
© Hans Blossey
Phoenix-See, Wilo, Hauptbahnhof: So geht es auf Dortmunds größten Baustellen weiter
Baustellen-Check
Wenn sich viele Baukräne drehen, geht es in einer Stadt voran, heißt es. Tatsächlich wird in Dortmund viel gebaut. Wir geben einen Überblick, wie es auf den größten Baustellen aussieht.
Viele kleine und große Baustellen gab es 2018 in Dortmund. Abseits der Straßenbaustellen haben wir uns umgehört und umgesehen, wie es bei den wichtigsten Hochbauten vorangekommen ist.
Hauptbahnhof
Vorbereitende Arbeiten hatte es bereits im Herbst 2017 gegeben. Seit dem Sommer sind die Bauarbeiten auch für die Bahnhofspendler spürbar. Denn ganz im Norden des Hauptbahnhofs hat der Neubau der Gleise 26 und 31 begonnen. Einige Wochen war der Bahnhofstunnel deshalb an einer Stelle „oben ohne“. Jetzt ist er im Baustellenbereich provisorisch überdeckt und etwas verengt.

Im Bahnhofstunnel macht sich der Umbau durch eine Engstelle mit Bauzaun bemerkbar. © Oliver Volmerich
„Diese Arbeiten werden voraussichtlich im Sommer 2019 abgeschlossen sein“, teilt die Bahn zum aktuellen Stand mit. „Damit wäre dann der erste Bahnsteig fertiggestellt.“ Anschließend wird der Aufzug gebaut, der künftig aus der Mitte des verbreiterten Bahnhofstunnels direkt auf den Bahnsteig führt. Barrierefreiheit zu schaffen, ist das wichtigste Ziel des gesamten Umbaus. Entsprechend werden auch die Bahnsteige selbst umgestaltet.
Wenn der erste Bauabschnitt abgeschlossen ist, geht es Bahnsteig für Bahnsteig weiter in Richtung Süden. Weil man pro Bahnsteig etwa ein Jahr Umbauzeit benötigt, dauert es bis zum Jahr 2024 bis der Bahnhof komplett umgebaut ist.

Der Umbau des Hauptbahnhofs hat am nördlichsten Bahnsteig begonnen. © Oliver Volmerich
Letzter Abschnitt ist der Bau einer neuen Verbindung zwischen Bahnhofs- und Stadtbahntunnel an der Nordseite. Hier ist offen, ob es bei der gestalterisch eher schlichten Variante nach den Planungen der Bahn bleibt oder ob es eine große Lösung mit einer großzügigen Bahnhofshalle und Verknüpfung mit einem neuen Busbahnhof auf dem Bahndamm gibt. Das sieht zumindest der Entwurf vor, der aus einem Wettbewerb der Stadt für die Gestaltung des nördlichen Bahnhofsumfelds hervorgegangen ist.
Gebaut wird am Bahnhof auch weiter im Untergrund. Wobei inzwischen fraglich ist, ob die Erweiterung der Stadtbahnstation durch die Stadt wie ursprünglich geplant 2019 abgeschlossen werden kann - fünf Jahre nach Baubeginn.
Aktuell laufen die Ausbauarbeiten an den erweiterten Bahnsteigen – vom Fliesen der Wände bis zum Stahlbau für neue Aufzüge. „Die Inbetriebnahme der mittleren Treppenzugänge verzögert sich aufgrund der komplizierten Montagearbeiten der Wand- und Deckenpaneele“, heißt es in einem aktuellen Bericht des städtischen Tiefbauamtes. Und generell heißt es: „Der Zeitplan für die weiteren Arbeiten wird derzeit überarbeitet.“
Messefoyer Westfalenhallen
„Welcome 2018“ heißt das 35 Millionen teure Modernisierungsprogramm der Westfalenhallen. Es wird wohl nun ein „Welcome 2019“. Herzstück ist ein neues Messefoyer mit Vorplatz zwischen den Hallen 3, 4 und 5. Das vor drei Jahren ausgegebene Ziel, bis Herbst 2018 fertig zu werden, wird allerdings nicht ganz erreicht, auch wenn Hallensprecher Andreas Weber eine Verspätung bestreitet. „Die Fertigstellung des Gebäudes wird wie geplant zum Jahreswechsel beendet sein“, teilte er Mitte Dezember mit. Wer sich zum Jahreswechsel vor Ort umschaute, konnte aber erkennen, dass bis zu einer richtigen Fertigstellung noch einiges zu tun ist.

