
© Uwe Kisker
Seit 30 Jahren gestalkt: Uwe Kisker spricht in RTL-Talkshow
Stalking
Bei dem Dortmunder Uwe Kisker hat das Telefonklingeln einen bitteren Beigeschmack. Es gibt Tage, an denen sein Stalker bis zu 500 Mal anruft. In einer TV-Talkshow redet er über Stalking.
Über 30 Jahre ist es her, dass Carl B. in das Leben von Uwe Kisker und seiner Frau Tina trat. An einem Sonntagmittag im Jahr 1989 zeigte der Anrufbeantworter des Ehepaares Kisker 99 Anrufe in Abwesenheit an.
„Ich möchte Tina haben - koste es, was es wolle. Du bist doch das größte Arschloch“, habe ein Mann auf das Band gesprochen. „Von da an hat er mich immer wieder angerufen - es waren manchmal zwei-, drei-, fünfhundert Anrufe am Tag“, erzählte Kisker am Mittwoch (11. März) in der Talkshow „Marco Schreyl“ dem Publikum. „Es war die Hölle auf Erden.“ Trotz mehrerer Verurteilungen kam B. nie ins Gefängnis.
Stalker lässt sich über Jahrzehnte hinweg nicht stoppen
Das Ehepaar bekam einen zweiten Telefonanschluss mit einer Geheimnummer, die nicht im Telefonbuch zu finden war. Doch Kisker wollte weiter erreichbar sein, für den erweiterten Freundeskreis und für seinen Job als Hobby-Moderator einer Sportshow.
Anfangs sprach der Stalker noch zu seinen Opfern am Telefon. Weder Tina Kiskers wütende Beschimpfungen noch andere Worte konnten die Anrufe verhindern. Doch es blieb nicht beim Telefon-Terror: Im Jahr 1990 stand Carl B. vor der Tür des Ehepaares und verlangte, dass Tina Kisker mit ihm komme.
Immer wieder wurde der Stalker verurteilt, doch er kam jedes Mal mit einer Bewährungsstrafe davon. Nach einem der Urteile wählte Carl B. prompt wieder Uwe Kiskers Nummer und sagte: „Du kriegst kein Schmerzensgeld von mir.“ Im Jahr 2014 sagte er offen, er habe mittlerweile einfach nur noch „Bock, ihn zu stalken und fertigzumachen“.
Kriminalbeamter entschuldigt sich für Kollegen
Mehrfach wandte sich Kisker an die Dortmunder Polizei. Einige Beamten weigerten sich allerdings, Anzeige zu erstatten: „Da hat man mir gesagt: Der ruft doch einfach an, der bedroht Sie ja nur“, sagt Kisker.
Gegenüber von Kisker saß bei der Talkshow Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. „Das muss beendet werden“, stellt er klar. Nach der Aufzeichnung, so erzählt Kisker im Gespräch mit der Redaktion, sei Huth auf ihn zugekommen.
„Er sagte: ‚Uwe, ich wollte mich nochmal entschuldigen, dafür, wie die Kollegen gehandelt haben‘“, sagt Kisker. Huth habe aber auch betont, dass sich in den letzten Jahren viel geändert hätte, vor allem seit der Erneuerung des Stalking-Gesetzes 2017. Durch die neue Regelung muss ein Opfer nicht erst gezwungen sein, gravierende Änderungen im Leben vorzunehmen - wie beispielsweise umzuziehen -, damit das Stalking strafbar wird.
„Die Leute im Ruhrgebiet sind echt klasse“
Die Erfahrung, in einer Talkshow über Stalking zu sprechen, fand der Dortmunder „wahnsinnig interessant“. Nach der Aufzeichnung tauschte er sich noch mit anderen Opfern aus. „Es war eine sehr lockere Atmosphäre zu einem sehr brutalen Thema“, sagt Kisker.
Eine weitere Betroffene, die ebenfalls in der Show zu Gast war, habe gesagt, 30 Jahre Stalking hätte sie nicht überlebt, berichtet er. Kisker sagt, es sei nur mit Unterstützung durch Familie und Freunde möglich, so etwas durchzustehen. „Hier in Dortmund habe ich gemerkt: Die Leute stehen hinter mir - vom OB bis zu Leuten, die man beim Bäcker trifft. Das macht einem Mut. Und da sieht man nochmal: Die Leute im Ruhrgebiet sind echt klasse.“
Wegziehen aus Dortmund kommt für Kisker nicht infrage. Als Folge des jahrelangen Stalkings muss er mittlerweile Beruhigungsmedikamente nehmen. Das letzte Urteil gegen seinen Stalker fällte das Dortmunder Landgericht im vergangenen Dezember: Drei Monate Haft bekam Carl B., für vier Jahre ausgesetzt zur Bewährung.