Präventionsmaßnahmen in der Thier-Galerie.

© Marius Paul

Welche Geschäfte müssen schließen? Thier-Galerie, Ikea und Co. rätseln über Coronavirus-Erlass

rnHandel in Dortmund

Die Landesregierung schränkt den Betrieb von Einrichtungshäusern und Einkaufszentren enorm ein. Bei den betroffenen Unternehmen herrscht Ungewissheit. Das hat drastische Auswirkungen.

Dortmund

, 17.03.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Normalerweise ist die Thier-Galerie an einem Montagnachmittag gut besucht. Doch in Zeiten der anhaltenden Coronakrise scheinen sich viele Gegebenheiten zu ändern. An diesem Montag (16. März) sind deutlich weniger Besucher in der Thier-Galerie unterwegs als üblich.

Nicole und Saskia haben sich dennoch in das Einkaufszentrum getraut: „Es ist schon merkwürdig, dass hier so wenig los ist“, unterstreicht Saskia. Und Nicole ergänzt: „Wenn jetzt auch noch solche großen Einrichtungen schließen, hätte ich endgültig ein komisches Gefühl.“ Solche Maßnahmen scheinen allerdings gar nicht mehr so unrealistisch.

Vorstoß der Landesregierung sorgt für Irritationen

Am Sonntagabend (15. März) beschloss die NRW-Landesregierung, den Zutritt zu Einrichtungshäusern und Einkaufszentren nur noch zur Deckung des dringenden Bedarfs zu erlauben. Da aber eine nähere Definition ausblieb, sorgte der Vorstoß bei den betroffenen Unternehmen in Dortmund für mehr Fragen als Antworten.

In der Thier-Galerie hat mittlerweile die erste Filiale einer großen Kette geschlossen. Dabei handelt es sich um das Modegeschäft Hollister, so Center-Manager Markus Haas. Und: „Aktuell denken weitere Unternehmen über eine Schließung oder Reduzierung der Öffnungszeiten nach“, so der Manager am Montag.

Unklar, wie mögliche Kontrollen umgesetzt werden sollten

Solange die Behörden die Auflagen nicht konkretisieren, kann man Haas zufolge nicht einschätzen, welche Maßnahmen vor Ort erforderlich sind. Es müsse noch festgelegt werden, „welche Artikelgruppen überhaupt zur Deckung des dringenden Bedarfs gehören“. Darüber hinaus sei nicht klar, wie eine mögliche Kontrolle des Kaufverhaltens aussehen solle.

Ähnlich erstaunt ist man in der Möbelbranche: „Wir sind von dieser Anordnung ziemlich überrascht worden. Uns fehlen einfach konkrete Details“, erklärt Thomas Horschler vom Poco Einrichtungsmarkt. „Um es freundlich auszudrücken: So eine Vorgabe ist natürlich schwierig umzusetzen. Wir können unsere Kunden kaum fragen, ob sie die gekauften Gegenstände denn auch wirklich zu Hause benötigen.“

Auch beim Einrichtungsriesen Ikea sorgt der Erlass für Probleme. Man prüfe derzeit, ob nur noch eine begrenzte Anzahl von Kunden gleichzeitig die Filialen besuchen dürfen. „Eine komplette Schließung der Einrichtungshäuser ziehen wir zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht in Betracht“, unterstreicht Sprecherin Kim Steuerwald auf Nachfrage am Montag.

Dennoch bereite man sich darauf vor, „weitere und gegebenenfalls auch drastischere Maßnahmen mit direkten Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb zu ergreifen“.

Wer tatsächlich von den Maßnahmen betroffen ist, bleibt unklar

Der Spielbereich für Kinder sei beispielsweise bereits seit dem 14. März überall geschlossen. Zudem haben laut Steuerwald die Kundenrestaurants und Bistros vorsorglich ihren Betrieb eingestellt.

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Doch nicht nur bei dem „Wie“, sondern selbst bei der Frage nach dem „Wer“ herrscht beim Thema Einschränkungen Ungewissheit. „Wir gehen davon aus, dass wir nicht betroffen sind“, verdeutlicht Monika Graf vom Einrichtungshaus Büker in der Dortmunder Innenstadt. Derzeit seien ohnehin wenige Kunden unterwegs, so dass man sich von der Anordnung „nicht angesprochen“ fühle.

Umsatzeinbußen für den Handel nicht aufzufangen

Insgesamt steht der Dortmunder Einzelhandel vor einer enormen Herausforderung, betont der Vorsitzende des Dortmunder Cityrings, Dirk Rutenhofer: „Die Entwicklung ist für die Unternehmen jetzt schon ein Drama - und wir sind noch lange nicht über den Berg.“

Dabei sei das große Problem grundsätzlich, dass man die Umsatzeinbußen, die man derzeit verzeichnet, nicht wieder reinholen könne. Was weg ist, ist weg, sagt Rutenhofer: „Uns wird wahrscheinlich noch das Hören und Sehen vergehen.“