichts der gestiegenen Strompreise deutlich größer geworden“, sagt Sören Demandt, Energie-Experte der NRW-Verbraucherzentrale in Düsseldorf. Sie seien für Mieter die einfachste Möglichkeit, eigenen Strom zu produzieren und die Kosten zu senken, so Demandt.
DEW21 reagiert: Dortmunds Energieversorger bereitet sich darauf vor, Mietern den Kauf von Mini-Solaranlagen zu ermöglichen, die sich mit wenig Aufwand an Balkonbrüstungen befestigen lassen. „Voraussichtlich Ende August wird es so weit sein“, kündigt Marc Steinhofer an, Poduktverantwortlicher für den Bereich Photovoltaik bei DEW21. Dabei sollen Anlagen für 400 Watt und für 800 Watt angeboten werden. „Perfekt für Balkone mit Südausrichtung und ohne Schatten“, sagt Steinhofer.
Die Stecker-Anlagen, gern auch als „Balkonkraftwerke“ bezeichnet, basieren auf einem einfachen Prinzip: Der aus Sonnenlicht produzierte Strom fließt in die Balkon-Steckdose und von dort in den Stromkreislauf des jeweiligen Haushalts und kann dort beispielsweise Fernseher, Kühlschrank und Waschmaschine mit dem erzeugten Öko-Strom versorgen. Reicht der Strom vom Balkon für den Betrieb der Geräte nicht aus, fließt Strom vom jeweiligen Versorger hinzu.
Konsequenz für den Verbraucher: Er spart Stromkosten. Und wie viel? DEW21 rechnt vor: Abhängig von den Sonnenstunden, produziere eine 400 Watt starke PV-Anlage mit Südausrichtung rund 400 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Bei einem Grundpreis von 40 Cent pro kWh komme ein Haushalt auf eine Ersparnis von rund 160 Euro/Jahr. Das Balkonkraftwerk kann natürlich nicht die gesamte Wohnung versorgen. Einzelne Haushaltsgeräte hingegen schon. Etwa einen Kühlschrank, der je nach Alter zwischen 70 und 300 kWh verbrauche. Ähnliches gelte für einen Fernseher (150 kWh/Jahr), für einen WLAN-Router (100 kWh/Jahr) oder für einen Computer (100 kWh/Jahr).
Die Mini-Kraftwerke erzeugen also Öko-Strom, der zumindest einen Teil der Grundlast auffängt und nebenbei auch den CO2-Ausstoß verringert. Der Strom vom Balkon fließt zu fast 100 Prozent in den Stromkreislauf des eigenen Haushalts und nicht ins öffentliche Stromnetz. „Und falls doch, sind die Mengen sehr gering“, sagt Steinhofer. Deshalb gibt in diesen Fällen auch keine Einspeisevergütung, das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) greift bei Mini-Anlagen dieser Art nicht.
Dabei kann der Mieter sein Balkonkraftwerk selbst installieren. Er braucht keinen Fachmann und keine Genehmigung, sofern seine Anlage derzeit höchstens 600 Watt produziert. Sie muss lediglich angemeldet werden: einmal beim örtlichen Netzbetreiber Donetz und ein weiteres Mal per Internet im sogenannten Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Das Register gibt Einblick über sämtliche Erzeugungsanlagen des Strom- und Gasmarktes. Und wie viel kostet ein solches Balkonkraftwerk? Bei einer 400 Watt-Anlage kommt ein Verbraucher auf „rund 700 Euro“; für eine doppelt so starke Anlage mit 800 Watt sollen die Kosten „unter 1000 Euro liegen“, sagt DEW21-Experte Steinhofer.
„Das Geld hat man in wenigen Jahren wieder raus, und dann wird’s finanziell richtig interessant“, meint Sören Demandt von der Verbraucherzentrale. „Wir empfehlen Verbrauchern eine solche Anschaffung“, betont Demandt. Wichtig dabei: Vor der Installation muss der Hauseigentümer gefragt werden. Das sei aber in der Regel kein Problem. „Wir lassen Balkon-PV-Anlagen auf Anfrage zu“, heißt es beispielsweise bei Dogewo21. Voraussetzung: Der Mieter halte die gesetzlichen Anforderungen ein und trage möglicherweise anfallende Kosten für eine Prüfung der Anlage aus eigener Tasche.