Sieben Schüsse nach einem Verkehrsstreit Mordanklage gegen Dortmunder nach Tiefgaragen-Hinrichtung

Sieben Schüsse: Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage gegen Dortmunder
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Sieben Schüsse soll ein 26-jähriger Mann aus Dortmund auf einen 58-jährigen Bochumer abgegeben und ihn schließlich getötet haben. Davon ist die Staatsanwaltschaft in Bochum überzeugt und hat deshalb einem aktuellen Bericht der Bild-Zeitung nach auch Anklage erhoben. Die WAZ hatte bereits Anfang August darüber berichtet.

Ein Sprecher des Schwurgerichts Bochum bestätigte der Bild-Zeitung, dass es um einen „heimtückischen Mord aus niederen Beweggründen“ gehe. Der Prozess beginne im kommenden Monat. Auslöser für die Tötung des 58-jährigen Bochumers soll ein vergleichsweise belangloser Verkehrsstreit und ein Handyfoto gewesen sein, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) im Mai.

Zu dem Streit war es am 3. März in der Dortmunder Nordstadt gekommen. Der 58-Jährige, ein lediger Sachbearbeiter, der laut Polizei von Zeugen als besonders korrekt und gesetzestreu geschildert wurde, habe ein Handyfoto von seinem Kontrahenten geschossen. Der 26-Jährige habe vergeblich verlangt, das Foto zu löschen.

Mutmaßlicher Täter verfolgte sein Opfer

Als der 58-Jährige sich hartnäckig weigerte, habe der Verdächtige bei der Polizei angerufen und sich beschwert. Später sei er dann dem 58-Jährigen hinterhergefahren und habe seinen Wohnort herausgefunden. Zu diesem Zeitpunkt habe er offensichtlich bereits geplant, den Älteren umzubringen, hatte der ermittelnde Staatsanwalt Philipp Rademacher im Mai bei einer Pressekonferenz in Bochum gesagt.

Am 7. März habe er ihm morgens in der Tiefgarage aufgelauert und das Feuer eröffnet, als der 58-Jährige seinen Wagen um 8.12 Uhr startete. Insgesamt sieben Projektile wurden gefunden, fünf davon im Körper des Opfers.

Der Angreifer sei, während er schoss, um das Auto herumgegangen und habe zweimal aus nächster Nähe durch das Seitenfenster auf der Fahrerseite „nachgeschossen“, um sein Opfer sicher zu töten, so Rademacher. Erst am Abend hatten Zeugen den 58-Jährigen tot auf dem Fahrersitz seines Autos entdeckt. Der Motor sei den ganzen Tag lang weitergelaufen, berichtete Rademacher.

Schwierige Ermittlungen

Da der mutmaßliche Täter und das Opfer in verschiedenen Städten – Dortmund und Bochum – lebten und sich nicht kannten, seien die Ermittlungen schwierig gewesen, sagte die Leiterin der Bochumer Kriminalinspektion Antje Wippermann im Mai.

Den entscheidenden Hinweis habe der mutmaßliche Täter selbst durch seinen Beschwerdeanruf bei der Polizei gegeben, so die Polizei laut des dpa-Berichts. Dabei habe er seinen Namen genannt, die Nummer sei aufgezeichnet worden. Bei den Ermittlungen der Mordkommission „Garage“ hätten die Fahnder unter anderem den Telefon-Funkverkehr zur Tatzeit am Tatort ausgewertet und dabei die Nummer des Beschwerde-Anrufers wiederentdeckt.

Außerdem sei aufgefallen, dass ein Telefon mit derselben Nummer bei einem schweren und bisher unaufgeklärten Raub eines Porsche Ende 2022 in Dortmund in der Nähe des Tatortes eingeschaltet war.

Pistole in Wohnung des mutmaßlichen Täters

Die Ermittler durchsuchten die Wohnung des 26-Jährigen und fanden unter anderem die Tatwaffe – eine Neun-Millimeter-Pistole mit seltener, in Deutschland nicht legal erhältlicher Munition – und den Zündschlüssel des Porsche. Der Wagen war schon 2022 kurz nach dem Raub sichergestellt worden.

Bei der Tat hätte auch „Wut und Ablehnung gegen deutsche Staatsbürger“ eine Rolle gespielt, sagte Staatsanwalt Rademacher im Mai. Der mutmaßliche Täter aus Dortmund hat die türkische Staatsbürgerschaft. Dem Artikel der Bild-Zeitung nach sei er bereits mehrmals vorbestraft. Ein 29-jähriger Komplize des 26-Jährigen ist ebenfalls angeklagt. Er soll den 26-Jährigen nach der Tat abgeholt haben. Spezialkräfte der Polizei hatten beide Männer im Mai festgenommen.

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