Seit Mitte März geht nichts mehr am DJ-Pult: Keine privaten Feiern, keine öffentlichen Partys und die Clubs und Diskotheken sind auch geschlossen. Eine Branche steuert auf den Abgrund zu.
Wenn man jemanden als alten Haudegen am DJ-Pult bezeichnen kann, dann ist es Diego Janke, besser bekannt als DJ Diego. Seit 40 Jahren sorgt der heute 57-Jährige für Stimmung auf den Tanzflächen. Aber so eine Krise wie jetzt, hervorgerufen durch die Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Verboten, hat er noch nie erlebt.
„Ich hatte am 13. März meinen letzten Job. Am 14. März sollte ich in der Diskothek Fox in der Spielbank Hohensyburg auflegen, doch das wurde kurz vorher abgesagt“, sagt Janke.
Kein Auftrag mehr
Seitdem geht nichts mehr in Sachen Feiern, Tanzen und Party machen. Und auch in Sachen Geldverdienen. „Es ging von 100 auf 0“, sagt DJ Diego. Alle Aufträge seien seitdem storniert worden. Bis zu 70 Veranstaltungen macht der in Dortmund bekannte DJ im Jahr. Viele sind davon nicht übrig geblieben.

Das waren noch Zeiten. Diego Janke mit Jürgen Drews in der Alten Post in Brackel, die der heute 57-Jährige eine Zeitlang geführt hat. © Privat
Aber wovon lebt jemand, der ein selbständiges Gewerbe hat und nicht mehr arbeiten darf? „Ich bin im Moment von meiner Frau finanziell abhängig“, sagt Diego Janke. Und er hat einen Nebenjob angenommen – im Sicherheitsdienst.
Aushilfsjob zur Überbrückung
Nichts für die Dauer, aber der Job spült zumindest etwas Geld in die Kasse. Aber was ist mit der Corona-Soforthilfe, die allen Künstlern zugesagt wurde? „Die darf ich ja nur einsetzten, um meine Betriebskosten zahlen zu können. Aber was habe ich denn für Betriebskosten?“, sagt Janke.
Wie soll es weitergehen mit dem DJ-Beruf? „Ich kann nur warten, wie viele meine Kollegen auch, dass es weitere Lockerungen gibt“. Das sei lange überfällig. „Wir haben, wie auch die Sänger, keine Möglichkeiten, aufzutreten“, sagt Janke.
Die ganze Branche steuere auf den Abgrund zu. „Ganz schlimm“ sei die Situation auch für seine Kollegen auf Mallorca. Hier hat Janke auch schon aufgelegt. In S’Arenal und am Playa de Palma. Janke darf sich seitdem Mallorca DJ nennen und hat einen eigenen Fanclub.
Aber auch auf der Lieblingsinsel der Deutschen geht im Moment nichts. „Die Kollegen dort sind noch schlimmer dran“, so DJ Diego. Es habe eine Art spanisches Arbeitslosengeld gegeben - nicht mehr, als ein Tropfen auf den heißen Stein.
In Dortmund ist eines seiner Wohnzimmer der Ratskeller in Aplerbeck. Auch hier waren 2020 zahlreiche Veranstaltungen geplant - auch hier ist das DJ-Pult verwaist. „Das Schlimme ist, dass uns Künstlern keiner hilft. Wir haben gar keine Unterstützung.“
Hoffnung bleibt
Im Oktober soll es in Dortmund eine Mallorca-Party geben. Mit vielen Live-Künstlern, die sonst auch auf Mallorca auftreten. „Die steht noch im Kalender. Wir hoffen da noch.“
Pläne machen kann er als selbständiger DJ nicht. Nur hoffen, obwohl die Prognosen düster sind. „Es werden viele Künstler auf der Strecke bleiben. Es wird viel kaputt gehen.“
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
