Holger Kopp (46), Leiter der Evinger Filiale von „City Fitness Dortmund“ an der Gewerbeparkstraße in Eving, war am Dienstagmittag (6.6.) noch immer geschockt. Er habe in der Nacht zuvor nur drei Stunden geschlafen, sagt er. Am Montagmittag (5.6.) hatte es einen SEK-Einsatz in seinem Fitnessstudio gegeben, weil sich fünf Männer derart geprügelt hatten, dass zwei von ihnen verletzt wurden und ins Krankenhaus gebracht werden mussten – ein Bergkamener (22) und ein Dortmunder (41).
Kopp, der zum Zeitpunkt des Vorfalls allein im Studio war, schildert den Vorfall so: Gegen Mittag seien vier Männer ins Studio gekommen, um ein zweites Probetraining zu absolvieren. Ihr erstes Probetraining hatten sie vor einigen Tagen gehabt. Zwar habe er gedacht, so Kopp, dass sie nicht recht zur sonstigen Klientel des Fitnessstudios passen, aber solange sie sich nicht danebenbenehmen, gebe es für ihn keinen Grund sie abzuweisen.
Durchschnittsalter: 55 Jahre
Bei den Männern habe es sich um 25- bis 35-Jährige gehandelt, die augenscheinlich Krafttraining für den Muskelaufbau machen wollten. „Wir sind aber in erster Linie ein Gesundheitsstudio“, sagt Kopp. „Für ein hartes Krafttraining haben wir gar nicht die Gewichte.“ Das Durchschnittsalter seiner Kundinnen und Kunden liege bei 55 Jahren. In der großen Mehrzahl seien es Frauen, die „City Fitness Dortmund“ nutzen.
Die vier Männer begaben sich in die Umkleidekabine. Wenig später habe ein fünfter Mann Anfang 40 das Studio betreten. Auch er wollte sein zweites Probetraining absolvieren. Kopp hatte nicht den Eindruck, dass er zur Gruppe der vier anderen Männer gehörte.

Tumult in der Umkleidekabine
Nur zehn Sekunden, nachdem auch der einzelne Mann die Umkleidekabine betreten habe, sei dort ein wilder Tumult losgegangen. Laute Geräusche und dumpfe Schläge waren zu hören. Wenig später flog die Tür des Umkleidetraktes auf, und ein ineinander verschlungenes Menschknäuel flog ins Studio. „Ich konnte nicht unterscheiden, wer da mit wem kämpfte“, sagt Kopp. Er wählte sofort die 110 und geleitete die Besucher aus dem Studio, die zu diesem Zeitpunkt dort trainierten: fünf Frauen im Alter von 55 bis 75 Jahren und ein einzelner älterer Mann.
Unterdessen kam einer der Kämpfenden auf ihn zu, zeigte ihm eine tiefe Schnittwunde am Arm und sagte: „Rufen Sie einen Krankenwagen. Ich bin verletzt.“ Das tat er. Kopp meinte, bei einem anderen Beteiligten eine blutende Kopfverletzung gesehen zu haben.
Waffen? Hat er nicht gesehen
Unterdessen traf draußen eine erste Polizistin ein. Sie wies Kopp an, der gerade seine Kunden nach draußen geleitete, die Tür zum Fitnessstudio von außen abzuschließen. Der am Arm Verletzte war mittlerweile ebenfalls draußen und wurde von der Besatzung eines eintreffenden Rettungswagens versorgt. Lediglich die vier anderen Kämpfenden befanden sich jetzt noch im Studio, wo sie schließlich von der Polizei aufgegriffen werden konnten.
Kopp hat keinerlei Waffen gesehen. Er weiß nicht, wie die beiden Verletzungen zustande gekommen sind. Auch die Polizei konnte am Dienstag keinerlei Angaben zu möglichen Waffen machen. Worüber die Männer in einen derartigen Streit geraten sind, weiß der Fitnessstudio-Chef ebenfalls nicht.
Putzkolonne hat viel zu tun
Holger Kopp hatte sein Fitnessstudio zum 1. Januar 2021 in die Hände der Firma Fitness- und Gesundheitszentren GmbH & Co. KG mit Sitz in Recklinghausen abgegeben, war aber Filialleiter in Eving geblieben. Er hatte lediglich die (für ihn stressige) Selbstständigkeit gegen ein Angestelltenverhältnis getauscht.
Sein Chef Philipp Kunz lobt Holger Kopps umsichtiges Verhalten - besonders im Hinblick auf die Sicherheit für die anderen Kunden. Am Dienstag war das Studio noch geschlossen - auch weil eine Putzkolonne zunächst die Spuren des blutigen Kampfes beseitigen musste. Wann es wieder öffnet, war am Dienstag noch nicht klar. Doch eins weiß Holger Kopp: Etwas Derartiges wie am Montag hat er in 20 Jahren Tätigkeit in Fitnessstudios noch nicht erlebt.
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