Die einen protzen mit Luxuskarossen, die anderen drehen jeden Cent um. Die Realitydoku „Über Geld spricht man doch!“ will das Tabuthema Finanzen brechen. In der Sendung geben die Teilnehmenden ganz offen Einblick in ihre Kontoauszüge, Einnahmen und Ausgaben. In der aktuellen Folge der dritten Staffel: Lotto-Millionär Chico mit seiner Freundin Candice. Sein Lebensstil steht im krassen Gegensatz zur normalverdienenden Familie Siebertz und Bürgergeldempfängerin Manuela Berrscheidt.

Chico legt seine Finanzen offen
Seit Kürsat Yildrim, besser bekannt als Chico, 2022 den 10-Millionen-Jackpot knackte, führt der „Lotto-König“ ein finanziell sorgenfreies Leben. Im Fernsehen zeigt er seine Sammlung an Parfüms, die um die 30.000 Euro wert sein soll. Er zieht eine Jacke nach der anderen aus seiner Garderobe - jede natürlich von einer Luxusmarke und eine teurer als die andere. Sein teuerstes T-Shirt: ein weißes Oberteil der Marke Givenchy für schlappe 900 Euro.
Das Ulkige: Der 43-Jährige wohnt noch bei seinen Eltern. „Ich bin sehr glücklich in meinem Kinderzimmer“, sagt der Millionär mit Blick auf das riesige Bett, das fast den ganzen Raum einnimmt. Momentan sei er Dauergast bei seiner Freundin. Die hat nämlich eine 70-Quadratmeter-Wohnung und immer Platz für ihren Liebsten. Der Herd bleibe oft kalt, sagt die Polizeibeamtin: „Wir gehen fast jeden Tag essen.“
Nur einer der vielen Kostenpunkte, wie die Kontoauszüge der beiden zeigen. Jeden Monat hat das Paar auf dem gemeinsamen Konto 24.000 Euro zur Verfügung. Die beiden haben große Rücklagen, Candice mit 3.200 Euro ein gutes Einkommen als Beamtin, dazu kommen 1.000 Euro, die sie als Mode-Influencerin auf Social Media verdient.
Chico hat als Geschäftsführer seines eigenen Immobilienunternehmens ein Nettoeinkommen von 4.000 Euro, dazu kommen 12.000 Euro monatlich an Mieteinnahmen. Über soziale Medien verdient er nochmals 4.000 Euro. Kein schlechter Start in den Monat - zumal von Chicos Millionen noch nichts eingerechnet ist.
Am Anfang der Sendung rechnen die beiden vor. Nach Candices Miete, Autoversicherung, Altersvorsorge, Krankenversicherung kommen hohe Kostenpunkte durch den Millionär dazu. Er gibt etwa 5.500 Euro für seine Autoversicherung aus, lässt sich die Pflege seiner teuren Autos einiges Kosten.
Einer der größten Aspekte: Chicos Lottospiel. Darauf will er trotz seines Gewinns vor zwei Jahren offenbar nicht verzichten. Etwa 1.700 Euro gibt er für das Glücksspiel aus. Eine erneute Rechnung zu einem späteren Zeitpunkt in der Sendung wird zeigen, dass es bei weitem nicht dabei bleibt.
Nach diesen Abzügen bleiben dem Paar noch rund 12.000 Euro übrig. „Wie sollen wir damit auskommen?“, fragt Chico sich. Denn sein Lebensstil ist nicht gerade billig. Er führt seinen Porsche, das „Alltagsauto“ vor, dann seinen Ferrari, den er für 780.000 Euro erworben hat, aber „nur bei gutem Wetter“ rausholt. Sein Reichtum ist ihm wichtig, gerade weil seine Vergangenheit von Drogen, Alkohol, Kriminalität, Gefängnis und ein Leben am Existenzminimum geprägt war, wie er selbst erzählt.
Nicht nur behalte er durch sein Geld Abstand zu Alkohol, Kokain und krummen Geschäften - er sagt ganz deutlich: „Geld macht glücklich!“ Die Zuschauenden begleiten den Dortmunder Millionär vor allem dabei, wie er breit grinsend auf Shoppingtour geht, seiner Freundin großzügig anbietet, ihr „den ganzen Laden zu kaufen, wenn ihr das gefällt“, als sie eine Handtasche beäugt. „Ich kann nicht verstehen, wie jemand dieses Leben nicht haben wollen würde“, so der Dortmunder Lotto-König.
Rücklagen? Fehlanzeige
Genau die Menschen, die ein fast gegensätzliches Leben führen, zeigt „Über Geld spricht man doch!“ zwischen den Clips mit Chicos Einkaufstouren. Da ist die fünfköpfige Familie Siebertz, die mit einem monatlichen Einkommen von etwa 3.600 Euro zu den Normalverdienern gehört. Vater Christian lässt sich zum Schienenbahnfahrer ausbilden, Mutter Manuela arbeitet in Teilzeit in einer Apotheke. „Ich schäme mich für nichts“, betont Manuela und führt das Fernsehteam durch die 4-Zimmer-Wohnung.
