Prof. Dr. Dominik Schneider im Videogespräch. © RN

Video-Gespräch mit Kinderklinik-Direktor

Schwere Corona-Verläufe bei Babys und mehr: Kinderarzt warnt

Die Corona-Pandemie kann langfristige Folgen für Kinder haben, warnt Kinderklinik-Direktor Prof. Dr. Dominik Schneider. Er hat klare Ratschläge für eine baldige Rückkehr in die Schule.

Dortmund

, 03.02.2021 / Lesedauer: 3 min

Kinder leiden besonders unter der Corona-Pandemie. Für diese These hat Prof. Dr. Dominik Schneider, Direktor des Westfälischen Kinderzentrums am Klinikum Dortmund, eindrucksvolle Belege.

Der Leiter der Dortmunder Kinderklinik kommt gleich auf mehreren Ebenen mit den Folgen von Corona in Berührung. Im Videogespräch mit unserer Redaktion berichtete der Mediziner, dass oft schon Säuglinge an Corona erkranken. Kinder in den ersten Lebensmonaten hätten oft schwere Verläufe. Schneider berichtete von rund drei Dutzend Fällen. Die Säuglinge kämen aber sehr gut über die Infektion hinweg.

Späte Immunreaktionen

Ältere Kinder und Jugendliche kämen oft nicht in der akuten Phase der Corona-Infektion zum Arzt. „Sie kommen dann, wenn später Immunreaktionen auftreten und es zu einer Entzündung von verschiedenen Organen und Systemen im Körper führt. Diese Kinder sind dann akut schwer krank, haben Fieber und manchmal auch eine Herzmuskelentzündung“, erklärte Schneider. Es gebe davon aktuell etwa ein bis zwei Fälle pro Woche - „deutlich mehr als in der ersten Welle“.

Auch in der Kinderklinik werden akute Corona-Fälle oder ihre Folgen behandelt. © Stephan Schütze

Bundesweit seien inzwischen 160.000 Corona-Infektionen erfasst worden, in gut 1000 Fällen davon sei ein stationärer Aufenthalt in einer Kinderklinik nötig gewesen, bilanzierte Schneider. Kinder erkrankten insgesamt weniger häufig schwer, wenn doch, dann oft aufgrund chronischer Vorerkrankungen.

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Schwerwiegend seien aber auch die indirekten Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche. „Alle Kinder haben massive Einschränkungen ihrer Lebensbedingungen“, sagte Schneider. Familie, Kita oder Schule und Freizeit mit Freunden seien die üblichen sozialen Räume von Kindern. „Dieser Lockdown nimmt Kindern zwei dieser sozialen Räume“, stellt der Mediziner fest.

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Das Homeschooling sei nicht in allen Schulen gleich gut etabliert, bedauert der Klinikdirektor. Vielen Kindern gehe so die Tagesstruktur verloren, ebenso wie ein Großteil der sozialen Kontakte. Kinder, die etwa in beengten Wohn- und schwierigen Familienverhältnissen lebten, erlebten so „massive Einschränkungen, die sich langfristig auf die soziale Entwicklung, auf das Bildungsniveau und die beruflichen Aufstiegschancen auswirkten. „Das sind Probleme, die sich für die Kinder langfristig, vielleicht ein Leben lang, auswirken“, fürchtet Schneider.

Die Folgen des Lockdowns zeigten sich auch im Klinikalltag. Es gebe viele Kinder, die mit schweren Erkrankungen deutlich später in die Klinik käme, weil das Gesundheitsnetzwerk nicht wie sonst funktioniere. „Es gab Fälle, die habe ich in 25, 26 Jahren Klinikerfahrung noch nicht erlebt“, sagte der Klinikdirektor.

Als Beispiel nannte er ein Kind mit einem Zuckerwert von 1600 - also sechszehnfach erhöht. Da fehle die Gesundheitsvorsorge. Wichtig sei es, trotz der Corona-Pandemie an Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen bei den Kinderärzten festzuhalten, sagte Schneider.

Depressive Störungen

Zudem verstärke der Lockdown depressive Störungen. Es gebe selbstverletzendes Verhalten, massive Gewichtszunahmen oder exzessiven Medienkonsum. „Weihnachten haben wir zwei Jugendliche gesehen, die mit einem Kollaps zu uns in die Klinik kamen, weil sie eine Woche durchgedaddelt hatten und nur zwei oder drei Stunden geschlafen hatten“, sagte Schneider. Wichtig sei, dass die Familien eine Tagesstruktur halten und mit den Kinder auch nach draußen gehen.

Nicht zuletzt wünscht sich der Mediziner eine baldige Rückkehr in die Schulen. Er empfiehlt dazu eine stufenweise Öffnung, angefangen bei den jungen Altersklassen. Wichtig sei über strenge Hygieneregeln hinaus eine strenge Zuordnung in Gruppen, die man klein und konstant hält. Bei älteren Schülern seien dann mehr hybride Unterrichtsformen, also eine Mischung zwischen Präsenz- und Teleunterricht, sinnvoll. Schneider: „Wir brauchen sichere Schulen vor allem für die kleinen Kinder.“

Das ganze Video-Interview unter rn.de/kinderarzt

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