Sexismus und Rassismus am Flughafen Dortmund? Chefs widersprechen – aber nur teilweise

Sexismus und Rassismus am Flughafen? Chefs weisen Vorwürfe zurück - aber nicht alle
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Es ist ein Brief mit heftigen Vorwürfen, der Ende Dezember 2021 Oberbürgermeister Thomas Westphal und Flughafen-Chef Ludger van Bebber erreicht. Darin berichtet ein Insider von sexistischen und rassistischen Entgleisungen beim Bodenpersonal des Dortmunder Flughafens. Am Ende des Briefs entschuldigt sich der Hinweisgeber, dass er zur „eigenen Sicherheit“ den Brief „leider anonym“ habe verfassen müssen.

Mehr als 15 Monate, nachdem er die Flughafen-Chefs informiert hat, schickt der Informant den Brief in den „Anonymen Briefkasten“ unserer Redaktion. Er begründet diesen Schritt so: „Ich wollte bei den Verantwortlichen des Dortmunder Flughafens auf Missstände zum Thema Rassismus, Sexismus etc. aufmerksam machen. Leider hat sich diesbezüglich bis heute nichts getan.“

Aufkleber unter anderem von Thor Steinar

Die von ihm beklagten „Missstände“ hat der Hinweisgeber detailliert aufgeführt. Ein namentlich genannter Mitarbeiter mit „rechtsextremer Gesinnung“ beschimpfe Passagiere als „Dreckspack“, „scheiß Ausländer“, die „am besten dahin verschwinden sollen, wo sie hergekommen sind“.

Auf die Tür seines Spindes habe dieser Mitarbeiter Aufkleber eindeutig „rechtsextremer Symbolik“ geklebt. Konkret geht es um Logos der beiden Bekleidungsmarken „Thor Steinar“ und „Erik and Sons“.

Prof. Dr. Dierk Borstel, Rechtsextremismus-Experte von der Fachhochschule Dortmund, bewertet auf Anfrage unserer Redaktion die Aufkleber so: „Eric and Sons und Thor Steinar sind Kleidungsmarken, die in der rechtsextremen Szene sehr beliebt sind. Sie bieten Symbole der nordischen Mythologie, Wikingerzeugs und so weiter und verdienen damit ihr Geld. Verboten sind sie nicht. Die Zielgruppe der Käufer ist aber klar und das Geschäftsmodell lebt somit von der Distanzlosigkeit zur rechtsextremen Szene und fördert deren Uniformierung und ästhetischen Ausdruck.“

„Gerne Witze über Ausländer und Flüchtlinge“

Der Insider berichtet auch von einem Mitarbeiter, der in der AfD aktiv sei und als „fremdenfeindlicher Rassist“ „gerne Witze über Ausländer und Flüchtlinge“ mache. Ein anderer wiederum tue sich mit frauenfeindlichen, sexistischen Sprüchen hervor. Ein von ihm zitiertes Beispiel ersparen wir uns an dieser Stelle: Es ist unterstes Niveau.

Und die Vorgesetzten? Die interessiere das nicht: „Unsere Vorgesetzten scheinen andere Prioritäten zu haben“, so der Hinweisgeber. Bei rassistischen Sprüchen werde „gerne auch mal ein Auge zugedrückt“ nach dem Motto: „Hauptsache, er macht seine Arbeit, dann ist es egal.“

Mehr als 15 Monate ist es, wie oben erwähnt, her, dass der Brief mit diesen sehr konkreten Vorwürfen bei Oberbürgermeister Thomas Westphal und Flughafen-Chef Ludger van Bebber landete. Nichts sei seither geschehen, schreibt der Informant unserer Redaktion.

Oberbürgermeister Westphal und Flughafen-Chef van Bebber widersprechen

Diesen Vorwurf weisen Westphal und van Bebber in einer gemeinsamen Stellungnahme unserer Redaktion gegenüber zurück. Stadt und Flughafen hätten sich nach dem Erhalt des Schreibens „umgehend kurzgeschlossen und reagiert“.

Der Flughafen habe „mit allen erwähnten Mitarbeitenden, ob angeblich Betroffene oder Verursacher, zeitnah intensive Gespräche geführt“.

„Keiner der Vorwürfe und der in dem Schreiben erwähnten Gerüchte“ habe sich „als haltbar erwiesen“. Wobei das nur schwer mit der Aussage Westphals und van Bebbers in Einklang zu bringen ist: „Die im Schreiben angesprochenen Aufkleber wurden entfernt“.

Im Übrigen malen Westphal und van Bebber das Bild eines Flughafens mit vorbildlichen Umgangsformen seiner Beschäftigten: „Der Flughafen Dortmund steht dafür, dass der Umgang seiner Mitarbeitenden geprägt ist von Transparenz, Respekt, Zuverlässigkeit und Dialogbereitschaft.“ Man werde „in keinem Fall die Diskriminierung von Mitarbeitenden hinnehmen“.

Darauf habe man in den Gesprächen „eindringlich hingewiesen“. Eine Parteizugehörigkeit zur AfD sei dagegen arbeitsrechtlich nicht zu beanstanden.

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