
© Stephan Schuetze
So viel Zeit verschwenden Dortmunds Autofahrer pro Jahr mit Parkplatz-Suche
Befragung
Ein Anbieter von Verkehrsdaten hat ermittelt, wie viel Lebenszeit für die Parkplatzsuche draufgeht. Außerdem ist erstaunlich, wie viel Geld für ungenutzte Parkschein-Minuten gezahlt wird.
In Gegenden wie dem Dortmunder Kreuzviertel ticken die Uhren anders. Jedenfalls müssen viele Menschen dort ihre Zeit anders planen. Fahren sie mit dem Auto von der Arbeit nach Hause, brauchen sie geradezu komplexe Formeln, um zu errechnen, wann sie in der Wohnung eintreffen.
Wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, müssen Anwohner die Termine von sämtlichen BVB-Heimspielen und Konzerten in der Westfalenhalle kennen. Je nach Fülle der Parks, Bars und Restaurants wird der Heimweg sowieso zu „Fahrzeit plus x“ für die Parkplatzsuche. Sicher ist bei diesem x nur, dass es seltenst kleiner als fünf Minuten ist.
Neun Minuten pro Tag
Eine aktuelle Studie besagt jetzt, dass jeder Dortmunder Autofahrer - egal, wo er oder sie wohnt oder arbeitet - im Schnitt 57 Stunden pro Jahr Parkplätze sucht. Das sind rund neun Minuten pro Tag. In mehreren Städten hat das Unternehmen Inrix durchschnittlich mehr als 500 Fahrer dazu befragt - unter ihnen sind auch viele, die private Stellplätze in Anspruch nehmen können. Inrix hat sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von Daten das Verkehrsmanagement besser zu machen.
Dortmund liegt mit den 57 Stunden Parkplatz-Such-Zeit - also fast zweieinhalb Tagen - bundesweit auf Platz sechs. In Frankfurt, Essen, Berlin, Düsseldorf und Köln seien die Autofahrer noch länger auf der Suche, heißt es. Der Bundesschnitt liege bei 41 Stunden.
Das US-Unternehmen hat diese Wartezeit auf volkswirtschaftliche Kosten umgerechnet. Die verschwendete Zeit, der Benzinverbrauch und die Abgasbelastung wurden dafür zusammengerechnet. Pro Dortmunder Fahrer kommt das Unternehmen so auf 1239 Euro Mehrkosten pro Jahr. Für die gesamte Stadt seien das 484 Millionen Euro.
Außerdem ist in der Studie zu lesen: „Um Strafzettel zu vermeiden, planen viele Autofahrer zusätzliche Parkzeiten ein, durchschnittlich 42 Stunden im Jahr pro Fahrer in Deutschland.“ Mit den durchschnittlichen Parkpreisen kalkuliert, zahle jeder Dortmunder pro Jahr 124 Euro Parkgebühren für Zeiten, die er oder sie gar nicht in Anspruch nimmt.
Parksuchverkehr bis zu 40 Prozent
Allerdings bekomme jeder auch im Schnitt 1,1 Knöllchen pro Jahr und müsse im Mittel 11 Euro Bußgeld zahlen. Für ganz Dortmund werden so 4 Millionen Euro aus Falschpark-Strafzetteln errechnet.
ADAC-Verkehrsexperte Dirk Krüger sagt, es sei schwierig einzuschätzen, wie genau diese Zahlen für Dortmund passen. Klar sei aber: „Der sogenannte Parksuchverkehr macht Schätzungen zufolge 20 bis 40 Prozent des Verkehrs in der Innenstadt aus. Das kostet auch die Wirtschaft viel Geld.“
Ein Parkleitsystem, das nicht nur Parkhäuser, sondern auch die Straßen erfasst, sei für ihn wünschenswert. Diese Technik könne man sogar mit Navigationssystemen koppeln.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
