Seit etwa einer Woche tobt in den Medien eine Debatte über Einlassregeln des LWL-Museums Zeche Zollern. An einem von sechs Ausstellungstagen ist der Eintritt zu einer kleinen Ausstellung zum Thema Kolonialismus wie berichtet für vier Stunden vor allem Schwarzen, Indigenen und nicht-weißen Menschen (BIPoC) vorbehalten, wobei es kein Verbot für Weiße gibt, sondern es sich um eine Bitte handelt. Das ist seit März so, doch geriet das Thema nach einem viralen Tiktok-Video in den Fokus der Öffentlichkeit. Daraufhin gab es Drohungen gegen das Museum und Protestaufrufe.

Zum Video selbst gibt es nun weitere Details. Zu sehen sind hier Jan Preuß, der Fraktionsvorsitzende der AfD-Ratsfraktion in Gelsenkirchen, und Wolfgang Seitz von der AfD Dortmund, es wurde zuerst auf dem Tiktok-Kanal des AfD-nahen Radiosenders Antenne Frei veröffentlicht. Der Dortmunder Seitz ist Mitbegründer des Senders. Geteilt wurde es, wie berichtet, von der Bundestagsabgeordneten Joana Cotar, ehemals AfD, nun fraktionslos. Das war der Ausgangspunkt der jüngsten Ereignisse.
Protestaufrufe von rechts
Von dort aus verbreitete sich das Video schnell. Die Kritik wie auch Solidaritätsbekundungen in den sozialen Medien ließen nicht auf sich warten. Inzwischen bezeichnete auch die bekannte AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch das Vorgehen des LWL-Museums auf der Plattform X (ehemals Twitter) als „Rassentrennung“ und sorgte damit aufgrund ihrer Reichweite für weitere Aufmerksamkeit.
Offiziell: #Rassismus ist wieder ok. Rassentrennung im schwarz-grünem #NRW vom Möchtegern-CDU-Kanzlerkandidaten #Wüst. Man glaubt es nicht: Schwarze dürfen samstags nicht ins Museum (Dortmund) nach dem Motto „Wir müssen draußen bleiben“. Oh wait- nicht Schwarze, sondern Weiße…
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) September 2, 2023
Rechtspopulistische Medien wie Reitschuster und Nius kritisierten die Safer Spaces für Betroffene als Rassismus. Das gipfelte in einem Protestaufruf für Samstag, den 2. September. Wer Lust habe, solle mal vorbeikommen, hieß es vom NPD-Kreisverband „Heimat Dortmund“ (ehemals „Die Rechte“) auf Telegram.
Daraus wurde: wenig. Vor Ort waren Samstag mehrere Journalisten, unter anderem von WDR und Nius. Die Polizei zeigte ebenfalls Präsenz.
Der Protest bestand aus einer Handvoll Leuten. Der ebenfalls angekündigte Gegenprotest von unter anderem der Partei „Die Partei“ bestand aus nur drei Leuten, plusminus, je nach Uhrzeit.

Die Polizei Dortmund begründet den vergleichsweise großen Einsatz mit potenzieller Gefahrenabwehr: „Es gab allen Anlass zu glauben, dass hier etwas passieren kann. Schlussendlich hatten wir aber keine Feststellungen“, heißt es danach. In den Medien ging es allerdings weiter.
Immer noch viele Drohungen
Auf Basis des Samstagseinsatzes berichtete der WDR unter anderem in seiner Aktuellen Stunde, genau wie Nius auf ihrer Website. Beide Medien sprachen mit Besuchern vor Ort. Verglichen mit der Anzahl an Medienvertretern und Polizei waren diese aber in der Unterzahl: „Aktuell raten wir auch niemandem dazu, die Ausstellung zu besuchen“, sagt Projektleiterin Jana Golombeck, „wir wissen einfach nicht, was als nächstes passiert, wenn die Polizei nicht mehr da ist.“
Gründe sind die Bedrohungen im Vorfeld aus rechtspopulistischen Kreisen und die Sorge, dass sich die Situation weiter hochschaukelt: „Die Kampagne in den sozialen Medien geht ungebremst weiter“, meint sie. Auch Drohmails gebe es weiterhin.
Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
Um dem Protest entgegenzutreten, hat Zeche Zollern über Instagram ein eigenes Video hochgeladen. In dem erklärt Kirsten Baumann, Direktorin der LWL-Museen für Industriekultur nochmal, wieso es den Safer Space gibt, und dass niemand ausgeschlossen werde, sondern es um Respekt und Rücksichtnahme gehe.
„Als ein Experiment von vielen ist dieser kleine Bereich des Museums daher samstags von 10 bis 14 Uhr für BIPoC reserviert - nicht blockiert oder gar verboten“, heißt es im Instagrampost des LWL-Museums noch einmal explizit zur Klarstellung. Baumann: „Das hat in den letzten Monaten auch sehr gut funktioniert.“
Daher will man an dem Experiment festhalten. „Die Regelung bleibt bestehen. Allerdings werden wir nun Personal aufstocken und Sicherheitsmaßnahmen erhöhen müssen“, sagt Projektleiterin Golombeck. Sie hoffe, dass die mediale Kampagne möglichst bald abflaue.
Unterm U am 2. September 2023: Die rechte Kampagne gegen Dortmunder Museum und die Folgen