Kurz vor der Fertigstellung ist das Messefoyer der Westfalenhallen. Die Gerüste sollen bald fallen. Das Bild am Bauzaun zeigt, wie es danach aussehen soll. © Oliver Volmerich
Immerhin lässt sich die gläserne Front des gewaltigen Messefoyers hinter den hochaufragenden Gerüsten schon erahnen. Auch am Messevorplatz, der komplett neu gestaltet wird, läuft der Endspurt. Als Nächstes werde der neue Messeeingang für die notwendigen Abnahmen vorbereitet, parallel würden die letzten Restarbeiten im Innenausbau fertiggestellt, berichtet Weber. Wann genau die Eröffnung gefeiert werden kann, ist noch offen.. „Wir gehen von einer Inbetriebnahme im Frühjahr aus“, erklärt Weber. Finanziell sei das Projekt im Plan.

Auch die Pflasterung des neuen Messevorplatzes läuft bereits. © Oliver Volmerich
Bundesbank
Es ist an der B1 gleich neben der Stadtkrone-Ost ein gewaltiger Gebäudekomplex entstanden. Beim Bau der 300 Millionen Euro teuren Bundesbank-Filiale läuft der Endspurt. Von außen sind die Gebäude so gut wie fertig, teilt ein Bundesbank-Sprecher mit. „Die Installation der Technik läuft auf Hochtouren und die Testphase hat begonnen.“

Fast vollendet ist der Bau der Bundesbank-Filiale an der B 1 (links). © Hans Blossey
Sicherheit spielt dabei eine große Rolle, denn zur Filiale gehört ein großer Geldspeicher, aus dem Banken und Handel in der ganzen Region mit Bargeld beliefert werden. Neben einer Mauer soll deshalb auch ein Wassergraben die Bundesbank-“Burg“ umgeben. Ab Frühsommer 2019 soll die neue Filiale dann sukzessive in Betrieb genommen werden.
Berswordt-Carrée
Das Erdgeschoss ragt teilweise schon aus dem Boden. Die Baustelle zwischen Lindemann- und Wittekindstraße vermittelt erst einen kleinen Eindruck von der Größe des Gesamtprojekts unter dem Titel „Berswordt-Carrée“. In insgesamt neun Gebäuden entstehen bis Ende 2020 über einer Tiefgarage mit 135 Stellplätzen 222 Wohnungen und 365 sogenannte Mikro-Appartements.

Mehr als 580 Wohnungen und Appartements entstehen mit dem Berswordt-Quartier zwischen B1, Wittekindstraße und Lindemannstraße. © Hans Blossey
Im April gab der Hamburger Entwickler Revitalis Real Estate den Verkauf der Wohnungen an das Wohnungsunternehmen Vivawest bekannt. Das schafft dann auch den Zeitdruck für den Fortgang der Arbeiten.

So soll das Berswordt-Quartier nach der Fertigstellung von der Wittekindstraße aus aussehen. © Revitalis
Schulen und Kitas
Gleich zu Beginn des vergangenen Jahres gab es Grund zur Freude. Neben dem (privat) gebauten Berufskolleg-Zentrum am U wurde der Umbau des Fritz-Henßler-Berufskollegs durch die städtische Immobilienwirtschaft mit dem Schulbaupreis NRW ausgezeichnet.
Schulen und Kitas machten und machen weiterhin einen Großteil des Bauprogramms für die städtische Immobilienwirtschaft aus. Dafür sorgen allein die Förderprogramm von Bund und Land. So bearbeitete die Immobilienwirtschaft zuletzt aus dem Programm „Gute Schule 2020“ rund 40 Projekte mit einem Volumen von 64 Millionen Euro.
Bei der Umsetzung haben die Planer allerdings mehr und mehr mit den Engpässen in der Baubranche zu kämpfen. Eine der Folgen: Es wird oft teurer als geplant. Allein die Rohbau-Arbeiten für den Neubau der Reinoldi-Sekundarschule in Westerfilde lagen um 47 Prozent über dem Plan, teilte die Verwaltung im August mit.

