Damit hatten die beiden Gastronomen nicht gerechnet: Monatelang mussten sie auf die Genehmigung für den Ausschank alkoholischer Getränke warten. Irgendwann riss ihnen der Geduldsfaden und sie suchten sich anwaltliche Hilfe.
Mitten in den Herbstferien 2023, gerade als sie im Urlaub waren, erreichte Annika und René Rosenthal endlich die Nachricht, an die sie nicht mehr geglaubt hatten. Ein Nachbar öffnete mit ihrem Einverständnis einen „dicken Umschlag“, in dem sich die Konzessions-Zusage der Stadt befand. „Ich habe mich so gefreut, da habe ich direkt den Frühschoppen auf dem Schiff mitgenommen“, sagt René Rosenthal, mit seiner Frau Betreiber des „Café Blickpunkt“ an der Limbecker Straße 17 in Lütgendortmund.
„Große finanzielle Einbußen“
Tatsächlich ist er rückblickend aber immer noch sauer. „Durch die fehlende Konzession hatten wir große finanzielle Einbußen“, sagt der Dortmunder Gastronom. Denn wer buche schon eine Tauf-, Geburtstags- oder Beerdigungsfeier ohne die Möglichkeit, den Gästen auch Alkohol anzubieten?
Doch immer wieder seien sie vertröstet worden: Mal fehlten Unterlagen, dann waren die Fristen abgelaufen, schließlich konnte der Antrag urlaubs- oder krankheitsbedingt nicht bearbeitet werden. So sei das über eineinhalb Jahre gegangen. „Im Grunde noch länger, denn wir hatten den ersten Antrag schon vor der Eröffnung im April 2021 gestellt“, so René Rosenthal.

Andere Gastronomen mit ähnlichen Erfahrungen hätten ihnen schließlich einen Anwalt empfohlen: „Danach ging es dann relativ schnell“, erinnert sich der Jung-Unternehmer, der auch die „Futterluke“ am Lütgendortmunder Hellweg betreibt.
Die Resonanz sei bislang besser als erwartet: Denn obwohl er und seine Frau den Alkoholausschank für das Café Blickpunkt in Lütgendortmund noch gar nicht beworben hätten, füllten sich bereits die Reservierungsbücher mit privaten Veranstaltungen.
Mädelsfrühstück mit Sekt
Ebenso erlebe der normale Café-Betrieb einen Aufschwung – wohl auch dank des „Mädelsfrühstücks“ mit Sekt, des „BVB-Spieltag-Frühstücks“ mit Bier und einem „Schnäppeken“ nach Wahl und der Waffeln mit Eierlikör. „Eierlikör scheint hier ohnehin ein Kultgetränk zu sein“, sagt die Blickpunkt-Chefin, die aber viel lieber Lillet mag und ihn in verschiedenen Varianten serviert.
René Rosenthal hingegen ist besonders stolz, dass es im Café Blickpunkt ab sofort „Hövels Lütgendortmunder Bartholomäus Kirchweih-Bier“ vom Fass gibt. „Das gibt es sonst ja nur auf der Kirmes.“
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