Besonders stolz ist das Ehepaar auf die neue Couch: ein gebrauchtes Modell von Ebay für 600 Euro: „Die haben wir uns gegönnt“, sagt Papa Christian. Der Esstisch: ein Angebot für 150 Euro. Man komme einigermaßen über die Runden, resümieren die Siebertz‘, auch wenn man schwere Zeiten hinter sich habe.
Die kommen später wieder auf die Familie zu: Als der Vater seinen Ausbildungsplatz verliert, müssen sie mit Manuelas Geld als Teilzeitkraft und Christians Arbeitslosengeld zurechtkommen. Schließlich gerät das Konto nur nicht ins Minus, weil Christian einen Roller für 100 Euro verkaufen kann. „Davon werde ich Lebensmittel kaufen“, sagt der Familienvater. Geld für die Schuldentilgung bleibt nicht übrig.
Leben am Existenzminimum
Noch schlechter ergeht es Manuela Berrscheidt. Die 46-Jährige bekommt Bürgergeld, weil sie durch ihre starke Neurodermitis, ihr Asthma, einer Lungenkrankheit und Epilepsie nicht arbeiten kann. Seit 23 Jahren bezieht sie Sozialleistungen. Luxus ist ihr fremd. Jeden Monat stehen ihr etwa 1.200 Euro zur Verfügung. Davon geht schon fast die Hälfte an Miete für ihre 3-Zimmer-Wohnung in Köln-Bocklemünd drauf.
Nach weiteren Abzügen für Strom, Heizung, Handy und Internet, Bahnticket und Riesterrente bleiben ihr noch etwa 330 Euro für den Rest des Monats. „Es regt mich auf, wenn Leute sagen, man kann von diesem Geld leben“, sagt Manuela. Jeder Cent zählt. Deswegen kauft sie einmal die Woche bei der Tafel ein, teilt sich die Lebensmittel gut ein. Damit sie kein Geld für den Friseur ausgeben muss, lässt sie sich die Haare kostenlos von einer Auszubildenden schneiden - quasi als Versuchskaninchen.
„Es ist ein hartes Leben. Man muss kämpfen“, sagt die 46-Jährige. Am Ende des Monats reicht das Geld fast auf den Cent genau. Etwas zurücklegen kann sie nie. Realistisch bräuchte sie eigentlich etwa 1700 Euro, schätzt sie. Sie wünscht sich eine günstigere Wohnung und dass sie endlich ein paar Stunden arbeiten kann, um ihren Kontostand aufzubessern.
Ähnlich wie bei Familie Seibertz verfolgt die Sendung sie dabei, wie sie alltägliche Probleme löst, schwere Einkaufstüten schleppt, immer wieder durchrechnet, wie viel Geld noch übrig ist. Manuela Berrscheidts Ex-Partner fasst die Situation der Normal- und besonders der Wenigverdienenden so zusammen: „Kein Wunschkonzert.“
Urlaub in der Schweiz
Das sieht beim Lotto-Millionär ganz anders aus. In der Zwischenzeit musste Chico nachschießen. Mit den 24.000 Euro ist das Paar nicht ausgekommen. Nicht ganz unschuldig daran: Chicos erneute Ausgabe für Lottospiele. 1800 Euro gibt er hierfür nochmal aus. „Wir haben gelebt wie Fürsten“, resümiert Candice die vergangen Wochen.
Noch dazu steht ein Urlaub in der Schweiz bevor, in dem das Paar garantiert nicht sparen will. Kurzerhand legt der Dortmunder 7.000 Euro obendrauf und zuckt nur leicht mit den Achseln. Kein Problem für den Multimillionär. Und schon sehen die Zuschauer Chico wieder beim Geldausgeben zu. In der Schweiz bewundert er die dicken Autos und eine Luxusvilla des Schweizer-Millionärs Beat Mörker.

Vor der Kamera protzt dieser mit seinem eigenen Tennisplatz, einem Kristallkronleuchter für 40.000 Euro und seiner 200.000-Euro-Küche, die verdächtig unbenutzt aussieht. Chico und Candice holen sich hier Inspirationen. Immer wieder betont Chico bei „Über Geld spricht man doch!“, wie sehr er sich ein Penthouse oder ein Loft am Dortmunder Phoenixsee wünscht.
„Da wohnen die ganzen Fußballer, da gibt es schöne Wohnungen und es war schon immer mein Traum.“ Als sich das Paar dann ein Exemplar anguckt, muss es leider passen. Mit 130 Quadratmetern einfach zu klein und vor allem ohne Seeblick. Chicos Traumhaus muss wohl noch etwas warten.