So soll der Neubau der Sekundarschule in Westerfilde aussehen. © Stadt Dortmund
Ein zunehmendes Problem ist, dass Handwerksbetriebe ihre Aufgabe nicht erfüllen und einzelne Aufträge neu ausgeschrieben werden müssen. An der Max-Wittmann-Schule in Eving verzögert sich die Gebäudesanierung deshalb um mehrere Monate bis in den Herbst 2019. Wegen ähnlicher Probleme mit einer Fensterfirma verzögert sich der Abschluss des Umbaus am Schulzentrum Grüningsweg in Asseln bis Ostern 2019.

Die Sanierung der Max-Wittmann-Schule in Eving ist eines von zahlreichen Schulbau-Projekten der Stadt. © Oliver Schaper
Naturkundemuseum
Die Probleme mit Handwerksfirmen wirkten sich beim Umbau des Naturkundemuseums, das seit Herbst 2014 geschlossen ist, besonders drastisch aus. Ursprünglich sollte das runderneuerte Museum am Fredenbaum im Herbst 2016 wieder öffnen. Inzwischen ist fraglich, ob es im Herbst 2019 klappt.

Der neue Eingangsbereich des Naturkundemuseums ist schon lange fertig. Mit einer Neueröffnung in 2019 dürfte es aber knapp werden. © Oliver Volmerich
Im Frühjahr waren Museumsleitung und Immobilienwirtschaft noch optimistisch, dass die Handwerker im Sommer 2018 das Haus verlassen. Doch bis zuletzt war der Lüftungsbau noch nicht fertiggestellt. Die Folge: Mit dem Aufbau der neuen Ausstellung konnte immer noch nicht begonnen werden. Da der rund ein Jahr dauert, ist es inzwischen eher unwahrscheinlich, dass es mit einer Eröffnung im Herbst 2019 klappt. 2020 wäre dann das neue Ziel.
Phoenix-See
Lange Zeit war das Phoenix-See-Areal die größte Baustelle der Stadt. Seit der Flutung des Sees im Jahr 2010 sind auch an den Ufern viele Neubauten entstanden. Inzwischen sind nur noch wenige Grundstücke unbebaut. Augenfälligste Baustelle ist das sogenannte „Kontor am Kai“ unmittelbar am Hörder Hafen. Das Gebäude wird neuer Sitz des Beratungsunternehmens KPS. Ende Juni wurde der Grundstein gelegt. Und das Richtfest scheint nicht mehr weit zu sein: „Der Rohbau wird in der ersten Hälfte des Monats Januar 2019 fertiggestellt sein“, erklärt Jens Freundlieb von der Bauunternehmung Freundlieb als Bauherr. Nach Innenausbau und Fassadenarbeiten soll das Gebäude dann im Sommer 2019 an KPS übergeben werden.

Das Kontor am Kai am Phoenix-See kann bald Richtfest feiern. © Oliver Volmerich
Hoffnung gibt es auch bei zwei Projekten, die zuletzt in der Warteschleife hingen. Der eigentlich schon für 2015 angekündigte Sport- und Betriebsstützpunkt am Südufer lässt immer noch auf sich warten. Inzwischen steht nach erneutem Investorenwechsel zumindest der Bauzaun. Bauzaun und Bagger sind auch an der Nordseite des Hörder Hafens aufgebaut, wo in einem Hochhaus Seniorenwohnungen und ein Pflegeheim entstehen sollen. Im November 2015 lud der französische Investor Orpea schon zum symbolischen ersten Spatenstich. Zuletzt wurde ein Baustart im Frühjahr 2018 angekündigt. Jetzt deuten Zaun und Bagger darauf hin, dass es in diesem Jahr losgehen könnte.

