Sexuelle Gefahr für Kinder in der Freizeit Besser als die Chorakademie kann man nicht handeln

Besser als die Chorakademie kann man nicht handeln
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Besser als die Chorakademie kann man nicht handeln

Er gehört leider zu dieser Welt wie Mord und Krieg: der sexuelle Übergriff auf ein Kind. Meist passiert er zu Hause. Doch auch draußen sind unsere Mädchen und Jungen leider nie einhundertprozentig sicher – nicht im Sportverein, nicht bei Ferienfreizeiten, nicht in der Musikschule oder im Chor.

Nur: Was machen wir aus dieser Erkenntnis? Verfallen wir in Panik? Lassen wir die Wut zu, wenn wir von einem Fall erfahren, bei dem ein Erwachsener ein Kind missbraucht, angefasst, verletzt hat? Nein: Bitte genau das nicht.

Maximale Transparenz

Wie die Chorakademie Dortmund auf einen Verdachtsfall von sexualisierter Gewalt reagiert, ist vorbildlich: den mutmaßlichen Täter innerhalb weniger Stunden von seinen Aufgaben entbinden. Sich auf Formulierungen einigen und ein Schreiben an die Eltern schicken. Schnellstmöglich ein Treffen mit den Eltern ansetzen und auf maximale Transparenz setzen. Und all das, obwohl man sich selbst nichts vorzuwerfen hat.

Unterricht in privaten Räumen ist verboten. Bei Neu- und Umbauten achtet man auf viel Glas, um Eins-zu-Eins-Situationen ohne soziale Kontrolle gar nicht erst zuzulassen. Hinzu kommen Aufzeichnungs-Möglichkeiten. Was für ein Signal an potenzielle Täter: Du hast keine Chance, dich heimlich mit einem Kind zurückzuziehen!

Sie dürfen nein sagen

Kein Sportverein, der auf Umkleidekabinen angewiesen ist, könnte so etwas umsetzen. Keine Musikschule, die sich halt in alten Räumen befindet, kann so etwas gewährleisten. Und dennoch: Selbst unter diesen Bedingungen scheint nicht alles sicher gewesen zu sein. Offenbar nicht sicher, wie es korrekt heißen muss. Denn nicht zu vergessen: Noch immer reden wir über einen mutmaßlichen Fall, über einen Verdacht, wenn auch einen starken.

Kinder stark machen. 1000 Mal gehört, oder? Und dennoch das immer richtige, immer wichtige Mittel, das viele Fälle verhindern kann. Mädchen und Jungen müssen wissen, dass sie nein sagen dürfen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Wenn die Tante ein Begrüßungsküsschen will – und auch wenn der Trainer einfach nur eine Hand auf die Schulter legt, ohne Hintergedanken.

Krisenkommunikation wichtig

Ebenso wichtig wie Vorsorge ist die Vorbereitung auf den Super-GAU: Wenn es doch einen Verdachtsfall gibt, muss Krisenkommunikation her. Auch da handelt die Chorakademie vorbildlich: Liebe Eltern, das ist (vielleicht) passiert, das wissen wir noch nicht. Liebe Kinder, möchtet ihr darüber reden, wie ihr euch jetzt fühlt? Was können wir in Zukunft besser machen? Habt ihr Vorschläge oder Ideen?

Lieber schweigen über einen solch ungeheuerlichen Vorwurf – ist das eine Option? Wohl kaum, fragen Sie mal nach bei der katholischen Kirche, wie gut das funktioniert hat. Nein: Nur maximale Transparenz hilft, zukünftige Fälle zu vermeiden. Und ganz nebenbei den Ruf der Institution bestmöglich zu erhalten.