Großer Ärger um Stadtbahn-Ausbau Neue Linien erst in vielen Jahren? „Das ist nicht hinnehmbar“

Dortmunds Politik läuft Sturm gegen Zeitplan für Stadtbahn-Ausbau
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Wird es jemals eine Stadtbahn-Verlängerung bis nach Kirchlinde geben? Oder einen Ausbau der U49 bis zur Godekinstraße in Wellinghofen? Die Vorschläge sind uralt, bereits im Stadtbahnentwicklungskonzept von 2008 enthalten und nie über das Stadium von Visionen hinausgekommen.

Trotzdem werden die Ladenhüter künftig erneut auf ihre Machbarkeit überprüft: Nach monatelangem Hin und Her lag 2021 ein Sammelsurium von 24 alten und neuen Stadtbahn- und H-Bahnprojekten auf dem Tisch, in welchen Ortsteilen das Netz ausgebaut werden könnte.

Darunter die seit Jahren gewünschte Weiterführung der U44 übers Gelände der früheren Westfalenhütte. Obwohl sich die Pläne für den Neubau der FH auf der ehemaligen HSP-Fläche (Stichwort: „Smart Rhino“) zerschlagen haben, soll auch dort eine Stadtbahn-Verbindung geprüft werden.

Ebenfalls in der Verlosung: eine Machbarkeitsstudie für einen neuen Stadtbahntunnel in der östlichen Innenstadt. Die Grünen in Person von Oliver Stieglitz brachten zuletzt sogar einen Stadtbahnabzweig über die Immermannstraße zum Hafen ins Gespräch – ein Projekt, das bislang noch gar nicht vorgesehen ist.

Viele offene Fragen

Alle neuen und alten Vorschläge sollen nun auf Herz und Nieren geprüft werden. Welche Stadtbahn- und H-Bahnlinien lassen sich technisch und finanziell realisieren? Wie sehen die ökologischen Folgen aus? Die Ergebnisse sollen das Fundament für ein neues, fortgeschriebenes Stadtbahnkonzept sein. Wann das fertig sein soll?

Die Verwaltung hat jetzt auf eine Anfrage von Grünen und CDU reagiert und eine Zeitschiene präsentiert – und die stößt bei den Ratsfraktionen auf erheblichen Unmut: Demnach soll das neue Stadtbahnkonzept frühestens im „vierten Quartal 2027“ vorliegen und vom Rat beschlossen werden können.

"Das ist nicht hinnehmbar"

"Dieser Zeitrahmen ist erschütternd“, kommentierte CDU-Fraktionssprecher Uwe Waßmann jüngst im Ausschuss für Stadtentwicklung. „Das bedeutet, wir kommen frühestens 2027 zu tragfähigen Beschlüssen“, ärgerte sich Waßmann.

Den Ratsbeschluss von 2021 zugrunde gelegt, würden sechs Jahre benötigt, um das alte Konzept auch nur fortzuschreiben – von einem möglichen Baubeginn noch gar nicht zu reden. „Das ist nicht hinnehmbar“, so Waßmann mit Fingerzeig auf die propagierte Mobilitätswende und Klimaneutralität Dortmunds bis 2035, zu der eben auch der ÖPNV beitragen soll.

Mit seiner Kritik stand er nicht allein. SPD-Fraktionschefin und -sprecherin Carla Neumann-Lieven stieß ins gleiche Horn. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass erste Gutachten nun auf dem Tisch liegen würden“, sagte sie. Selbst für den seit Jahren diskutierten Weiterbau der Linie 44 über die Westfalenhütte habe es „noch keinen Spatenstich gegeben“, so Neumann-Lieven. „Das ist ernüchternd“.

Auch dieses Projekt ist bereits im Stadtbahnkonzept 2008 gelistet. Nach heutigem Stand können die Bagger frühestens Ende 2025/Anfang 2026 rollen. Neben dem Straßenbau sei noch die Frage der Fördermittel zu klären, gab Tiefbauamtschefin Sylvia Uehlendahl zu bedenken.

Immer noch kein Gutachter beauftragt

„Auch wir sind einigermaßen erschrocken über den Zeitplan für das Stadtbahnkonzept“, merkte Utz Kowalewski an, Fraktionschef von Linke+. Was die Politiker besonders wurmt: Zwei Jahre nach dem Ratsbeschluss im September 2021, die Verwaltung möge das neue Konzept in Angriff nehmen, ist noch immer kein externer Gutachter beauftragt, der die einzelnen Vorschläge in einem zweistufigen Verfahren sortiert und gewichtet – Grundvoraussetzung für alle weiteren Diskussionen übers künftige Stadtbahnnetz.

Mehr noch: Bislang hat es nicht einmal eine Ausschreibung dafür gegeben. Zumindest die soll „in diesem Herbst“ starten, wie Tiefbauamtsleiterin Uehlendahl erklärte. Da allein die Auftragsvergabe ein sattes halbes Jahr in Anspruch nimmt, kann der Gutachter bestenfalls im Frühjahr 2024 loslegen.

"Wünsche mir auch mehr Tempo"

„Mehr Tempo würde ich mir auch wünschen“, gestand Uehlendahl den Politikern ein. Sie verwies auf „diverse Abstimmungsprozesse", die mit DSW21 und dem städtischen Planungsamt im Vorfeld zu führen gewesen seien. So sei beispielsweise vom Planungsamt „eine Aktualisierung der Verkehrsdaten“ (zu den übrig geblieben Projekten aus 2008) geltend gemacht worden.

Die Politiker reagierten auf ihre Weise: Sie wollen von der Verwaltung künftig regelmäßige Berichte zum Stand der Dinge anfordern. Was Matthias Dudde (Grüne) so formulierte: „Wir müssen den ÖPNV-Ausbau konsequenter verfolgen und kontinuierlich begleiten.“

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