„Stadt+Handel“ hat die Vorarbeit geleistet. Im Auftrage der Stadt hat das Planungsbüro nach umfangreichen Recherchen, Gesprächen und Workshops den fälligen Wandel der Dortmunder City beschrieben. Dabei haben die Akteure neun Quartiere ausgemacht, ihre Stärken dargestellt und Ideen für die künftige Entwicklung geliefert.
Eines davon ist das Rosenviertel im östlichen Teil der City, das früher als „Ostwallviertel“ firmierte und mit seinen Kneipen und Bars das Dortmunder Ausgehviertel schlechthin war. Lange her. Wo einst die Partyszene dominierte, sind nun kleine, inhabergeführte Geschäfte mit hochwertigen Angeboten entstanden, ergänzt um Restaurants und kleine, gemütliche Cafés mit individueller Note. Insider kennen das Quartier – für manche aber blüht das Rosenviertel immer noch im Verborgenen. „Viele City-Besucher entdecken uns mehr oder weniger durch Zufall“, stellt Lena Dümer fest.
Sie leitet mit ihrer Schwester Nora das Bekleidungsgeschäft „Hofius“ an der Olpe – ein typisch inhabergeführter Laden. Lena Dümer würde sich beispielsweise „Standort-Tafeln“ wünschen; eine Art digitale Wegweiser in der City, die Besucher aufs Rosenviertel und dessen Vorzüge hinweisen.
Tatsächlich plant die Stadt nun, das Rosenviertel enger mit den Einkaufsachsen Kleppingstraße sowie Osten- und Westenhellweg zu verknüpfen und zu einer Flaniermeile zu entwickeln. Deshalb wird nun in einem ersten Schritt der nördliche Abschnitt der Straße Rosental (von der Viktoriastraße bis Kleppingstraße) in eine Fußgängerzone umgewandelt. Die dafür zuständige Bezirksvertretung Innenstadt West hat am Mittwoch, 19. April, beschlossen, ein sogenanntes Teilentziehungsverfahren einzuleiten - das heißt: Die Straße wird dem Autoverkehr entzogen.
Die Stadt will das Entree ins Viertel so attraktiver gestalten – vor allem den Eingangsbereich am Übergang zur Kleppingstraße. „Die Idee mit der Fußgängerzone ist prima“, findet Geschäftsfrau Lena Dümer. „Dann finden im Rosental auch keine Wendemanöver mehr statt.“
Rosental soll autofrei werden
Die gibt es täglich. Allzu viele Autofahrer haben den Straßenabschnitt seit Langem als Parkplatz entdeckt. Dort gibt es gerade vier öffentliche Plätze, dennoch reiht sich auf der östlichen Seite Auto an Auto. Jeden Tag. „Den meisten geht es gar nicht darum, hier im Viertel einzukaufen“, hat Lena Dümer beobachtet. Es geht ganz einfach darum, das Parkticket zu sparen. Autofahrer, die keinen Platz finden, drehen vor dem alten Filmcasino und fahren die relativ schmale Straße postwendend wieder zurück.

Das soll künftig Geschichte sein – und die Einfahrt von der Viktoriastraße aus nur noch den Anwohnern und dem Lieferverkehr (21 Uhr bis 11 Uhr) vorbehalten bleiben. Zudem will die Stadt nun auch diesen Straßenabschnitt mit „mobilen Wanderbäumen“ sowie mit kombinierten Pflanzkübeln und Sitzmöglichkeiten aufwerten und die Aufenthaltsqualität verbessern. Zumindest temporär und in einem ersten Schritt.
Wann genau an der Ecke Viktoriastraße/Rosental das Schild „Fußgängerzone“ aufgestellt wird, ist noch offen. Zuvor muss ein umfangreiches Verfahren auf den Weg gebracht werden, das laut Verwaltungssprecher Christian Schön „sechs bis neun Monate dauern kann.“ Die erste Phase beginnt jetzt mit der Veröffentlichung in den Dortmunder Bekanntmachungen - dann können Bürger und Eigentümer drei Monate lang Einwände und Anregungen einbringen. Am 24. Mai ist im „TwentyOne“ am Günter-Samtlebe-Platz um 18 Uhr eine erste Informationsveranstaltung. Spätestens im Frühjahr 2024 könnte das Verfahren abgeschlossen und der erste Abschnitts des Rosentals autofrei sein.
Was wird aus dem Filmcasino?
Langfristig, so heißt es in einem Papier der städtischen Tiefbauer, sei „eine bauliche Umgestaltung der Straße Rosental sinnvoll und auch so vorgesehen“. Soll heißen: Die Stadt will zu einem späteren Zeitpunkt prüfen, ob sie einen „freiraumplanerischen Wettbewerb“ auf den Weg bringt, um die Straße dann auch baulich als Fußgängerzone zu markieren. Nicht ausgeschlossen also, dass die Straße irgendwann ein Pflaster erhält, bei dem Straßenraum und Gehweg ineinander übergehen. Die Überlegungen kommen auch bei Katja Seller gut an, Inhaberin des Accessoire-Ladens „wolkesieben“ im Rosental. „Darauf freue ich mich“, sagt sie – und hat spontan dieselbe Idee wie Lena Dümer: „Dann könnten wir Tische und Stühle nach draußen stellen, so würde die Atmosphäre im Viertel noch angenehmer.“

Die geplante Fußgängerzone ist aus Sicht der Stadt erst der Auftakt. Auch mit dem Ostenhellweg soll das Rosenviertel besser verbunden werden. Dabei könnte das frühere Filmcasino eine tragende Rolle spielen. Es ist seit etlichen Jahren außer Betrieb. Die Stadt ist da offenbar am Ball – und wünscht sich „eine architektonisch-funktionale Aufwertung des ehemaligen Kinos und dessen Umfeld“, wie es in einem Papier heißt. Geschäftsfrau Lena Dümer hat „von einem Feinkostangebot“ gehört, Genaueres aber vermag sie nicht zu sagen. Zukunftsmusik. Dafür hat sie eine weitere Idee, wie das Rosenviertel künftig von sich reden machen könnte: mit einem jährlich stattfinden Fest, das von den anliegenden Händlern organisiert und veranstaltet wird. Lena Dümer will dafür werben.
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