Seniorenwohnen am Phoenix-See soll das Projekt H12 bieten. Bauzaun und Bagger stehen inzwischen. © Oliver Volmerich
Eine Hängepartie bleibt vorerst wohl der Umbau der Tull-Villa gleich neben der Hörder Burg.
Wilo-Campus
Dortmunds größte Baustelle steht zurzeit noch nicht so stark im Blickpunkt: Bis 2022 entsteht für gut 230 Millionen Euro an der Nortkirchenstraße der „Wilo Campus“, mit dem der größte Pumpenhersteller der Welt die „Fabrik der Zukunft“ baut. „Sämtliche Bauarbeiten sind im zeitlichen und finanziellen Rahmen“, teilte Wilo zum Jahreswechsel mit. Derzeit werden die Bodenplatten in der Produktionsstätte gegossen. Auch die Arbeiten für die neue Wilo-Zentrale („Future Office“) laufen nach Plan. Vier von sieben Etagen reichen im Rohbau bereits in die Höhe. Im Juni 2018 war hier der Grundstein gelegt worden, Anfang 2020 soll das Bürogebäude bezogen werden.

So soll der Wilo-Campus nahe der B54 (re.) aussehen. © Wilo
Für die neuen Produktionshallen unter dem Titel „Smart Factory“ ist die Schlüsselübergabe für August oder September 2019 geplant. Neue Parkplätze entstehen auf dem früheren Betriebshof-Gelände der Stadt. Gebaut wird in diesem Jahr auch die verlegte Nortkirchenstraße, die künftig im Norden um den Wilo-Campus herum führen soll. Am Ende entstehen dann an der Stelle der alten Verwaltung ein Kundencenter mit Museum (bis Ende 2021) und ein Projekthaus.
Basecamp
Es war 2018 die wohl aufsehenerregendste Baustelle der Stadt. Viele Schaulustige verfolgten über Wochen den Abriss des früheren Karstadt-Hauses an der Kampstraße. Es hat Platz gemacht für einen Neubau, der im Frühjahr 2019 in Angriff genommen werden soll. Entstehen wird dann nach den Plänen des Dortmunder Büros Gerber Architekten ein Neubau unter dem Titel „Basecamp“ mit bis zu 430 Studenten-Appartements mit Gemeinschaftsräumen für Arbeiten, Fitness, Gemeinschaftsküchen, einer Bibliothek, Dachgärten und Gastronomie. Auch eine teilweise Hotelnutzung ist vorgesehen.

Der Abriss des früheren Karstadt-Hauses an der Kampstraße sorgte im Frühjahr 2018 für Aufsehen. © Stephan Schütze
Wenn die Bauarbeiten im Frühjahr starten, könnte der Bau bis Herbst 2020 fertig sein. Parallel dazu sollen ab Sommer 2019 die Arbeiten zum weiteren Umbau der Kampstraße starten. Ende 2022 soll alles fertig sein. Zum Gesamtkomplex an der Kampstraße, den der European Student Housing Fund vor gut einem Jahr übernommen hat, gehört das frühere Modehaus Boecker, in das nun das Sporthaus Decathlon einzieht. Die Eröffnung ist laut Decathlon-Homepage für das Frühjahr 2019 geplant.

So soll das Basecamp an der Kampstraße aussehen. © Gerber Architekten
Rewe-Zentrallager/Sinteranlage
Im Juni wurde der erste Spatenstich für das neue Rewe-Zentrallager auf einem Teilstück der früheren Sinteranlage der Westfalenhütte gesetzt. Inzwischen ist das Logistikzentrum deutlich gewachsen. Knapp 45.000 Quadratmeter, also gut sechs Fußballfelder groß wird der gesamte Gebäudekomplex. Ein erster Teil soll bereits in diesem Sommer in Betrieb gehen.

Auf einem Teilstück der früheren Sinteranlage der Westfalenhütte entsteht das neue Rewe-Zentrallager. © Hans Blossey
Rewe ist der erste neue Nutzer auf dem Areal der Sinteranlage, das von der Stadtwerke-Tochter Dortmund-Logistik aufwendig aufbereitet und vermarktet wurde. Dazu gehört auch eine neue Trasse für die Rüschebrinkstraße, die im Süden bis zur Rewe-Baustelle bereits fertig ist. Am nördlichen, rund 800 Meter langen Teilstück, wird noch bis zum Sommer 2020 gebaut. Anschließend will der Logistikpark-Betreiber Prologis hier weitere Logistikzentren ansiedeln.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
