Die Partnerschaft Dortmunds zu Rostow am Don ruht derzeit – und doch gab es in der Vergangenheit viele Verbindungen der Dortmunder in die Stadt im Süden Russlands. Freundschaften sind entstanden, und in der ein oder anderen Familie wird der Kontakt nach wie vor bestehen.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat diese Freundschaft auf eine harte Probe gestellt, zwischen den Städten herrscht offiziell Funkstille, auch wenn Dortmund die Verbindung noch nicht ganz kappen will – schließlich leben dort Menschen, mit denen es zu reden lohnt, sollte sich die russische Politik oder gar das Regime ändern.
Diese Partnerstadt, Rostow am Don, war nun im Zentrum einer eskalierenden Auseinandersetzung zwischen dem russischen Regime und der ursprünglich auf russischer Seite kämpfenden Söldnertruppe Wagner. Wie verschiedene Medien berichteten, war die Truppe um ihren Anführer Jewgeni Prigoschin in Rostow am Don einmarschiert. Sie hielt wichtige Orte militärischer Infrastruktur besetzt - darunter auch den Flughafen. Der russische Präsident Wladimir Putin selbst hatte das in einer Ansprache zur Lage bestätigt. Am Abend dann so etwas wie Entwarnung. Die Wagner-Gruppe, die in Teilen auf dem Vormarsch nach Moskau befand, brach diesen ab. Auch sollten die Truppen am Samstagabend wieder aus Rostow abziehen.
Prigoschin selbst hielt in Rostow eine Videoansprache. Bilder, die er selbst zur Verfügung stellte, zeigten, wie er von der Anwesenheit der Truppe berichtete. In den sozialen Netzwerken kursierten entsprechende Videos, die Wagner-Söldner in Rostow zeigten.
Wagner-Chef Prigoschin sieht sich mit schweren Vorwürfen vonseiten Russlands konfrontiert. Er wiederum richtete die massive Kampfkraft seiner Truppe nun offenbar gegen das Regime. Kreml-Chef Wladimir Putin nennt laut ZDF-Medienberichten die Rebellion Wagners einen „Verrat“.
Stadt ist Schauplatz eines Machtkampfs
Die Kämpfer sollten eine zentrale Rolle spielen, um eine Gegenoffensive der Ukraine abzuwehren, fühlten sich aber zuletzt von den regulären russischen Truppen als Kanonenfutter vorgeführt. Es geht bei dem Konflikt auch um einen Machtkampf zwischen Prigoschin, der lange Zeit als enger Verbündeter Putins galt, und dem Kreml-Chef selbst.
Die Söldner sollen ohne große Gegenwehr – wie es vonseiten Wagners Medienberichten zufolge heißt – in Rostow am Don einmarschiert sein. Sie seien dort vornehmlich auf junge, schlecht vorbereitete russische Soldaten getroffen. Diese hätten keinen Widerstand geleistet (ZDF). Später sollen sie wieder abgezogen sein.
Die ukrainische Grenze im Süden liegt nicht sehr weit von Rostow am Don. Die Stadt gilt als ein wichtiger Stützpunkt, von dem aus die Angriffe auf die Ukraine koordiniert werden. Das russische Militärhauptquartier für die südliche Region befindet sich in der Stadt. Ob dieses bereits von Wagner kontrolliert werde, ist Medienberichten zur Folge unklar.
Für Moskau kommt dieser Konflikt zur Unzeit. Befürchtet werden Angriffe aus dem Innern, es herrschte Terror-Alarm.
Dieser Artikel wurde Samstag (24.6.) um 20.50 Uhr aktualisiert. Die Wagner-Gruppe hatte ihren Vorstoß auf Moskau abgebrochen. Auch die Lage in Rostow am Don entspannte sich am Abend. Der Einmarsch in Rostow war zunächst als aktuell gültig beschrieben und wurde nun weitgehend in die Vergangenheit gesetzt.

Was das für die Menschen, die Rostow am Don leben, bedeutet, bleibt abzuwarten. Es soll Straßensperren der Wagner-Truppen geben. Ein Angriff durch russische Truppen scheint nicht ausgeschlossen, sollten die Einheit der Söldner gewahrt bleiben und der Aufstand nicht auseinander bröseln, wie es der russische Verteidigungsminister von den einzelnen Söldnern gefordert haben soll.
Dem ZDF-Bericht zur Folge soll der Gouverneur von Rostow am Don die Bevölkerung dazu aufgerufen haben, zuhause zu bleiben.
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