Eigentlich wollte sie den Sonntag nur ruhig ausklingen lassen und den Tatort anschauen, doch dann wurde Dominique Bischoff (36) aus Dortmund-Sölderholz auf ihrem Smartphone eine Nachricht vorgeschlagen, die dazu führte, dass sie nicht viel von dem Krimi mitbekam. Vor ihrer Haustür zeichnet sich nämlich aktuell ein Krimi ab, der die Mutter von zwei Kindern konkret betrifft.
Es geht um die Streichungspläne der Buslinie R50, die vom Bahnhof-Schwerte über Schwerte-Geisecke und Lichtendorf bis nach Dortmund-Sölderholz und zurück fährt. Genau die Linie, die ihr Sohn nutzt, um zur Schule in Schwerte zu gelangen. Dort besucht der 13-Jährige das Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) und fährt von der Lichtendorfer Straße aus bis zur Haltestelle Am Stadtbad. Als Dominique Bischoff von den Plänen des Kreises Unna Wind bekam, war ihr das Fernsehprogramm schnuppe.
„Das geht doch nicht“, habe sie gedacht. Dazu muss man wissen: Die Familie Bischoff wohnt erst seit Februar dieses Jahr in Sölderholz, zuvor hatte sie ihr Zuhause in Schwerte-Ergste. Mit dem Umzug sollte sich in Sachen Schule für den Sohn nichts ändern. „Es zählte zur Kaufentscheidung für das Haus, dass es diese Busverbindung gibt“, erklärt Dominique Bischoff. Zudem sollte er durch die Busverbindung auch seine Freundschaften in Schwerte weiter pflegen können.

Mehr Elterntaxis
Fiele die Busverbindung wie vom Kreis Unna geplant weg, dann wäre das für die Familie ein Riesenproblem. „Dann müsste ich mein Kind mit dem Auto fahren und zum Elterntaxi werden. Und das kann ja auch keiner wollen.“ Zumal Dominique Bischoffs Sohn nicht der einzige Schüler sei, der die Buslinie nutze. „Mein Sohn sagt, dass der Bus morgens und mittags super voll sei, mitunter überfüllt.“ Genutzt wird die Linie R50 auch von Kindern aus Holzwickede, die in Schwerte etwa zur Gesamtschule gehen. Darauf machte die Redaktion eine Familie aus Holzwickede aufmerksam.
Damit würde der Wegfall der Buslinie womöglich viele neue Elterntaxis bedingen, was das Elterntaxi-Problem vor den Schulen in Schwerte noch weiter verschärfen würde. Ihren Sohn mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen, ist für Dominique Bischoff aus Sicherheitsgründen keine Option.
„Nerv getroffen“
Genug Gründe um aktiv zu werden. Dominique Bischoff googelte danach, wie eine Petition erstellt werden kann. Fünf Minuten später habe sie ihre erste Petition selbst auf den Weg gebracht. Dabei sei sie kein besonders politisch engagierter Mensch, sagt die Mutter. Gut eine Woche später haben schon 804 Menschen unterschrieben (Stand: 8.10.2024). Die Petition von Dominique Bischoff zum Erhalt der Buslinie R50 von Dortmund nach Schwerte ist auf der Plattform change.org zu finden. Wer auf der Startseite nach R50 sucht, wird direkt fündig.
„Das hat schnell seine Kreise gezogen. Viele sagen, dass es so nicht geht.“ Sie bekomme viele Rückmeldungen und habe wohl einen Nerv getroffen, sagt Dominique Bischoff. Denn neben Schülern verschiedener Schwerter Schulen nutzten etwa auch ältere Menschen die Linie R50, um zum Wochenmarkt nach Schwerte zu fahren. Oder zum Stadtbad. Oder zu Ärzten. Es sei nicht zu unterschätzen, wie viele Menschen mit dem Bus nach Schwerte führen und somit auch Geld dorthin brächten, sagt Dominique Bischoff.
Dialog in Gang bringen
„Dass die Buslinie nicht kostendeckend ist, das ist klar, aber das kann nicht der Grund sein, dass man die Menschen hier hängen lässt“, sagt Dominique Bischoff, die den Schwarzen Peter nicht einfach dem Kreis Unna zuschieben will. Mit diesem stehe sie in gutem Mail-Kontakt. Sie wolle einen Dialog anstoßen und alle Beteiligten an einen Tisch bringen.
Ein paar Gesprächspartner würden sich schon formieren. So habe die SPD Schwerte Unterstützung signalisiert. Zur Stadt Schwerte habe sie auch Kontakt aufgenommen, sagt Dominique Bischoff, die Schulpflegschaft des FBG habe auch reagiert. Zudem ziehe die Petition immer weitere Kreise. Das alles stimmt sie zuversichtlich. „Es ist schön sehen, dass man einfach anpacken und dann gemeinschaftlich nach Lösungen suchen kann.“
Das nächste Ziel für Dominique Bischoffs Petition liegt bei 1000 Unterschriften. Für die Entscheidung über den Fortbestand der Buslinie R50 ist der Kreis Unna zuständig und damit Adressat der Petition, sie richte sich aber an alle Beteiligten am Entscheidungsprozess, sagt Dominique Bischoff.
Bitten und Beschwerden kann übrigens jeder an den Bundestag, Landtag oder Kreistag richten. Das regelt Artikel 17 der Verfassung. Mit einer eingereichten Petition muss sich der jeweilige Petitionsausschuss beschäftigen – unabhängig mit der Zahl der gesammelten Unterschriften. Allerdings ist auch klar, dass Petitionen mit vielen Unterstützern als wichtiger eingestuft werden können als andere.
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