Frauen erleben im Alltag oft die Situation, dass sie durch Männer in Bedrängnis geraten – im Park, am Hauptbahnhof oder auf der Straße. Anfang November hat ein Dortmunder seine Frau getötet, vor den Augen der drei Kinder – schon zuvor war er gewalttätig gegen das Opfer.
Andrea Keimberg vom Kriminalkommissariat Kriminalitätsprävention und Opferschutz beschäftigt sich mit Gewaltprävention. Gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen bietet Keimberg in Kooperation mit dem Polizeisportverein Dortmund Frauenselbstsicherheitskurse an. „Ähnliche Trainings habe ich vor Jahren als Teilnehmerin erlebt und habe dadurch viel Sicherheit erfahren. Daraus ist der Wunsch erwachsen, das auch anderen Frauen zu vermitteln“, verrät die Polizistin, die die Kurse bereits seit 2008 anbietet.
Bestandteil ihrer Kurse sind unter anderem anlassbezogene Übungen zum selbstbewussten Auftreten. Auch darüber sprachen wir mit der Expertin im 2023. Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November haben wir den Artikel erneut veröffentlicht. Hier finden Sie fünf Tipps für brenzlige Situationen und welche Verhaltensweisen die Betroffenen dann wählen könnten.
Tipp 1: Sei aufmerksam!
Selten sei es der Fall, dass sich potenzielle Gefahrensituationen aus dem Nichts entwickeln. „Überfallartige Vergewaltigungen, dass heißt ohne eine vorherige Opfer-Täter-Beziehung, kommen glücklicherweise nur selten vor“, sagt Andrea Keimberg. Es sei daher nicht ratsam, etwa aufs Handy zu starren, statt die Umgebung im Blick zu behalten.
„Wir raten, unterwegs aufmerksam zu sein und zu beachten, was um einen herum passiert. Man merkt sonst nicht, dass sich was zusammenbraut“, sagt sie. Näher sich da wer an? Fixiert mich wer mit Blicken? „Es bahnt sich ja immer was an“, erklärt Keimberg, die daher zur Aufmerksamkeit rät: „Um mögliche Annäherungen schon frühzeitig zu erkennen.“
Tipp 2: Vertraue deinem Bauchgefühl!
Nach einem Vorfall erwähnten viele Betroffene, dass sie von vornherein ein schlechtes Gefühl bei einem späteren Aggressor hatten. Keimberg: „Fast alle Opfer sagen später, dass mit dem Typen was nicht stimmte.“
Ihr Ratschlag: Auch das Bauchgefühl mitbeachten! Denn dieses signalisiere oft, das etwas mit dem Gegenüber nicht stimme. „Wir neigen dazu, dass zu verdrängen“, erläutert Keimberg. „Wenn man aber auf das eigene Bauchgefühl hört, kann man vieles verhindern.“
Tipp 3: Setze Grenzen!
Oft werden Frauen angesprochen, angefasst oder es wird hinterhergepfiffen, erläutert Keimberg: „Dann ist es wichtig frühzeitig Grenzen zu setzen!“ Es sei dann wichtig und vorteilhaft, diese Grenze und die Grenzüberschreitung laut anzusprechen
Am besten sollte das auch so laut angesprochen werden, dass es für die Mitmenschen in der Nähe hörbar ist. „Es ist wichtig, Öffentlichkeit herzustellen. Das können auch andere Personen sein, die auf das Geschehen aufmerksam werden“, rät Keimberg, „weitere Zeugen schrecken Täter unter Umständen ab.“
Tipp 4: Achte auf Stimme und Gestik!
Vielen Frauen passiere es, dass sie in der Bedrängnis lächeln. „Das sollten sie an der Stelle nicht tun, sondern eine Köperhaltung einnehmen, die Stärke signalisiert“, empfiehlt Keimberg. Es gehe darum, die Gestik und die Stimme der Situation anzupassen.
Damit könnten Betroffene selbstbewusst auftreten. Dazu gehöre, laut zu sprechen, den Kopf hochzuhalten und einen Augenkontakt aufrechtzuhalten. Wie immer bestehe auch im dem Fall die Option, bereits unterschwellig den Polizeinotruf 110 zu wählen.
Tipp 5: Suche die Flucht!
Wer Selbstverteidigungskurse belegt, lernt ebenso als erstes, die Flucht zu suchen. Und dazu rät ebenso die Beamtin: „Die Gefahr, sich in falscher Sicherheit zu wiegen, besteht immer“, erklärt Keimberg.
Ihnen rät Keimberg: „Der erste Impuls sollte immer sein, zu flüchten bzw. die Distanz zu vergrößern.“ Dabei gehe es darum, die eigene Position zu verbessern, also dahin zu gehen, wo andere Menschen sind.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Oktober 2024.
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