Vielleicht ist es dem ein oder anderen beim Wocheneinkauf schon aufgefallen: Aktuell sind Kartoffeln günstig. Bei Netto wird für den gesamten Januar ein Preis pro Kilogramm von 55 Cent angeboten - im Vier-Kilo-Gebinde sind das dann 2,20 Euro. „Im Vergleich zum Dezember bedeutet das eine Preissenkung von 40 Prozent“, so die Leiterin der Unternehmenskommunikation Christina Sylianou.
Aldi Nord kann keine konkreten Angaben zu aktuellen Kartoffelpreisen machen - doch generell wurden auch bei Aldi Nord „zuletzt die Preise von Obst und Gemüse um bis zu 33 Prozent gesenkt“, so Maximilian Morlock von der Unternehmenskommunikation.
Der Grund für die sinkenden Kartoffel-Preise: „2024 war eines der besten Kartoffel-Jahre“. Das sagt Michael Koch, Marktanalyst bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI, in einem Medieninterview.
Die Kartoffelernte war im Jahr 2024, laut Presseinformation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sehr gut. Das zeigt eine vorläufige Auswertung. Erwartet wird eine Rekordernte von 12,7 Millionen Tonnen, was neun Prozent mehr als im Jahr 2023 und 17 Prozent mehr als der mehrjährige Durchschnitt wären.
Vor allem verantwortlich ist dafür die vergrößerte Anbaufläche, die nun bei 289.300 Hektar liegt. Sie ist damit die größte Anbaufläche seit 2004, so das BMEL. Davon profitiert der Einzelhandel aktuell.
Günstigere Pommes in Dortmund?
So weit, so gut - aber hat das auch Auswirkungen auf das mit Sicherheit beliebteste Kartoffelprodukt - die Pommes? Oder auf andere beliebte Spezialitäten in der Gastronomie, seien es Ofenkartoffeln oder Kartoffelstampf? Wenn es so viele Kartoffeln gibt, müssten Pommes-Fans davon doch eigentlich etwas merken.
Willi Nowakowski, der Betreiber von Dortmunds vielleicht beliebtester Pommes- und Currywurst-Bude „Wurst Willi“ hat von den sinkenden Preisen noch nichts gemerkt. „Das werde ich wohl auch nicht“, sagt der Dortmunder unserer Redaktion.
Grund: Die Pommes bekommt er von einem Zulieferer - und der kauft immer für ein ganzes Jahr ein. „Ob sich etwas an den Preisen ändert, werde ich dann wahrscheinlich nur durch Zufall bemerken“, so Nowakowski.
Bei Wurst Willi kostet eine normale Pommes aktuell übrigens drei Euro.

Auch Kartoffelpott-Inhaber Marcel Pelzer ist verblüfft. „Ich habe privat wahrgenommen, dass die Kartoffel-Preise heruntergegangen sind. Auf sowas achte ich immer, das gehört irgendwo zu meinem Job“, sagt der Betreiber des beliebten Kartoffelstampf-Imbisswagens an der Reinoldikirche.
Daraufhin habe er sofort seinen Zulieferer kontaktiert, denn im Gegensatz zu den günstigen Angeboten im Supermarkt habe der Inhaber des lokalen Imbisses am 1.1.2025 sogar eine Preiserhöhung von acht Prozent bekommen.
Pelzer kauft regelmäßig Kartoffeln bei einem Großhändler ein. „Monatlich verbrauche ich für meinen Kartoffelstampf zwei bis drei Tonnen Kartoffeln. Da kaufe ich natürlich immer in großen Mengen ein.“ Im Großhandel sind die niedrigen Preise demnach ebenfalls noch nicht angekommen.
Das könne auch daran liegen, dass Verträge geschlossen werden, in denen der Preis für teilweise bis zu einem Jahr festgelegt wird, erklärt Pelzer. „Ich kann mir vorstellen, dass bei den Großhändlern und damit auch in der Gastronomie die niedrigen Preise erst später ankommen. Zumindest wäre das schön“, so Pelzer.
Er wäre bereit, die Verkaufspreise seiner Produkte günstiger zu machen, fügt er hinzu. Aktuell kostet bei Kartoffelpott eine kleine Portion 6,90 Euro, die mittlere 8,90 Euro und die große Portion 10,90 Euro.
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